EditorialLiga-Aufstockung im Mannschaftssport: Ein Effekt und seine Folgen

Editorial / Liga-Aufstockung im Mannschaftssport: Ein Effekt und seine Folgen
Die meisten Spieler des Telstar (in Blau) werden in der kommenden Saison nicht mehr im Hesperinger Trikot zu sehen sein Foto: Jeff Lahr

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Es war ein Effekt der Corona-Pandemie, der in einer schweren und so noch nicht dagewesenen Zeit so wenige Vereine wie möglich benachteiligen sollte: die Aufstockung der ersten Ligen in einigen der großen Mannschaftssportarten. Absteiger gab es keine, während den Aufstiegskandidaten die Möglichkeit gegeben wurde, diesen auch wahrzunehmen. So sprang man im Handball nach der abgebrochenen Saison 2019/20 bei den Herren von acht auf zehn, im Basketball sogar von zehn auf zwölf Mannschaften. Plötzlich spielten im Handball somit weit mehr als die Hälfte der Vereine, die eine erste Mannschaft stellen – immerhin zehn von 15 – im Oberhaus. Im Basketball waren es zwölf von derzeit 27 Klubs, während die zweite Liga gerade einmal noch acht Mannschaften aufweisen konnte und nach Meinung vieler Beteiligter deutlich entwertet wurde.

Im nationalen Handball hat man nun die Reißleine gezogen, denn vergangene Woche wurde bekannt, dass sich die Mehrheit der Vereine in einem Referendum für das alte Szenario ausgesprochen hat, wenn auch nur mit einem knappen Vorsprung. Die kommende Spielzeit bleibt demnach eine Übergangssaison mit weiterhin zehn Teams, bevor es ein Jahr später wieder mit acht Mannschaften weitergehen wird.

Im Basketball ist von einer Rückkehr zum alten System derzeit keine Rede. Rein sportlich war die Saison 2021/22, die mit dem entscheidenden fünften Finalspiel am Samstag abgeschlossen wird, durchaus interessant. Mit dem Racing fiel nur eine Mannschaft in den letzten Wochen der Saison deutlich ab und mit Steinsel und Düdelingen bestreiten ausgerechnet die beiden Teams das Meisterschaftsfinale, die nach der regulären Saison die Ränge sieben und acht belegten. Einen Grund, in der LBBL zur Meisterschaft mit zehn Mannschaften zurückzukehren, sieht bei den Vereinen demnach verständlicherweise kaum jemand.

Um einer, nach fast einem kompletten Jahr Corona-Zwangspause, doch erstaunlich starken zweiten Liga aber wieder die Möglichkeit zu geben, mit mehr Mannschaften zu funktionieren, wurde beim außerordentlichen Kongress des Verbandes am Samstag entschieden, diese nun mit Mannschaften aus der Nationale 3 aufzustocken. Doch hier zeigt sich nun der Haken an der ganzen Sache. Mit dem Telstar Hesperingen musste ein Erstligist seinen beiden Jahren im Basketball-Oberhaus nämlich Tribut zollen und wird in der Zwischensaison so viele Abgänge zu verkraften haben, dass der Absteiger sogar freiwillig eine Liga überspringt und die direkte Zurückstufung in die dritte Liga beantragt hat. Da sich zudem keine drei Mannschaften aus dieser finden lassen, die aufsteigen wollen, wird die Nationale 2 auch in der kommenden Saison nicht mit zehn, sondern nur mit neun Teams ausgetragen.

Das größte Problem ist dabei zweifelsohne der Spielermangel, denn mit zwölf Mannschaften in der LBBL ist die Konkurrenz auf dem Transfermarkt einfach noch größer geworden. Und diese schaut sich eben gerne im Unterhaus um. Inzwischen soll sogar die Coupe FLBB, der Pokalwettbewerb für die Teams aus der untersten Division, mit Reserve-Mannschaften aufgestockt werden, wie dies auch schon in dieser Saison in der Nationale 3 der Fall war. Gleiches gilt ebenfalls für die zweite Damenliga. Trotz der sportlichen Attraktivität, die eine immer fortwährende Aufstockung mit sich bringen kann, sollten auch diese negativen Signale keineswegs übersehen werden. Aktuell ist der Basketball eine der wenigen großen Mannschaftssportarten, deren zweite Ligen noch ausschließlich ohne B-Mannschaften funktionieren konnten. Es dürfte sicherlich nicht im Interesse der Beteiligten sein, wenn sich dies in Zukunft ändern würde.