Mittwoch12. November 2025

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BeschlagnahmungenLuxemburg: ein Transitland für den internationalen Drogenhandel

Beschlagnahmungen / Luxemburg: ein Transitland für den internationalen Drogenhandel
Innenminister Gloden informiert über aktuelle Drogenfunde und Maßnahmen in Luxemburg Symbolbild: Freepik

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Welche Drogen wurden in den vergangenen fünf Jahren in Luxemburg sichergestellt? Innenminister Léon Gloden (CSV) hat jetzt Zahlen vorgelegt.

In den vergangenen Jahren ist Luxemburg verstärkt in den Fokus von Drogenfahndern gerückt – nicht nur als Transitland, sondern auch durch spektakuläre Funde vor Ort. Dies machen zwei aufsehenerregende Fälle vom Februar dieses Jahres deutlich: 890 Kilogramm Kokain wurden in einer Straßenbaumaschine entdeckt, kurze Zeit später stießen Zollbeamte auf weitere 508 Kilogramm der Droge, versteckt in Tapioka, am Flughafen.

Diese Funde lösten nicht nur ein mediales Echo aus, sondern haben auch politische Reaktionen hervorgerufen. Der Piraten-Abgeordnete Sven Clement richtete eine parlamentarische Anfrage an den Innenminister, um die Lage der Drogenkriminalität im Großherzogtum näher zu beleuchten.

Es gibt aktuell keine Hinweise darauf, dass sich kolumbianische Kartelle in Luxemburg niedergelassen hätten

Léon Gloden, Innenminister

In den vergangenen fünf Jahren stellten die Polizei und der Zoll erhebliche Mengen an Betäubungsmitteln sicher, wie die Tabelle*, die Léon Gloden (CSV) vorstellte, zeigt. Besonders Marihuana, Haschisch und Kokain prägen die Statistiken. So verzeichnete die Polizei 2022 allein 58 Kilogramm Marihuana und mehr als 15 Kilogramm Haschisch. Der Zoll wiederum stellte 2022 mehr als 169 Kilogramm Marihuana sicher, 2023 sogar rund 403 Kilogramm Haschisch. Kokain, einst seltener, ist zunehmend Teil größerer Transporte und Schmuggelrouten, wie die Funde im Februar beweisen.

Drogen stammen meist aus Nachbarländern

Trotz dieser Funde betont Gloden: „Die Drogen, die allgemein in Luxemburg ankommen, sind nicht für Luxemburg bestimmt“. Vielmehr sei das Großherzogtum ein Transitpunkt – über Straßen-Grenzübergänge oder per Luftfracht. Die Mehrheit der in Luxemburg sichergestellten Straßenhandels-Drogen stammt laut Behörden aus Belgien und den Niederlanden. Was den Luftweg betrifft, so seien es meist Drittländer.

In Belgien und den Niederlanden eskaliert derweil die Gewalt im Zusammenhang mit dem Drogenhandel. Auch unschuldige Zivilisten wurden bereits Opfer von Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden. Seit 2021 ist zudem bekannt, dass kolumbianische Kartelle vermehrt direkt in Europa agieren. Clement fragt, ob sich auch in Luxemburg ähnliche Entwicklungen abzeichnen.

Laut Gloden gibt es „aktuell keine Hinweise, dass sich kolumbianische Kartelle in Luxemburg niedergelassen hätten“. Die Polizei führe kontinuierlich Risikoanalysen durch und beobachte die Entwicklung der Kriminalität im Drogenbereich – auch in enger Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden der Nachbarländer. Das Risiko, dass gewalttätige Vorfälle durch Kartelle in Luxemburg zu einer Gefahr werden könnten, könne „nie komplett ausgeschlossen werden“, schreibt der Minister. Aktuell gebe es hierfür aber keine Hinweise.

Zusammenarbeit mit Nachbarländern soll verstärkt werden

Auf Clements Frage nach einer internationalen Taskforce erklärt Gloden, dass Luxemburg auf enge Kooperation mit seinen Nachbarländern und Partnern in der EU setze. Die bilateralen Abkommen mit Deutschland und Frankreich sollen modernisiert werden, und gemeinsame Einsätze – etwa im Rahmen der „Hazeldonk“-Operationen mit Belgien und den Niederlanden – finden regelmäßig statt.

Auch auf EU-Ebene ist das Großherzogtum aktiv: Die Zollverwaltung beteiligt sich am neu gegründeten „EU Customs Alliance for Borders Expert Team“, welches den Drogenschmuggel an Außengrenzen bekämpfen soll. Zudem beteiligt sich das Land an der Empact-Initiative und weiteren europäischen Gremien zur besseren Vernetzung von Polizei- und Zolldiensten.


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„Aus Gründen der Kohärenz und um einen Vergleich anstellen zu können, wurden in beiden Tabellen der Polizei und der Zollverwaltung dieselben Substanzen aufgeführt. Es handelt sich dabei nicht um vollständige Listen aller Substanzen, sondern um die am häufigsten von beiden Behörden in Luxemburg sichergestellten Stoffe“, heißt es in der Antwort von Léon Gloden.