SensibilisierungLaut „Santé“ bislang kein Affenpocken-Fall in Luxemburg – aber erhöhte Wachsamkeit

Sensibilisierung / Laut „Santé“ bislang kein Affenpocken-Fall in Luxemburg – aber erhöhte Wachsamkeit
Diese elektronenmikroskopische Aufnahme aus dem Jahr 2003 zeigt ein Affenpockenvirus, das aus einer Probe im Zusammenhang mit dem Präriehundeausbruch von 2003 stammt Foto: Cynthia S. Goldsmith/CDC via AP/dpa

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In mehreren europäischen Ländern sind kürzlich erste Fälle der sogenannten Affenpocken festgestellt worden. Neben Belgien meldeten am Freitag auch Deutschland und Frankreich erste Fälle. In Luxemburg gab es laut „Santé“ noch keine registrierte Infektion – man wolle die Bevölkerung jedoch für die Erkrankung sensibilisieren und beobachte die Situation derzeit genau.

Luxemburgs Gesundheitsministerium hat am Samstagvormittag in einer Pressemitteilung erklärt, dass bislang noch kein Fall von Affenpocken in Luxemburg registriert worden sei. Weder ein Verdachtsfall noch eine bestätigte Erkrankung sei den Behörden bisher bekannt. Dennoch teilt die „Santé“ mit, dass man die Situation gemeinsam mit Luxemburgs europäischen Partnern momentan genau beobachte. „Im Moment geht es darum, das Bewusstsein für die potenzielle Verbreitung des Affenpockenvirus zu schärfen“, so das Ministerium.

Die Infos des Gesundheitsministeriums zu den Affenpocken

„Die Affenpocken sind eine seltene Viruserkrankung, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden kann. Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten, aber möglich, vor allem bei engem Kontakt, wobei das Risiko für Personen mit mehreren Partnern und Männer, die Sex mit Männern haben, höher ist. Affenpockenviren sind in West- und Zentralafrika bei Nagetieren verbreitet.

Wie wird die Krankheit übertragen?

Die Affenpocken werden durch sexuellen Kontakt mit einer betroffenen Person oder deren Körperflüssigkeiten, einschließlich Speichel, übertragen.

Was sind die Symptome?

Die Symptome sind: Hautausschlag, Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schüttelfrost und Müdigkeit.“ (Quelle: Gesundheitsministerium Luxemburg)

Die „Santé“ klärt deshalb darüber auf, was zu tun ist, wenn man den Verdacht hat, mit der Viruserkrankung infiziert zu sein: „Jeder Verdachtsfall und jede Person mit Symptomen, die auf Affenpocken hindeuten, sollte die nationale Abteilung für Infektionskrankheiten des CHL aufsuchen und auf sexuelle Aktivitäten oder andere Aktivitäten mit engem Kontakt verzichten, bis die Affenpocken ausgeschlossen oder die Infektion abgeklungen ist.“ Der Hintergrund sei, dass das Virus sich unter anderem über sexuellen oder engen Körperkontakt verbreite.

Sensibilisierung laut WHO „dringend notwendig“

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert eine Reihe von Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung der Affenpocken. Es sei „dringend notwendig“, das Bewusstsein für die Virenerkrankung zu erhöhen, hieß es Samstagnacht von der UN-Organisation in Genf. Außerdem müssten Fälle umfassend ausfindig gemacht und isoliert werden, sowie Ansteckungswege rückverfolgt werden. Für die Allgemeinheit sehen Experten dennoch keinen Grund zur Besorgnis.

In Deutschland sind inzwischen drei Fälle der Viruserkrankung bestätigt, einer in München und zwei in Berlin. Die WHO berichtet mit Stand Samstag von rund 90 bestätigten Infektionen und 30 Verdachtsfällen in Ländern, in denen das in West- und Zentralafrika heimische Virus normalerweise nicht auftritt. Die Infektionen seien atypisch, weil die meisten Betroffenen zuvor nicht in diese Länder gereist seien. Dass die Fälle über Europa verteilt festgestellt werden, lege nahe, dass das Virus schon eine Weile weitergegeben werde. In Europa wurden bisher unter anderem Fälle gemeldet aus Spanien, Großbritannien, Frankreich, Italien oder der Schweiz. Auch in Australien, Kanada und den USA gab es Nachweise der Erkrankung.

Eine neue Pandemie haben wir nicht zu befürchten

Gerd Sutter, Virologe an der Ludwig-Maximilians-Universität München

„Eine neue Pandemie haben wir nicht zu befürchten“, sagte der Virologe Gerd Sutter von der Ludwig-Maximilians-Universität München in einem am Samstag bei Zeit Online veröffentlichten Interview. Affenpockenviren seien andere Erreger als die Auslöser der Menschenpocken. Die Krankheit gehöre zu den Zoonosen, also Krankheiten, die immer wieder vom Tier auf den Menschen übergehen und sich kaum zwischen Menschen übertragen würden. „Da wir kaum mehr Immunität gegen die klassischen, seit über 40 Jahren in der Natur ausgerotteten Pockenviren haben, breiten sich aber auch die Affenpocken immer mal aus, aber lediglich punktuell. Das machen sie bei Weitem nicht so effizient wie die Grippe oder Sars-CoV-2“, sagte der Pockenvirologe.

Das von der UK Health Security Agency (UKHSA) zur Verfügung gestellte Bild zeigt Hautläsionen bei Patienten, bei denen Affenpocken nachgewiesen wurden
Das von der UK Health Security Agency (UKHSA) zur Verfügung gestellte Bild zeigt Hautläsionen bei Patienten, bei denen Affenpocken nachgewiesen wurden Foto: UKHSA/dpa

Die momentan festgestellten Erkrankungen betreffen laut WHO hauptsächlich – aber nicht nur – Männer, die gleichgeschlechtlichen Sex haben. Bei allen derzeit genetisch analysierten Fällen handele es sich bei dem Erreger um die westafrikanische Variante, auch bei dem Patienten in München. Sie führt im Vergleich zur zentralafrikanischen Variante grundsätzlich zu milderen Verläufen.

Mit einem weiteren Anstieg der Infektionen rechnet auch Clemens Wendtner, Chefarzt der infektiologischen Klinik des Schwabinger Krankenhauses, wo der Münchner Patient behandelt wird – ein 26 Jahre alter Mann aus Brasilien. Er war von Portugal über Spanien nach München gereist und hatte sich zuvor in Düsseldorf und Frankfurt am Main aufgehalten.

In Einzelfällen sind tödliche Erkrankungen möglich

In Nordrhein-Westfalen liegen nach Angaben des Landesgesundheitsministeriums Hinweise „auf mögliche Kontakte von Personen mit dem Affenpockenvirus“ vor. Diesen Hinweisen werde nachgegangen, sagte ein Sprecher am Samstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Belgien führt als erstes Land Affenpocken-Quarantäne ein

Laut einem Bericht der deutschen Zeitung Bild hat Belgien als erstes Land eine Quarantänepflicht für Menschen angeordnet, die mit dem Affenpocken-Virus infiziert sind. Die Betroffenen müssten sich demnach 21 Tage lang isolieren. Für Kontaktpersonen gelte die Regelung nicht. Bislang seien in Belgien drei Affenpocken-Fälle registriert worden.

„Allgemein geht man davon aus, dass die westafrikanischen Affenpocken eine Sterblichkeit von insgesamt einem Prozent haben, das betrifft vor allem Kinder unter 16 Jahren“, sagte Wendtner. „Man muss aber bedenken, dass diese Daten aus Afrika nicht zwingend übertragbar auf das Gesundheitswesen in Europa oder den USA sind, bei uns wäre die Sterblichkeit eher niedriger anzusetzen. Das ist eine Erkrankung, die meines Erachtens nicht das Potenzial hat, die Bevölkerung massiv zu gefährden.“

Das Virus verursacht nach Angaben von Gesundheitsbehörden meist nur milde Symptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Hautausschlag. Affenpocken können aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen, in Einzelfällen sind tödliche Erkrankungen möglich. Übertragen wird der Erreger Virus vor allem über direkten Kontakt oder Kontakt zu kontaminierten Materialien.

Impfungen für Risikogruppen in der Diskussion

Vorsicht ist nach Ansicht Wendtners bei immunsupprimierten Patientengruppen geboten, also solchen mit nur schwachen Abwehrkräften. „Dazu gehören beispielsweise HIV-Patienten ohne ausreichende medikamentöse Krankheitskontrolle, aber zum Beispiel auch Tumorpatienten mit schwerer Immunsuppression etwa nach Stammzelltherapie.“ Es werde diskutiert, ob man diese Risikogruppen mit einer Impfung schütze. Seit 2013 ist in der EU demnach der Impfstoff Imvanex zugelassen. Auch die Impfung von Kontaktpersonen wird momentan geprüft. Die WHO wollte Experten einberufen, um mögliche Impfempfehlungen zu erörtern.

Mit dem Medikament Tecovirimat gibt es neben der Impfung eine in der EU zugelassene Therapiemöglichkeit für die Affenpocken-Erkrankung. Die WHO wies allerdings darauf hin, dass die Gegenmittel momentan nicht flächendeckend verfügbar seien. Reisebeschränkungen oder Absagen von Veranstaltungen in betroffenen Ländern sind aus Sicht der WHO derzeit nicht notwendig. Es könne bei Massenveranstaltungen zwar zu Ansteckungen kommen, Vorsichtsmaßnahmen gegen Covid-19 würden aber auch gegen Affenpocken wirken.

Den Patienten in Deutschland geht es den Angaben der Ärzte und Behörden zufolge gut. Der Münchner Patient habe relativ wenig Symptome, sagte Wendtner. Der Zustand der beiden Patienten in Berlin sei stabil, wie die Senatsverwaltung für Gesundheit am Samstag mitteilte. Mit welcher Variante sich diese beiden angesteckt haben, sei bisher unklar, entsprechende Analysen liefen.

LINK Viruserkrankung: Affenpocken breiten sich in Europa aus

Beobachter
21. Mai 2022 - 12.31

Das durch Corona Impfstoffe geschwächte Immunsystem führt uns jetzt in die nächste Pandemie! Neue Tests nötig.Handschuhe, Kondome und Maskenpflicht unbedingt einführen.