Locked ShieldsLuxemburg nimmt an Übung für den Cyberkrieg teil

Locked Shields / Luxemburg nimmt an Übung für den Cyberkrieg teil
Computer-Experten im Stress: Sie müssen ein Computersystem gegen Angreifer verteidigen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Zurzeit findet die weltgrößte Übung in der Cyberabwehr statt. Auch Luxemburg nimmt daran teil. Zusammen mit Belgien und den Niederlanden bildet Luxemburg ein „blaues Team“, das zwei Tage lang versuchen muss, Computersysteme gegen Angreifer zu verteidigen.

Die Computerexperten spielen bei der Übung ein fiktives Szenario durch. Das soll ihnen helfen, sich besser in die Situation hineindenken zu können. Darin wurde das Land Berylia Opfer von Cyberattacken, die die Behörden lahmgelegt haben. Das Land Crimsonia wird beschuldigt, aber leugnet, etwas damit zu tun zu haben. Es fehlen belastbare Beweise. Eine Einsatzgruppe aus einem Drittstaat eilt Berylia zu Hilfe, woraufhin der Bankensektor im Drittstaat auch angegriffen wird.

Für die Übung wurden 5.500 virtualisierte Computersysteme geschaffen, die zu verteidigen sind, erklärte Lieutenant-Colonel Antony bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Die Computerexperten, die die Systeme verteidigen müssen, hatten eine Woche, um sich damit bekannt zu machen.

Luxemburg ist in diesem Jahr Gastgeber eines blauen Teams bestehend aus Luxemburg, Belgien und den Niederlanden. Rund 70 Menschen sind Teil des Teams – rund 60 sind nach Luxemburg gereist. Wo sie sich in Luxemburg aufhalten, soll geheim bleiben.

Veranstaltet wird die Übung seit 2010 jedes Jahr. Sie wird organisiert vom estnischen NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence (CCDCOE) – eine Art Schulungszentrum für Cybersicherheit, das von der NATO akkreditiert wurde. Die Verantwortlichen erklären, dass die Übung nicht im Zusammenhang mit der Situation in der Ukraine steht und auch nicht daran angepasst wurde. Vielmehr sei die Übung bereits seit sechs Monaten in Vorbereitung.

Eine Expertengruppe des CCDCOE ist auch verantwortlich für das 2013 in London vorgestellte Tallinn-Manual. Darin festgelegt sind die „Spielregeln“ für den Cyberkrieg. Dabei handelt es sich um eine juristische Studie darüber, wie sich internationales Recht auf den Cyberbereich auswirkt. Doch diese akademische Abhandlung ist eben genau das, ein nicht bindendes Papier.

Gegen wen sich Luxemburg und sein „Blaues Team“ in der Übung verteidigt – wer also die Länder sind, die die Angreifer mimen – wissen die Teilnehmer im Übrigen nicht.

Aus Luxemburg nehmen 24 Akteure teil. Darunter die Armee, die Polizei, Restena, das Außenministerium und seine Direktion für Verteidigung sowie das Hochkommissariat für nationalen Schutz. Antony zeigte sich erfreut darüber, dass so viele Akteure an der Übung teilnehmen.

„Als Luxemburg sind wir stark vom Dienstleistungssektor abhängig“, schloss Antony. Diese Dienstleistungen seien digital. Cybersicherheit sei eines der wichtigsten – wenn nicht gar das wichtigste – Element für den Erfolg der Digitalisierung Luxemburgs. Er erklärte, Cybersicherheit sei nicht Sache einer einzelnen Behörde, sondern die ganze Regierung, mit all den ihr zur Verfügung stehenden Instrumenten, müsste daran mitwirken: mit der Justiz und der Polizei, mit der Armee und allen anderen Akteuren, erklärte Antony. In der Übung „Locked Schields“ sieht er eine exzellente Möglichkeit, um auf nationaler und internationaler Ebene zu trainieren; um das Zusammenspiel der Luxemburger Akteure und die Zusammenarbeit mit den Akteuren aus Benelux zu erproben.

Ziel der Übung ist es, zum einen die Informatikexperten zu trainieren und zum anderen die Befehlskette auszutesten. Die einzelnen Länder werden dann nach ihrer Leistung bewertet, also danach, wie schnell und gut sie in der Übung reagiert haben.

„Leider befinden wir uns in einem Konflikt, in dem auch schon Cyberattacken anstanden bzw. permanent versucht werden“, sagte Armeeminister François Bausch bei der Pressekonferenz. Das zeige, wie wichtig Cybersicherheit sei, so der Minister.

Die Lore von Locked Shields: Berylia vs Crimsonia

Die „Locked Shields“-Übungen sind in dem fiktiven Inselstaat Berylia angesiedelt. Berylia ist ein Inselstaat im Atlantischen Ozean, der etwa so groß wie Spanien ist. Es handelt sich um eine parlamentarische Demokratie und ein assoziiertes Mitglied der EU, das auf dem Weg zur Vollmitgliedschaft ist. Das Land hat eine bedeutsame Drohnenindustrie und einen Luftwaffenstützpunkt.
Ungefähr 300 km südlich von Berylia liegt Crimsonia, ein Staat von der Größe Großbritanniens, der eine schwache parlamentarische Demokratie hat, dafür aber eine starke politische Oligarchie. International ist Crimsonia nicht gut angesehen. Crimsonia wird regelmäßig für Cyberangriffe auf Berylias Infrastruktur verantwortlich gemacht.
Der Name Berylia ist wahrscheinlich an das Element Beryllium angelehnt, das in Aquamarin und Smaragd vorkommt. Crimsonia ist eine Anspielung auf die Farbe Karminrot. In der Cybersicherheit, in Militärmanövern, aber auch in Computerspielen werden Verbündete traditionell mit Blau und Gegner (bzw. Angreifer) mit Rot gekennzeichnet. Diese Einteilung findet sich bereits im preußischen „Kriegsspiel“, womöglich weil die Farbe der preußischen Armee Blau war.