Luxemburg und Frankreich: „Mehr als Nachbarn“

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Nach dem offiziellen Auftakt der Staatsvisite am Montagmorgen mit einer Begrüßung des großherzoglichen Paares im Elysée-Palast durch das französische Präsidentenpaar Emmanuel und Brigitte Macron stand der Montagnachmittag in Paris im Zeichen der Wirtschaft.

Knapp 300 Unternehmensvertreter hatten sich in der herrschaftlichen Pariser Handelskammer eingefunden. Dieses „Forum économique“ stand unter dem Motto „Mehr als Nachbarn“. Die Auftaktrede hielt Großherzog Henri. Er bedankte sich zu Beginn für die „besondere Aufmerksamkeit“, die Frankreich Luxemburg zuteil kommen lässt. Diese Staatsvisite, so Henri, sei ein „sehr bedeutender Moment für die Beziehung zwischen beiden Ländern“. Es sei auch ein guter Zeitpunkt, an die „gemeinsame Geschichte zu erinnern“.

Mit Blick auf die Zukunft unterstrich der Großherzog, dass „wir unsere Stärken vereinen und solidarisch auftreten müssen“. Henri betonte auch den besonderen Stellenwert Frankreichs für Luxemburg und erinnerte an die Rolle beider Länder in Europa, wo sie zusammen für „Frieden und Stabilität stehen“. Zudem unterstrich er die Stärke der Luxemburger Wirtschaft – und ihre Offenheit. All das sei aber nicht möglich ohne die Menschen, die diese Leistung erbringen. „Die Menschen sind unser Reichtum“, schloss der Großherzog seine Ansprache.

Seidenstraße und Perpignan

Nächster Sprecher war Didier Kling, Präsident der „Chambre de commerce et de l’industrie Paris Ile-de-France“. Kling hob die gemeinsamen Werte, die sich von der Kultur bis zur Wirtschaft erstreckten, hervor. Immerhin sei Frankreich nach Deutschland der zweitgrößte Kunde Luxemburger Produkte. Kling erinnerte an die tiefe Verflechtung der französischen mit der luxemburgischen Wirtschaft. Insgesamt 900 französische Unternehmen seien in Luxemburg niedergelassen, die für 20.000 Arbeitsplätze verantwortlich seien. Hinzu komme, dass zehn Prozent der multinationalen Unternehmen, die in Frankreich aktiv sind, von Luxemburg aus geleitet würden.

Es gehe demnach darum, die Beziehungen weiter zu vertiefen, sagte Kling. Bereiche, die er aufzählte, waren die Digitalwirtschaft, die Gesundheit und auch die Kultur. Kling zeigte sich auch begeistert von der Frachteisenbahnlinie, die von Bettemburg bis Perpignan führt – und er lobte die Anstrengungen Luxemburgs im Bereich der neuen Seidenstraße, mit der sich China wieder enger an Europa binden will.

„Laboratorium für Europa“

Vizeminister Etienne Schneider sprach von einer Wertegemeinschaft, die Luxemburger und Franzosen täglich lebten. Schneider appellierte daran, die Kooperation besonders in der Logistik und in der Forschung weiter zu vertiefen. „Wir brauchen einen kooperativen Zugang bei der Logistik“, sagte Schneider. „Wir müssen zusammenarbeiten.“

Finanzminister Pierre Gramegna beschrieb Luxemburg als „Laboratorium für Europa“. Er erinnerte seine französischen Zuhörer an die 46 Prozent Ausländer, die in Luxemburg leben. Besonders stolz zeigte sich der Finanzminister, dass „wir trotzdem keine Probleme haben – wir haben nicht einmal eine rechtsextreme Partei“. Etienne Schneider leiste eine „wunderbare Arbeit im Bereich des Space Mining“, so Gramegna weiter. Dann erinnerte der Minister daran, dass es „zwischen beiden Ländern 70 Milliarden Euro an Direktinvestitionen“ gibt. Initiativen im Bereich der Weiterbildung hält Gramegna für „fundamental wichtig“.

Luxemburg „passt sich an“

Gramegna beschrieb auch die Bereitschaft Luxemburgs. „Die Welt ändert sich – und Luxemburg wird sich anpassen.“ Gramegna zeigte sich zufrieden mit dem neuen Abkommen zwischen beiden Ländern zur Vermeidung der Doppelbesteuerung, das am Dienstag im Rahmen der Staatsvisite unterzeichnet werden wird – und das alte ersetzt, das in den 1960er Jahren unterzeichnet worden war. Dieses Abkommen modernisiere die Beziehungen zwischen beiden Ländern, indem es das erste dieser Art ist, das die OECD-Standards einhält.

Nichts sei einfach, so Gramegna, aber „Schwierigkeiten beleben die Innovation“. Am Ende seiner Rede ordnete der Finanzminister noch die jeweiligen Rollen Frankreichs und Luxemburgs für Europa ein. Frankreich und Deutschland seien die Motoren Europas, sagte Gramegna, aber „Benelux – und besonders Luxemburg – sind das Öl, das den Motor am Laufen hält“.

Die beiden Handelskammern unterschrieben in Paris zudem ein Kooperationsabkommen.

Weitere Fotos und Videos finden Sie hier.

 

Staatsbesuch in Paris: Auftakt mit 28 Motorrädern und 140 Pferden