EditorialLuxemburg kann nur eine „Freedom Zone“ sein, wenn alle LGBTQIA+-Menschen akzeptiert sind

Editorial / Luxemburg kann nur eine „Freedom Zone“ sein, wenn alle LGBTQIA+-Menschen akzeptiert sind
Es ist Pride-Woche in Luxemburg. Doch ist die „Freedom Zone“ wirklich für alle ein „Safe Place“? Foto: Editpress/Isabella Finzi

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In Luxemburg wird in dieser Woche die Regenbogen-Flagge gehisst: Es ist Pride Week. LGBTQIA+-Menschen und Allies setzen dabei bei zahlreichen Events ein Zeichen und engagieren sich für mehr Gleichberechtigung. Und auch in der „Freedom Zone“ Luxemburg bleibt noch einiges zu tun: Ein Verbot von Konversionstherapien wäre ein wichtiger neuer Schritt. Aus der Einführung eines dritten Geschlechts muss endlich mehr als nur ein leeres Versprechen werden. Der Schutz intergeschlechtlicher Kinder muss verbessert werden. Und es müssen wieder mehr „Safe Spaces“ entstehen – Plätze zum gesellschaftlichen Beisammensein, in denen Menschen keine Angst haben müssen, ihre Identität auszuleben. 

Eigentlich sollte die Pride für alle LGBTQIA+-Menschen ein solcher „Safe Space“ sein. Doch Beispiele aus dem Ausland zeigen: Sogar in der „Community“ selbst kann es zu Diskriminierungen und Hatespeech kommen. In Großbritannien macht die „LGB Alliance“ Stimmung gegen Trans-Personen. Bei der diesjährigen Pride in Paris provozierten mehrere feministische Lesben mit einem Spruchband „Les lesbiennes n’aiment pas les pénis“ und transphoben Sprüchen. Und selbst hier im Land sind Trans-Personen nicht vor Anfeindung von anderen queeren Menschen gefeit, wie es die transphoben Nachrichten, die etwa die Aktivistin Lia de Oliveira erreichen, belegen. 

Oft begründen Personen transphobe Positionen mit dem Argument, dass das biologische Geschlecht – also das Geschlecht, mit dem ein Mensch geboren wird – eben festgeschrieben sei – und das „Gender“ etwas, das man sich nach Belieben aussuchen kann. Ein soziales Konstrukt, eine reine Modeerscheinung. Doch ganz so einfach ist das mit dem biologischen Geschlecht nicht. Für den Laien gilt: Jemand mit den Chromosomen XX ist weiblich, mit XY männlich. Entscheidend dafür, wer einen Hoden bekommt und wer nicht, ist aber das SRY-Gen. Das liegt zwar normalerweise auf dem Y-Chromosom, kann aber auch auf dem X vorkommen – und beim Y fehlen. Es ist also durchaus möglich, dass eine Person laut Chromosomen männlich ist (XY), genetisch aber weiblich, da kein SRY-Gen vorhanden ist. Wer das biologische Geschlecht auf die Hormone reduziert, müsste Trans-Personen, die hormonell transitionieren, eigentlich ihrem gefühlten Geschlecht zuordnen. Doch was ist mit „biologischen“ Frauen, deren Körper natürlich mehr Testosteron produziert? Sind diese dann Männer? Zählen am Ende die Geschlechtsorgane? Was ist mit Intersex-Menschen, die bei der Geburt keine oder beide zuordenbaren Geschlechtsorgane aufweisen? 

Das biologische Geschlecht ist viel komplizierter als das schlichte binäre System männlich-weiblich – und dient schon gar nicht zur Exklusion von Trans-Personen. Denn sogar, wenn alle Indikatoren auf ein bestimmtes Geschlecht hinweisen, kann eine Person sich immer noch einem anderen Gender zugehörig fühlen – und das ist völlig legitim. Gender ist kein Lichtschalter, den man mal eben nach Lust und Laune umlegen kann. Sich als trans, genderfluid, agender oder non-binär zu outen, geht Hand in Hand mit Anfeindungen, Diskrimination und Unverständnis, denen man ausgesetzt ist. Die meisten haben jahrelang mit sich gerungen, ehe sie den Schritt gehen. Und welches Recht haben Menschen, dass sie von Trans-Personen eine komplette Umwandlung verlangen, um als „Mann“ oder „Frau“ zu gelten? Es gibt zahlreiche gute Gründe, wieso man auf Hormontherapien oder eine Geschlechtsanpassung verzichten will oder sogar muss. Ganz abgesehen von den Kosten, die eine solche Umwandlung mit sich bringen kann und einige sich überhaupt nicht leisten können. 

Es bleibt zu hoffen, dass bei der Pride in Luxemburg keine Anti-Trans-Banner auftauchen werden und die „Community“ sich so offen zeigt, wie sie es von der „Freedom Zone“ Luxemburg verlangt. Denn für LGB-Rechte einzutreten und gleichzeitig TQIA+ zu diskriminieren, ist einfach nur pure Heuchelei. 

Et la justice pour les femmes trans?
6. Juli 2021 - 21.57

@Justice, also gläichwerteg Unerkennung vun Trans Fraen als Cis Fraen um Marché? Trans Fraen veléieren am Schnëtt 33% vun hiirem akommen bäi der Transitioun, während “passing” Trans Männer am Schnëtt 15% méi verdengen wéi zum Zäitpunkt wou se als Fra geliewt hun, just als Umierkung. Hei eng kleng Lektüre wanns de sou besuergt em Fraen bass, dann doch den Mond och fir ALL Fraen op. http://www.transinterqueer.org/download/Publikationen/benachteiligung_von_trans_personen_insbesondere_im_arbeitsleben.pdf

tina le bol
6. Juli 2021 - 21.33

@ras de bol: anstatt hier in der Kommentarspalte des anonymen Internets, könnten Sie ja den Nachfahren der 15.000 Homosexuellen, die im Zuge des Holocausts in den KZs drangsaliert, entwürdigt und ermordet wurden, Ihre sehr sinnreichen Reflexionen ins Gesicht sagen. - Es ist genau diese von Unwissenheit, Ignoranz und lapidarer Empathielosigkeit angetriebene saturierte Kleinbürgerlichkeit, für die Ihre Aussage nun wirklich exemplarisch steht - und sich in den aktuellen, z.T. drastischen Diskriminierungs und Verdinglichungsprozessen gegenüber Homosexuellen (cf. aktuell Georrgien u.a.) - unverblümt offenlegt, dass das eigentlich so uninterressante Thema zwischenmenbschlicher Beziehungen auch heute noch (leider) ein Thema ist.

Observer
6. Juli 2021 - 20.01

Das Delta Virus macht keinen Unterschied, es mag sie alle!

jung luc
6. Juli 2021 - 18.14

Hun mir hei zu Lëtzebuerg keng aner Problemer?

Ras le bol
6. Juli 2021 - 13.41

Was mit der sexuellen Befreiung der 68 Generation begann , mündet immer mehr in ein Absurdum von Diskussionen und Spaltung der Gesellschaft . Dieses Absurdum ist nicht die Ablehnung durch die Gesellschaft der Homosexulität, der Transsexuellen ,….…sondern wie hier unter „ Freedom Zone, Safe Zone ,Pride“ ein Thema medial , sich in den Mittelpunkt stellend aufgebauscht wird . Im alltäglichen Leben , Zusammenleben macht Sexualität nur ein kleiner Teil aus , es gibt weitaus wichtigere, ernstere , lebensbedrohliche Themen die die Welt bewegen, Nun überlasse ich gerne all jenen die Facebook und co Mentalität jedes Detail des Lebens vom Kirchturm in die Welt zu posaunen , aber macht mir einen Gefallen , hört auf die Sprache immer mehr zu anglisieren , zu verhunzen.

Justice
6. Juli 2021 - 12.19

Si sollen emol kucken vir um Arbechtsmaart gleichberechtegung tëschend Mann an Fra ze kréien do ginn nach ëmmer vill Fraen méi schlecht behandelt an bezuelt wéi hier männlech Kollegen. An wann do emol ee kräfteg Zeechen gesaat ass kann een och emol no deenen aaneren Probleemer kucken. An nee ech leiden absolut net ënner Homophobie mee sinn Realist.

Realist
6. Juli 2021 - 10.30

Bei "Pride"-Demos in Osteuropa werden Teilnehmer von schwulenfeindlichen Rabauken drangsaliert. Hierzulande bekriegen sich interne Fraktionen mit exotischen Bezeichnungen wie "LGBs" und "TQUIA+s" untereinander. Wo ist eigentlich der "Safe-Space" für die vielen-vielen Unbeteiligten, denen die vollkommen unverhältnismässige Mediatisierung dieses Themenbereichs nur noch auf die Nerven fällt? Mein persönlicher Eindruck: Was zu Zeiten eines Wilhelm Tell der Gesslerhut war, ist heute die omnipräsente und angesichts der von Frau Oé angedeuteten internen Szenekriegen längst sinnentleerte Regenbogenfahne. Wie wäre es mit einer "Pride-Week" für all die Leute, die - egal ob hetero, homo, trans oder was auch immer - es schaffen, ganz ohne Diskriminierungslegende und Demozüge jeden Morgen aufzustehen?

Heini
6. Juli 2021 - 7.27

Nemmen net soen wat en dovunner hällt....nemmen net....