Ukraine-KriegLuxemburg hat im Rahmen der Sanktionen 2,5 Milliarden Euro an Vermögen eingefroren

Ukraine-Krieg / Luxemburg hat im Rahmen der Sanktionen 2,5 Milliarden Euro an Vermögen eingefroren
Hiergeblieben: Eine 135-Meter-Jacht, die Mitte März von den spanischen Behörden in Tarragona festgesetzt wurde. Die in Luxemburg eingefrorenen Vermögen sind optisch nicht so imposant – aber sicher nicht weniger wert: Bisher wurden 2,5 Milliarden Euro eingefroren. Foto: AFP

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Seit Beginn der Sanktionen gegen Russland, die wiederum nach der Invasion der Ukraine ausgesprochen wurden, hat Luxemburg eine stattliche Summe an Vermögenswerten eingefroren. Außerdem wurden im hiesigen Geschäftsregister 86 Gesellschaften gefunden, die mit elf sanktionierten Personen in Verbindung gebracht werden. Das haben offizielle Stellen am Dienstag (29.3.) bekannt gegeben.

Die luxemburgische Finanzministerin Yuriko Backes hat am Dienstag (29.3.) erstmals konkrete Zahlen aus dem Großherzogtum zu den Sanktionen gegen Russland mitgeteilt. Das geht aus zwei Veröffentlichungen hervor, die von der Chamber respektive der Regierung im Laufe des Tages herausgegeben wurden.

Die CSV-Fraktion hatte nach der Anhörung des Generaldirektors der Aufsichtskommission des Finanzsektors (CSSF), die am 11. März erfolgt war, beantragt, die Finanzministerin ebenfalls zur Sache anzuhören. Anlässlich einer gemeinsamen Sitzung des Finanz- und Haushaltsausschusses und des Justizausschusses wurde Backes entsprechend am Dienstag empfangen, begleitet von Justizministerin Sam Tanson.

Backes habe berichtet, dass bislang keine Verstöße gegen die Sanktionen festgestellt worden seien, heißt es am Nachmittag auf der Webseite der Chamber: „Insgesamt wurden in Luxemburg im Rahmen der Sanktionen gegen Russland Vermögenswerte im Wert von 2,5 Milliarden Euro eingefroren“, heißt es in der Chamber-Mitteilung. Der Wert setzte sich vor allem aus Aktien, Anleihen und Bankkonten zusammen. Backes habe dabei klargestellt, dass die entsprechend festgesetzten Vermögenswerte alleine auf den Sanktionen beruhten, die aufgrund des Einmarsches Russlands in die Ukraine am 24. Februar ausgesprochen wurden.

(Kein) Vergleich zu Libyen und Iran

Backes habe außerdem zum Vergleich aufgezeigt, welche Dimensionen andere eingefrorene Vermögen hatten: So beliefen sich etwa die zum Iran gehörenden festgesetzte Guthaben auf 1,8 Milliarden Euro – dabei laufen die Sanktionen hier bereits seit 2011. Libysche Guthaben seien in Höhe von drei Milliarden Euro eingefroren worden – seit 2006.

Laut der Chamber-Mitteilung wollten die Abgeordneten auch wissen, wie die Dynamik zwischen dem Finanzministerium und den Stellen, die für die Umsetzung des Einfrierens von Vermögenswerten vor Ort verantwortlich sind, funktioniert. Die Ministerin erklärte, dass ihr 53 „Mitteilungen über das Einfrieren von Vermögenswerten“ gemeldet und dass keine Verstöße festgestellt worden seien.

Am Montag, 21.3., hatte das Finanzministerium in einer Mitteilung die Anzahl der entsprechenden Mitteilungen allerdings noch fast doppelt so groß angegeben und erklärt, schon in den ersten drei Wochen seit Beginn der Invasion „rund 100 Mitteilungen über das Einfrieren von Vermögenswerten und wirtschaftlichen Ressourcen“ erhalten zu haben (das Tageblatt berichtete). 

Auf Anfrage des Tageblatt hat ein Sprecher des Finanzministeriums die zunächst widersprüchlichen Angaben erläutert: Nach Prüfung der eingegangenen Meldungen zähle man 53 Meldungen, die sich auf eine konkrete Einfrierungsmaßnahme beziehen. Mehr als 100 weitere Meldungen ließen sich in zwei grobe Kategorien einteilen: „Meldungen, die sich zwar auf sanktionierte Einrichtungen oder Personen beziehen, aber (noch) nicht notwendigerweise ein Einfrieren zur Folge haben, sowie allgemeine Fragen zur Auslegung verschiedener Bestimmungen der EU-Verordnungen.“

Register enthüllt Verbindungen

Am Dienstag (29.3.) hat Yuriko Backes laut der Chamber ebenfalls erklärt, ihr Ministerium habe 106 Anfragen von Akteuren erhalten, die um Klarheit darüber gebeten hätten, wie die Sanktionen konkret umgesetzt werden sollten.

Einer am späteren Dienstagabend versandten Mitteilung des Finanz- und Justizministeriums zufolge hat die Justizministerin Sam Tanson außerdem berichtet, dass das Luxemburger Geschäftsregister (LBR) auf Ersuchen des Finanzministeriums die im Handels- und Gesellschaftsregister (RCS) eingetragenen Unternehmen ermittelt hat, bei denen Personen eingetragen sind, die in den Sanktionslisten aufgeführt sind. Die Nachforschungen hätten zur Identifizierung von 86 Gesellschaften geführt, die (zum Stichtag 15. März) mit elf verschiedenen entsprechenden Personen in Verbindung gestanden hätten.

W.D.
30. März 2022 - 7.04

Welches Gesetz deckt eigentlich solches Vorgehen ab, fremdes Eigentum oder Kapital einzufrieren und von wem wurde es geschaffen? Oder heiligt der Zweck die Mittel? Dann könnte ich ja, natürlich nur theoretisch gesehen, ebenfalls zu meiner Bank gehen und das Einfrieren der Vermögenswerte meines Nachbarn fordern, um diesen Zahlungsunfähig zu machen und sein Besitz zu übernehmen oder ihm zumindest zu schaden? Mir würde diese Vorgehen sicherlich die Anwesenheit in einer Anstalt in einer engen Jacke einbringen!