Saisonauftakt fällt ausLuxemburg stellt sich um in Sachen Tourismus

Saisonauftakt fällt aus / Luxemburg stellt sich um in Sachen Tourismus
Es sind schwierige Zeiten für die Luxemburger Gastbetriebe: Hotels, Campingplätze und Attraktionen müssen auch zum offiziellen Saisonauftakt an Ostern geschlossen bleiben Foto: Editpress/Anne Lommel

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Kaum eine Branche ist so auf den sozialen Austausch angewiesen wie die Reisebranche. Millionen Arbeitsplätze stehen wegen der Pandemie auf dem Spiel. Auch in Luxemburg werden sich die Gastbetriebe auf schwierige Zeiten einstellen müssen. Der Saisonauftakt an Ostern fällt schon mal aus. Und auch danach ist nicht abzusehen, wann die Branche sich wieder erholen kann. 

In den Luxemburger Tourismusbetrieben müsste jetzt eigentlich Hochbetrieb herrschen. In normalen Zeiten wären Hotelangestellte nun damit beschäftigt, die letzten Wintersanierungen abzuschließen und die Zimmer auf Vordermann zu bringen. Überall im Land säßen dieser Tage Campingbesitzer auf ihren Mähmaschinen, um die Anlage noch rechtzeitig in Schuss zu bringen. Und auch die Mitarbeiter in Restaurants, Cafés und anderen Betrieben wären jetzt eigentlich damit beschäftigt, die Garten- und Terrassenmöbel auf Hochglanz zu polieren. Denn am Osterwochenende wird im Großherzogtum traditionell die Tourismussaison eingeläutet.

Ostern ist das Stichdatum für die ganze Branche in Luxemburg. Am ersten verlängerten Wochenende im Frühling strömen traditionell nicht nur die ersten Besucher wieder ins Land, auch die Luxemburger sind wieder vermehrt unterwegs. Vor allem wenn das Wetter mitspielt. Nach einem langen Winter laden frisch gereinigte Wege wieder zum Wandern ein, die allseits bekannten Attraktionen in Stadt und Land öffnen ihre Tore und es treibt die Kunden wieder ins Freie auf die Terrassen. Soweit die Theorie.

In Wirklichkeit aber fällt der Saisonauftakt dieses Jahr aus. Wegen der Pandemie und der damit einhergehenden Ausgangsbeschränkungen bleiben bis auf wenige Hotelbetriebe die meisten Unternehmen und Attraktionen geschlossen. „Die weltweite Reisesituation ist durch das Covid-19-Virus beeinträchtigt. Gesundheit und Sicherheit haben Vorrang und wir empfehlen Ihnen, sich an die jeweiligen Richtlinien Ihres Herkunftslandes zu halten, bevor Sie Entscheidungen rund um das Reisen treffen“, so die Warnung der Luxemburger Behörden auf Visitluxembourg.com.

Für Tourismus- und Reiseunternehmen kommt die aktuelle Situation einer Katastrophe gleich. Kein anderer Wirtschaftsteil sei so auf den sozialen Austausch angewiesen, so die UNWTO. „Es handelt sich zweifellos um eine der Branchen, die am stärksten vom Virus betroffen sind“, stellt die Welttourismusorganisation in ihrer jüngsten Mitteilung fest. Folgen habe die aktuelle Lage nicht nur für die globale Wirtschaft. Sie wirke sich auch auf bereits bestehende geopolitische und gesellschaftliche Spannungen aus.

Aufgrund ständiger Entwicklungen sei die Lage auch zu unbeständig, um sich derzeit ein genaues Bild der zu erwartenden Verluste machen zu können. Gingen die Experten der Tourismusbehörde der Vereinten Nationen im Januar aber noch von einem weltweiten Wachstum von drei bis vier Prozent für 2020 aus, wurden diese Prognosen inzwischen stark revidiert. Auf Basis der verfügbaren Daten rechnet die UNWTO mit einem Rückgang von bis zu 30 Prozent. Bei weltweit 1,5 Milliarden Besuchen im letzten Jahr könnten der Branche dieses Jahr bis zu 440 Millionen Ankünfte verloren gehen. Reisekosten ausgenommen, rechnen die Experten mit einem Einbruch der Ausgaben am Ferienort von bis zu 500 Milliarden Euro.

 Wegen Pandemie geschlossen: Eigentlich gehört Las Vegas zu jenen Städten, die nie schlafen. Doch auch die Spielerstadt steht derzeit still. 
Wegen Pandemie geschlossen: Eigentlich gehört Las Vegas zu jenen Städten, die nie schlafen. Doch auch die Spielerstadt steht derzeit still.   Foto: AFP

„Das Ende dieser Krise ist noch nicht absehbar“, stellt die UNWTO weiter fest. „Was wir jedoch wissen: Millionen Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel und wir müssen jetzt vor allem die gefährdeten Akteure unserer Branche schützen, allen voran Selbstständige und kleine Betriebe“, fordert die internationale Tourismusbehörde. Dafür seien Überlebensmechanismen für Unternehmen nötig sowie kurzfristige Finanzspritzen und staatliche Hilfen. In vielen Ländern sei die Branche ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft. Darüber hinaus profitierten vor allem benachteiligte Bevölkerungsgruppen von den Arbeitsplätzen im Gewerbe. „Solide Rettungspläne helfen nicht nur der Branche, sondern kurbeln die gesamte Wirtschaft an“, so die UNWTO.

Neue Strategien für die Zeit nach der Krise

In Luxemburg verweist der für den Mittelstand und Tourismus zuständige Minister auf die Staatshilfen, die im Rahmen der aktuellen Pandemie auch für Unternehmen in der Tourismusbranche freigeschaltet wurden. Sowohl Hotelbetriebe als auch Campingplätze, Gastronomiebetriebe und andere Unternehmen in der Branche könnten von den unterschiedlichen Paketen profitieren. Allerdings setzt das Ministerium aktuell auch schon auf die Zeit nach den Ausgangsbeschränkungen.

Tatsache ist, dass der Saisonauftakt ausfällt und die Branche auf Monate getroffen wurde. „Es handelt sich hierbei um zwei schwerwiegende Probleme für die Branche: Einerseits fällt der Saisonauftakt aus, andererseits fallen die wichtigen Reservierungen für die Sommermonate weg“, bestätigt Lex Delles, dessen Ministerium eigenen Aussagen nach in einem ständigen Kontakt mit Horesca und Camprilux stehe. Nicht vergessen sollte man auch die verschiedenen Attraktionen im Land, die unter den aktuellen Bedingungen schließen müssten.

Ganz nach dem von der UNWTO ausgerufenen Motto „Stay home, travel later“ planen die Behörden seit Wochen bereits für die Zeit nach Corona. Ein besonderes Augenmerk lassen Tourismusdirektion und „Luxembourg for Tourism“ (LFT) einer Marketingstrategie zukommen, die vor allem auf Reisende abzielt, die sich spontan für eine Reise nach Luxemburg entscheiden könnten. Aktuell ist es niemandem möglich, abzusehen, wann die Einschränkungen wieder aufgehoben werden können. Vor diesem Hintergrund wollen die Behörden vor allem die Reisenden aus unseren Nachbarländern und den Niederlanden ansprechen, die sich recht pragmatisch und kurzfristig von diesen Kampagnen angesprochen fühlen könnten.

Mit einer Entdeckungsreise durch das eigene Land und einer oder mehreren Übernachtungen in einheimischen Betrieben können Luxemburger Solidarität mit den Akteuren aus der Branche zeigen. Genug zu entdecken gibt es auf jeden Fall.
Mit einer Entdeckungsreise durch das eigene Land und einer oder mehreren Übernachtungen in einheimischen Betrieben können Luxemburger Solidarität mit den Akteuren aus der Branche zeigen. Genug zu entdecken gibt es auf jeden Fall. Foto: Editpress/Herbert Becker

„Auch muss man zwischen Erholungstourismus und Business-Reisenden unterschieden“, fährt Minister Delles fort. Zwar sei Letzterer vor der Pandemie bereits enorm eingebrochen, doch handele es sich hierbei auch um ein Segment, das mit verschiedenen Business-Events genauso rasch wieder aufblühen könnte. „Auf jeden Fall werden wir unsere Kampagnen einem spontaneren Tourismus anpassen und unsere Strategien auch dahingehend umändern“, so Delles. Da sich die Probleme für die Branche bereits vor dem Ausrufen des Notstandes abzeichneten, hätten die Behörden rasch reagiert und gleich damit angefangen, neue Kampagnen auszuarbeiten.

„Seit quasi dem ersten Tag arbeiten die verschiedenen Stellen wie LFT bereits an neuen Strategien für die Zeit danach. Somit ist es uns möglich, die Kampagnen gleich nach der Krise zu lancieren“, bestätigt der Minister. Natürlich müssten aber auch andere Faktoren mitspielen, wie etwa die Situation in den Herkunftsländern der möglichen Besucher oder eine gewisse Stabilität der Reiseverbindungen. Aus drei Teilen bestehe die aktuelle Strategie: „Umdenken, Besucher nach Luxemburg locken und die Saison verlängern“, erklärt Delles.

Leider sei es derzeit nicht möglich, ein Ende der Krise vorauszusagen. „Auf die Ferien haben wir auch keinen Einfluss. Daran können wir nichts ändern“, so der Minister weiter. Vor diesem Hintergrund müsse man sich Gedanken machen, eine andere Kundschaft anzusprechen, die Luxemburg über den Sommer und Herbst hinaus besuchen könnte. „Wir wollen auch auf Märkte zugehen, die weniger an Jahreszeiten gebunden sind und sich in Richtung September, Oktober, November verschieben können“, erklärt Delles.

„Bleif doheem“

Auch für Luxemburger könnte es durchaus interessant sein, wieder das eigene Land zu bereisen. „Es ist natürlich immer spannend, das eigene Land zu entdecken. Außerdem ist es auch ein Zeichen der Solidarität, nach der Krise die einheimischen Gastbetriebe zu unterstützen, so wie viele Leute das jetzt schon mit lokalen Läden machen, indem sie Gutscheine erwerben“, so Delles. Diesen Solidaritätsaufruf wolle man nach der Krise ebenfalls auf die Tourismusbranche erweitern. Auch sollen die Kampagnen entsprechend ausgerichtet werden. „Warum also nicht das Wochenende im Land verbringen oder den Urlaub auf einem schönen Campingplatz?“, fährt der Minister fort. „Leider muss man aber auch realistisch sein: Dadurch werden wir auch nur einen Bruchteil von den Verlusten auffangen können, die uns jetzt durch das Ausbleiben der internationalen Gäste drohen.“

„Den Tourismusbetrieben fällt es enorm schwer, schließen zu müssen“, so der Minister. Loben wolle er auch das Engagement jener Hotels, in denen die Grenzgänger untergebracht wurden, die in Krankenhäusern und anderen Pflegeeinrichtungen des Landes arbeiten. Diese Unternehmen seien dem Staat mit erschwinglichen Preisen entgegengekommen, damit sich die Angestellten aus der Gesundheits- und Pflegebranche auch in Krisenzeiten weiter in den Dienst der Allgemeinheit stellen könnten. „Deshalb ist es wichtig, nach der Krise Solidarität zu zeigen und auch die einheimischen Gastbetriebe zu unterstützen.“

Anatole
9. April 2020 - 12.33

Ech huelen un, dass dann dee nächste Sonnden net den éischten Dag ass wou de Syndicat d'Initiative, pardon, de Luxembourg-City-Tourist-Office ophuet.