Unicef/Uni.lu: Studie Covid-Kids IILebenszufriedenheit der Kinder in Luxemburg sinkt

Unicef/Uni.lu: Studie Covid-Kids II / Lebenszufriedenheit der Kinder in Luxemburg sinkt
Am Freitag stellten Uni.lu-Forscherinnen zusammen mit Unicef-Vertretern die Resultate der Covid-Kids-II-Studie der Presse vor Foto: Editpress/Tania Feller

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Wie geht es den Kindern in dieser langen Pandemie? Dieser Frage sind Forscherinnen des Uni-Lëtzebuerg-Projekts Covid-Kids II in Zusammenarbeit mit Unicef nachgegangen. Sie stellten die Resultate am Freitag der Presse vor. Demnach waren im zweiten Jahr der Pandemie 43 Prozent der Jugendlichen weniger zufrieden mit ihrem Leben als vor der Pandemie.

Nach dem Lockdown 2020 und den damit verbundenen Schulschließungen stellte sich die Frage, welchen Einfluss dies auf die Kinder und Jugendlichen hat. „Es wurde viel über die Kinder gesprochen, aber man hat die Kinder nicht selbst sprechen lassen“, sagte Paul Heber, Pressesprecher der Unicef am Freitag auf einer Pressekonferenz. In Zusammenarbeit mit der Uni Lëtzebuerg entstand 2020 das Projekt Covid-Kids I (siehe Infobox). Am Freitag stellte Unicef, zusammen mit den drei Forscherinnen der Universität, die Resultate der darauf aufbauenden Studie Covid-Kids II vor.

Es wurde viel über die Kinder gesprochen, aber man hat die Kinder nicht selbst sprechen lassen

Paul Heber, Pressesprecher Unicef-Luxemburg

„Kinder waren im Laufe der Pandemie am wenigsten vom Virus betroffen, landeten nur selten im Krankenhaus und doch haben sie sich viele Gedanken darüber gemacht“, sagte Heber. Covid-Kids II basiert auf Daten von 2021 und baut auf Covid-Kids I (2020) auf. Teil II versucht unter anderem herauszufinden, was der verlängerte Effekt der Pandemie bei den Kindern bewirkt hat.

Was war das Beste in der Pandemie? Was war das Schlechteste in der Pandemie? „Diese zwei offenen Fragen ergaben Antworten, die sich meist um das Sterben, den Tod und um Krankheit drehten“, sagte Claudine Kirsch, Forscherin an der Uni und Initiatorin der Covid-Kids-Projekte. Als das Beste in der Pandemie bezeichneten viele Kinder die Tatsache, nach einer Erkrankung wieder schnell gesund gewesen zu sein. Zehn Prozent der Kinder haben auf die Frage, was das Beste in Ihrem Leben sei, mit „Nichts“ geantwortet.

Faktoren, die das Wohlbefinden beeinflussen

Wie zufrieden waren die Kinder mit ihrem Leben vor der Pandemie? Laut Studie waren 96 Prozent der 6- bis 11-Jährigen und 89 Prozent der 12- bis 16-Jährigen zufrieden. Seid ihr nun (in der Pandemie) weniger zufrieden, genauso zufrieden oder zufriedener mit eurem Leben? Hier zeigte die Studie, dass 31 Prozent der kleineren und 43 Prozent der älteren Kinder angaben, weniger zufrieden mit ihrem Leben zu sein. „Das zeigt, in welche Richtung es geht“, sagte Kirsch. Mädchen hatten mehr Sorgen und mehr negative Gefühle wie Alleinsein, Traurigkeit oder Langweile als Jungs. Die älteren Kinder in der Studie hatten ebenfalls mehr Sorgen und negative Gefühle als die jüngeren Kinder. Welche Faktoren beeinflussten das Wohlbefinden der Kinder? Laut Studie hat die Art und Weise, wie Erwachsene den Kindern zuhören, einen Einfluss auf das Wohlbefinden der Kinder. „Das können Eltern, Lehrer oder andere Erwachsene sein“, so die Forscherin.

Betreffend die Aktivitäten der Kinder zeigte die Studie eine Tendenz, vermehrt zu Hause zu hocken. Dabei waren die jüngeren Kinder kreativer. Sie lasen mehr und bastelten viel. Die Älteren hörten mehr Musik, taten gar nichts oder waren in den sozialen Medien unterwegs. Im Schnitt nahm das Surfen in den Netzwerken (inklusive Filme anschauen und Musik hören) 3,5 Stunden bei den älteren und 2 Stunden bei den jüngeren Kindern pro Tag ein. Insbesondere die jüngeren Kinder würden tendenziell mehr das Haus verlassen als die älteren, um auswärts Aktivitäten nachzugehen, so die Forscherin. Die Pandemie ginge bei den Älteren eher mit einer weniger produktiven Zeitgestaltung einher, so Kirsch. 75 Prozent aller Kinder sagten, dass die sozialen Medien ihnen in der Pandemie viel geholfen hätten.

Am Freitag sprach Unicef-Mitarbeiterin Isabelle Hauffels auch einige Empfehlungen aus, die auf den Forschungsresultaten der Studie basieren. Sie betonte die Wichtigkeit der Resilienz bei den Kindern, die im weiteren Verlauf der Pandemie weiter ausgebaut und gepflegt werden sollte. Eltern und Lehrpersonen sollten dafür sorgen, den Kindern Interaktionen mit Gleichaltrigen zu ermöglichen. In diesem Sinne sollte auch der Zugang zu Vereinen, sportlichen und außerschulischen Aktivitäten gefördert werden, um dem Trend zur Passivität entgegenzuwirken. Auch die Schulen sollten laut Hauffels so lange wie möglich, und unter den notwendigen sanitären Maßnahmen, geöffnet bleiben.

Was ist Covid-Kids I und II?

Covid-Kids II (https://covid-kids.uni.lu) ist ein großes Projekt, das zum Ziel hat, herauszufinden, wie es den Kindern in der lang andauernden Pandemie geht. Covid-Kids II besteht aus drei Teilen: Interviews, Umfragen und HERO. Über letzteres berichtete das Tageblatt am 6. Februar 2022. Finanziert wurde das Projekt von der Stiftung „Oeuvre Grande-Duchesse Charlotte“. Covid-Kids II ist die Fortsetzung von Covid-Kids I, dessen Daten nach dem ersten Lockdown erhoben wurden. Durch Covid-Kids I wurde eine große Welle ausgelöst, anschließend hat die Stiftung 2,9 Millionen Euro für Projekte mit Kindern freigestellt. In Covid-Kids I haben die Forscherinnen 22 Kinder interviewt, in Covid-Kids II wurden 19 dieser Kinder nochmals befragt. Daneben wurden Fragebögen online und in Papierform ausgeteilt. Insgesamt wurden bei Covid-Kids II Daten von 621 Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 16 Jahren verarbeitet.