Nach Eklat um Kleider-Karikatur / LCD-Direktor zieht Klage gegen Künstler zurück

Spätestens nach den versöhnlichen Worten von LCD-Direktor Marcel Kramer auf Twitter dürfte im Lyzeum von Diekirch nun wieder etwas Ruhe einkehren
In der Kontroverse um die Kleiderordnung am „Lycée classique de Diekirch“ (LCD) hat Direktor Marcel Kramer seine Klage gegen einen jungen Karikaturisten zurückgezogen. Der 19-Jährige hatte zuvor mit einer übertriebenen Zeichnung auf die Diskussion am Lyzeum aufmerksam machen wollen. Er wolle sich nun seiner Familie widmen und benötige all seine Energie, um die Schule durch schwierige Corona-Zeiten zu führen, so Kramer.
In einer Twitter-Botschaft hat sich LCD-Direktor Marcel Kramer am Freitagabend zum ersten Mal nach der Veröffentlichung einer Karikatur und der anschließenden Suspendierung einer Schülerin öffentlich zu Wort gemeldet. „Am LCD, wou ech den Direkter sinn, gouf et am Ufank vum Schouljoer vill Opreegung wéinst eisem Code vestimentaire. Hei ee perséinleche Message“, beginnt Kramer seine Ausführungen via Kurznachrichtendienst.
Tatsächlich hatte die Präsentation des neuen „Code vestimentaire“ zu Beginn des Schuljahres hohe Wellen geschlagen, und das weit über die Grenzen Diekirchs hinaus. Die Kleiderordnung fördere die systematische Unterdrückung junger Frauen und die Sexualisierung des weiblichen Körpers, so der Vorwurf. Der Text richte sich vor allem aber an Schülerinnen, die aufgrund ihrer Kleidung Gefahr liefen, vom männlichen Teil der Schulgemeinde sexualisiert zu werden.
Am LCD, wou ech den Direkter sinn, gouf et am Ufank vum Schouljoer vill Opreegung wéinst eisem „Code vestimentaire“. Hei ee perséinleche Message.
TLDR: ech zéihen d’Plainte géint den Auteur vun der Karikatur zeréck. (1/x)— Marcel Kramer (@hakuna1906) October 16, 2020
Mehr als 1.200 Personen hatten in der Folge die Online-Petition einer Ex-Schülerin gegen den „misogynen Dresscode“ unterzeichnet. Dass bis dahin aber verschiedene Elemente der Kleiderordnung in der Öffentlichkeit falsch dargestellt worden waren, hielt die Gegner nicht von ihren Angriffen auf Schule und Direktion ab. In der ganzen Aufregung war bis dahin auch untergegangen, dass der Dresscode bereits Ende Februar von sämtlichen betroffenen Parteien verabschiedet worden war. Außerdem ging der Text nicht über Bestimmungen hinaus, wie sie auch an anderen Lyzeen längst an der Tagesordnung waren.
Besonders viel Gegenwind erfuhren vor diesem Hintergrund bestimmte Erklärungen von LCD-Direktor Marcel Kramer gegenüber den Kollegen von Eldoradio. Ein Lyzeum habe nicht nur einen Bildungsauftrag, sondern müsse auch zu einem gewissen Teil Erziehungsarbeit leisten, wurde Kramer in einem Beitrag auf der Onlineseite des Radiosenders zitiert. Besonders für junge Mädchen wäre dies vielleicht ab und zu nötig, weil sie sich nicht immer bewusst seien, wie ihre Kleidung von anderen Leuten aufgenommen werde, heißt es weiter.

Kramer wurde daraufhin vorgeworfen, jungen Mädchen für bestimmte männliche Reaktionen die Verantwortung zu geben, wie etwa anzügliche Bemerkungen oder gar Übergriffe. Genau diese Äußerungen seien aber aus dem Zusammenhang gerissen worden, unterstreicht Kramer nun in seiner öffentlichen Erklärung auf Twitter. „Ee Saz, deen ech esou wuertwiertlech net gesot hunn, gëtt aus dem Kontext gerappt an ëmmer nees als soi-disant Zitat vu mir genotzt a géint mech verwennt“, lässt der Pädagoge über den Kurznachrichtendienst verlauten. Er wolle deshalb klar unterstreichen, dass Übergriffe gegen Frauen und Männer in all ihren Formen absolut inakzeptabel seien und die Schule konsequent gegen solche vorzugehen gedenkt.
Im Zusammenhang mit dem Dresscode sei aber auch die Zeichnung eines jungen Erwachsenen veröffentlicht worden, die eine rote Linie ganz klar überschritten habe. Bei dem Illustratoren handele es sich übrigens nicht um einen Schüler, wie in der Öffentlichkeit immer wieder behauptet werde, so Kramer.
„Ooflenkung“
Die Kontroverse um die Karikatur wurde auch vom Tageblatt aufgegriffen. Beim Urheber handelt es sich um den 19-jährigen Ben Kugener, der sich als ehemaliger Schüler des LCD ebenfalls zu der ganzen Diskussion um die Kleiderordnung zu Wort melden wollte. „Andere Menschen äußern Unverständnis und Protest in langen Texten. Ich habe mich eben für eine Karikatur entschieden“, erklärte er im Gespräch mit dieser Zeitung. Ein persönlicher Angriff auf eine bestimmte Person sei jedoch nicht seine Absicht gewesen. Er habe nur die Kontroverse mit einer übertriebenen, vulgären Zeichnung kritisch beleuchten wollen.
Ech hu mech entschloss, d’Plainte géint den Auteur vun der Zeechnung zeréckzezéienLCD-Direktor
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Auch über die Frage, wie weit Satire und Karikatur eigentlich gehen dürfen. Unumstritten aber ist der Umstand, dass die Zeichnung des jungen Künstlers, der sich aktuell eine Auszeit genehmigt, um ein Portfolio für sein Studium zusammenzustellen, nicht viel Raum für Interpretationen zulässt: Zu sehen ist ein Mann in Hemd und Krawatte, der mit heruntergelassener Hose rechts auf weibliche Kleidungsstücke deutet, während er sich mit der linken Hand selbst befriedigt. Hinter dem Mann befindet sich ein Schild mit den Buchstaben LCD, daneben prangt das Wort „Ooflenkung“.
„De Message, deen do suggeréiert gëtt, ass absolut ënnert der Gürtellinn, inakzeptabel, dorunner leiden ech perséinlech, an dorunner leit och eis Schoul“, unterstreicht Marcel Kramer nun in seiner ersten öffentlichen Reaktion auf Twitter. Die Anzeige, die der Direktor zunächst gegen den jungen Künstler erstattet hatte, wurde indessen zurückgezogen: „Ech hu mech entschloss, d’Plainte géint den Auteur vun der Zeechnung zeréckzezéien. Ech wollt ee kloert Zeeche setzen, dass déi doten Zort vu perséinlecher Verunglimpfung ze wäit gaangen ass“, so der Pädagoge.
Ech hu mech entschloss, d’Plainte géint den Auteur vun der Zeechnung zeréck ze zéien. Ech wollt ee kloert Zeeche setzen, dass déi doten Zort vu perséinlecher Verunglimpfung ze wäit gaangen ass. Ech wënsche mer, an hoffen, dass dëst Thema elo endlech zum Ofschloss kënnt. (11/x)
— Marcel Kramer (@hakuna1906) October 16, 2020
„Dat war ee Feeler“
Zuvor hatte Kramer bereits die Suspendierung einer Schülerin aufgehoben. Die 18-Jährige hatte die Zeichnung auf den sozialen Netzwerken geteilt, woraufhin sie von der Direktion eine Woche lang vom Unterricht suspendiert wurde. Auf Vermittlung des Bildungsministeriums aber wurde die Suspendierung nach Antritt der Strafe um mehrere Tage reduziert, sodass die Schülerin am dritten Tag wieder den Unterricht besuchen durfte.
Kramer gibt auf Twitter auch weitere Erklärungen zur Kleiderordnung ab. Er habe nicht erkannt, dass es in diesem Zusammenhang zu Problemen kommen könnte, vor allem da es sich nie um neue oder gar restriktivere Bestimmungen gehandelt habe als die, die bereits am 28. Februar – noch vor Ausbruch der Pandemie also – im „Conseil d’éducation“ finalisiert wurden. Im September habe man das Dokument dann „einfach so“ in Umlauf gebracht: „Dat war ee Feeler, an dat hätte mer sécherlech missen anescht a besser kommunizéieren“, gesteht Kramer.
Ech hunn net realiséiert, dass do ee Problem kéint entstoen, well et sech net ëm nei oder méi restriktiv Reegelen handeltLCD-Direktor
Dadurch, dass „bewusst oder unbewusst“ falsche und manipulierte Informationen verbreitet wurden, sei auf den sozialen Medien dann ein „Shitstorm“ entbrannt. Bis heute hätten es die Autoren dieser Beiträge nicht für nötig empfunden, diese Fehlinformationen zu korrigieren. Gelobt wird hingegen das Schülerkomitee: Dieses habe sich sofort bei ihm gemeldet und an einer konstruktiven Unterhaltung mitgewirkt. Anschließend habe man gemeinsam entschlossen, ein erklärendes Kommuniqué an die Klassen herauszugeben. „Genau esou soll dat och funktionéieren – de Schülercomité huet seng Aufgab virbildlech gemaach“, so Kramer.
Er hoffe und wünsche sich, betont der Direktor zum Abschluss seiner zwölfteiligen Ausführung auf Twitter, dass das Thema damit nun ad acta gelegt werden kann. „Ech muss no mir an no menger Famill kucken“, unterstreicht der LCD-Direktor. Er benötige seine ganze Energie, um das LCD nun zusammen mit der Direktionsmannschaft, den Lehrern und anderen Mitarbeitern durch die schwierige Corona-Situation zu leiten. „Dat huet fir mech absolut Prioritéit.“
Ech muss no mir an no menger Famill kucken.
Ech brauch meng ganz Energie fir, zesumme mat menger Direktiounséquipp, de Proffen an dem Personal, den LCD duerch des schwiereg Corona-Situatioun ze féieren. Dat huet fir mech absolut Prioritéit. (12/12)— Marcel Kramer (@hakuna1906) October 16, 2020
Und nach Corona?? Er soll sagen,dass er sich hoffnungslos blamiert hat und seine Energie auf die Ausbildung seiner Schüler konzentrieren. Säkular,frei und ohne falsche christliche Moral.Was sexuell Verklemmte fertig bringen haben wir gestern erlebt. 9/11 gehört auch unter diese Kategorie.
Er soll sich ganz seiner Familie widmen und kündigen ehe man ihn rausschmeißt.
Der Mann hat seine Schuldigkeit getan, er kann gehen. Die Schule blamiert, die Stadt sowieso.
Weg mit ihm!
Ich meine, der Mann hat jetzt zur Genüge gezeigt, dass er unfähig ist, so einen Posten im 3. Jahrtausend zu besetzen.
Er braucht dringend einen neuen Job beim Bistum, vielleicht als Chef der lokalen Inquisition?
Ech perséinlech fannen déi Kleederuerdnung duerchaus berechtegt. Wat huet zerguttsdert ugedoen mat onser Religioun ze dongen? Spéider op der Aarbechtsplaz kënnen se och net ronderëm laafe wéi se wëllen. Et gëtt nu mol „Reegelen“ an onser Gesellschaft a wa jidfereen sech géing drun halen wier de Respekt ee virun deem aneren vläicht nees méi grouss.
@Léini
“ Wat huet zerguttsdert ugedoen mat onser Religioun ze dongen?“
Alles! Et huet nach ni en Atheist probéiert eng Kleederuerdnung an enger Schoul duerchzesetzen, komesch, mä wouer.
„Spéider op der Aarbechtsplaz kënnen se och net ronderëm laafe wéi se wëllen. “
Ausser de Polizisten an e puer aner Leit kënne mer lafe wéi mer wëllen.
Dir sidd vu gëschter, dat hutt Der dach hei schonn e puer Mol demonstréiert.
Wéi wär et, wann hie sech géing selwer zréckzéien?
@ Jennie. Kleederuerdnung hat de Gauleiter Simon emol agefouert, et wor während de bronge Joëren verbueden e Berret ze droën well dat net preisësch genug war. Et gin awer anscheinend Athéisten an Anerer hei am Land déi probéieren a probéiet hun muslimesche Fraleit ze verbidden e Kappduch fräiwëlleg ze droën. Et ass och verbuede gin eng Burka ze droën, an elo leeft all Mënsch matt enger Burka duercht Géigend ouni dass dat e Problem ass, Covid sei Dank. Ass dat net köstlech?
Wer ohne Fehler ist werfe den ersten Stein!
Hat nicht jeder das Recht auf freie Meinung und diese auch hier zu äussern ohne gleich beleidigt und verbal angegriffen zu werden?