CannabisLockdown: Luxemburgs Kiffer sind entspannt

Cannabis / Lockdown: Luxemburgs Kiffer sind entspannt
Erst hatte es in den Niederlanden geheißen, Coffeeshops müssten wegen des Coronavirus schließen – und die Menschen standen Schlange Foto: dpa/ANP/Rob Engelaar Rob

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Fast ein Viertel der Menschen in Luxemburg hat schon einmal Cannabis konsumiert. Die wenigsten von ihnen kiffen regelmäßig. Es stellt sich aber die Frage: Was machen Cannabis-Konsumenten während eines Lockdowns?

Was früher eine Leichtigkeit war, ist heute ein Ding der Unmöglichkeit. Der kleine Wochenendtrip nach Holland, den viele Kiffer sonst gerne unternommen haben, um sich dort mit Cannabis einzudecken, muss erst einmal warten. Viele Cannabis-Konsumenten in Luxemburg sehen sich derzeit mit der Frage konfrontiert, wo sie jetzt an ihre Drogen kommen. Auch Kollegen treffen und mit ihnen zusammen einen Joint rauchen, ob zu Hause oder bei einer Veranstaltung, geht derzeit nicht mehr. Und selbst die streng rationierten Reserven sind irgendwann aufgebraucht.

In den Niederlanden sah es ebenfalls kurz so aus, als ob ein „Cannabis-Notstand“ bevorsteht. Bevor dort die Coffeeshops wegen der Corona-Epidemie fast geschlossen wurden, gab es vor den Läden noch lange Schlangen. Letzten Endes entschied sich die Regierung dann aber zu einer Kompromisslösung: Die Shops dürfen weiter verkaufen, allerdings darf nicht mehr an Ort und Stelle konsumiert werden. Die Regierung hatte diese Entscheidung aus der Angst heraus, der Schwarzmarkt könnte boomen, getroffen. In den Niederlanden ist der Besitz von kleinen Mengen Cannabis geduldet. Gras ist dort in Coffeeshops erhältlich – das sind im Grunde genommen Cafés, die am Tresen auch Cannabis anbieten. Meistens gibt es eine Karte, auf der verschiedene Sorten mit ihren Geschmäckern und Wirkungen vorgestellt werden. Dafür verkaufen die Coffeeshops keinen Alkohol. Die Kunden können dort sitzen, eine Tasse Kaffee oder einen Kakao trinken und dazu Cannabis rauchen.

Die meisten Kiffer in Luxemburg scheinen die prekäre Situation jetzt gelassen zu nehmen. Sie leben von ihren Reserven, rationieren und stellen fest, dass sie mit weniger ganz gut auskommen. Noch halten die Reserven bei den meisten.

Vorgesorgt

Ein Konsument aus Luxemburg hat vorsichtigerweise vorgesorgt. Als absehbar war, dass die Pandemie Luxemburg nicht verschonen wird, hat er neben Lebensmitteln auch Cannabis eingekauft – etwas mehr als sonst. Mittlerweile seien die Preise auf dem Schwarzmarkt gestiegen, sagt er. Um rund zehn Prozent. Der Weg über die Grenze nach Luxemburg ist schwieriger geworden – auch für Cannabis. Damit sinkt das Angebot. Auf dem Schwarzmarkt gelten ebenfalls die Gesetze des Marktes.

Unter normalen Umständen kostet Cannabis in Luxemburg auf dem Schwarzmarkt rund zehn Euro pro Gramm. Laut „2018 Cannabis Price Index“ – einem Ranking von Cannabis-Preisen weltweit – sind es sogar nur 7,26 Dollar pro Gramm. Wie viele Joints sich damit drehen lassen, ist unterschiedlich. Eine Studie unter Sträflingen in den USA kam zu dem Schluss, dass ein durchschnittlicher Joint 0,32 Gramm Cannabis enthält. Tatsächlich variieren Marihuana-Zigaretten aber je nach Geschmack des Konsumenten in Größe und Form.

Die meisten Konsumenten rauchen Cannabis. Rauchen ist ungesund. Wenn eine Lungenkrankheit wie Covid-19 umgeht, umso mehr. Cannabis kann aber auch anders konsumiert werden, zum Beispiel als Tee oder im Gebäck. Damit die Wirkstoffe freigesetzt werden, muss Fett beigemischt werden.

Luxemburger und Cannabis

23,3 Prozent der Luxemburger haben in ihrem Leben schon einmal Cannabis konsumiert. Das ist einer erschreckend alten Studie von 2014 zu entnehmen, die im letzten Drogenbericht des Gesundheitsministeriums zitiert wird. Das will nicht heißen, dass 23,3 Prozent der Luxemburger regelmäßig kiffen. In der Studie von 2014 haben 3,2 Prozent der Männer und 1,3 Prozent der Frauen angegeben, in den letzten 30 Tagen Cannabis konsumiert zu haben. Jüngere Alterskategorien mehr als ältere. Der Drogenbericht unterscheidet zwischen Freizeit- und Hochrisiko-Konsumenten. Cannabis ist die beliebteste illegale Droge bei den Freizeitkonsumenten. 81 Prozent von ihnen konsumieren Cannabis, 13,9 Prozent Kokain und 10 Prozent MDMA. Was den Cannabiskonsum angeht, liegt Luxemburg unter dem europäischen Trend.

Ein anderer Konsument aus Luxemburg hat es versäumt, Reserven anzulegen. Noch reichen sie aus. Er konsumiert im Moment sowieso weniger als sonst, erzählt er: „Ich rauche abends einen Joint. Mehr nicht.“ Er glaubt aber, dass nicht alle so gut mit der Situation umgehen können. Für viele Leute sei es eine Belastung, zu Hause eingesperrt zu sein. „Die rauchen dann entweder etwas oder sie saufen.“

Am Suchtpotenzial von Cannabis scheiden sich die Geister. Untersuchungen zufolge erfüllen fünf bis zehn Prozent der Cannabis-Konsumenten die Kriterien einer Abhängigkeit. Das sind weniger als beim Nikotin. Hinzu kommt, dass die Entzugserscheinungen bei den meisten nur sehr milde ausfallen. Etwa Unruhe und Schlafstörungen. Mit den Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen eines Kaffeeentzugs oder dem Zittern, das ein Alkoholentzug mit sich bringen kann, lässt sich das nicht vergleichen.

Legalisierung

Die aktuelle Regierung hat es sich auf die Fahne geschrieben, Cannabis legalisieren zu wollen, oder, um es mit den Worten von Felix Braz auszudrücken, „es endlich zu regulieren“. Die Legalisierung für Einwohner war Programmpunkt in den Wahlprogrammen aller Regierungsparteien. Neben dem kostenlosen öffentlichen Transport war Cannabis das Thema, das bei den Wahlen für Aufmerksamkeit gesorgt hatte. Orientieren will sich Luxemburg dafür an Kanada. Nach einem Besuch in Nordamerika – bei dem sie auch nicht eigenen Aussagen zufolge nicht gekifft haben – gaben die damaligen Minister Etienne Schneider und Felix Braz bekannt, dem Modell der Kanadier viel abgewinnen zu können. Allerdings wolle man es in Luxemburg anders als dort nicht erlauben, Cannabis zu Hause anzubauen. Die Kanadier erlauben den Eigenanbau, um jedem Menschen Zugang zu ermöglichen. In Luxemburg wohne aber niemand so weit im Hinterland, dass er sich nicht zu einem eigens dafür lizenzierten Shop begeben könne. Im Februar hatte der Sender 100,7 über ein Dokument berichtet, demzufolge es in Luxemburg 14 Verkaufsstellen geben soll, die von privaten Händlern betrieben werden.

Und was ist mit CBD-Cannabis? In den letzten Monaten sind in Luxemburg Geschäfte wie Pilze aus dem Boden geschossen, die „legales Gras“ verkaufen. Dieses Cannabis enthält nur sehr geringe Mengen von der verbotenen Substanz THC, dem Wirkstoff, der high macht. Dafür enthält es vorwiegend einen anderen Wirkstoff: CBD. Diesem wird eine krampflösende, angst- und schmerzlindernde Wirkung zugeschrieben. Er soll entspannen, ohne high zu machen. Für Kiffer, die vor allem am High interessiert sind, ist CBD-Gras – wie es derzeit z. B. noch an Automaten erhältlich ist – jedoch keine zufriedenstellende Alternative.

Brightface
9. April 2020 - 8.03

Sind Kiffer nicht per Definition entspannt? Ist das nicht der ganze Sinn vom Kiffen?

Norbert Kremer
8. April 2020 - 19.41

Also mich würde viel mehr interessieren wie es den richtigen Drogensüchtigen ergeht, also Abhängige von Koks, Heroin und anderem Teufelszeugs. Liegen die in ihren Löchern und werden verrückt von Entzugsymptomen , gibt es etwa schon Tote. Oder sind die Stoffe noch immer erhältlich, aber zu Preisen wo einem, wenn man an die damit verbundene Beschaffungskriminalität denkt, Angst und bange wird. Was sagen denn unsere staatlichen Drogenbeauftragte zu dem Thema?

Yves Greis
8. April 2020 - 15.39

@Happy Tax Payer: Freut mich, dass ich etwas für sie tun konnte. Es ist immer schön positives Feedback zu bekommen. Liebe Grüße, Yves

Jos
8. April 2020 - 14.26

Kiffen ist cool

Staffan Goldschmidt
8. April 2020 - 8.11

Kiffen macht glücklich und ist im Gegensatz zu Alkohol ungefährlich!

Happy Tax Payer
7. April 2020 - 22.37

Wie schön zu wissen, dass unsere einheimische Kiffer-Community trotz Corona entspannt bleibt. Es hätte mir sonst glatt den Schlaf geraubt.

Roby
7. April 2020 - 20.43

Cannabis Also mann sollte Cannabis nicht einfach an Personnen verkaufen die nicht an eine genetige Krankheit leiden.Man sollte ohne eine Atest vom Hausarzt verkaufen. Es sollte nur erlaubtsein.Für personnen die an Muskelkranheit leiden.Wie zum Beispiel mit MS Erkrankt sind.

Himmelreich
7. April 2020 - 18.58

Glauben Sie etwa, die Dealer könnten nicht ausliefern wie alle andern?