Rendez-vous aux jardinsKunst und Natur im Pfaffenthal

Rendez-vous aux jardins / Kunst und Natur im Pfaffenthal
Der Sitz der Vereinigung „Canopée asbl“ befindet sich seit März 2019 im Pfaffenthal Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Gartenbau kann zur Kunst werden, aber Kunst kann auch im Garten stattfinden. Die „Canopée asbl“ verbindet am kommenden Wochenende bei der Aktion „Rendez-vous aux jardins“ Kunst und Natur.

Der Garten hinter dem alten Pfarrhaus im Pfaffenthal ist zwar nur zwei bis drei Ar groß und beherbergt keine seltenen Rosen wie andere Gärten, die beim „Rendez-vous aux jardins“ mitmachen: Bei Canopée wird fast ausschließlich Gemüse angebaut. Doch für die Kinder des nahegelegenen Foyers „Atelier Zeralda“ könnte er ein Zaubergarten sein, denn nicht für alle Stadtkinder ist es offensichtlich, woher das Gemüse kommt, das sie täglich essen. „Wir zeigen den Kindern hier, dass Tomaten nicht im Supermarkt wachsen“, erklärt Canopée-Präsidentin Tessy Fritz. Die Kinder erhalten Erklärungen rund um den Garten, und einige haben schon ihr eigenes Gemüse gepflanzt. „Jeden Tag, wenn sie vorbeigehen, können sie es sehen. Ich glaube, die Kinder sind stolz, wenn sie die Pflanze sehen, die sie selber in die Erde gesetzt haben“, sagt François Baldassare, Regisseur und Mitglied von Canopée.

Der eigentliche Zweck der Vereinigung ist es aber, Künstler bei deren Arbeit zu unterstützen. Die Asbl wurde 2015 mit dem Ziel gegründet, Live-Performances, audiovisuelle Werke sowie kulturelle Veranstaltungen zu produzieren und zu vermarkten. Im alten Pfarrhaus aus dem Jahr 1891, das sich im Besitz der Gemeinde Luxemburg befindet, hat Canopée ihren Sitz und verwaltet dort ebenfalls eine Künstlerresidenz mit Wohnräumen für insgesamt fünf Künstler. Im Keller des Hauses gibt es zudem einen Proberaum. Die zwei Tage des „Rendez-vous aux jardins“ sollen auch das alte Haus in Szene setzen.

Zur Gärtnerei kam Canopée ein bisschen wie die Jungfrau zum Kind, als sie 2019 aus einem anderen Stadtviertel in das alte Pfarrhaus einzog. Der Garten war anfangs nicht als Teil eines Projekts gedacht, sondern nur als Gemüselieferant für das Haus. 2019 produzierte die Künstlergemeinschaft allerdings so viel Gemüse, dass sie ein Buffet für die Nachbarschaft organisierte. Heute baut Canopée all mögliches Gemüse vor allem für den Eigenbedarf an. Der Garten wird von den Bewohnern gemeinsam bewirtschaftet. Das Blätterdach passend zum Namen ist allerdings noch am Wachsen.

Seit einem Jahr arbeitet das Haus mit dem Schülerhort des „Atelier Zeralda“ zusammen. Neben pädagogischer Gartenarbeit mit den Kindern werden auch spielerische Aktivitäten geboten. Im August vorigen Jahres z.B. wurde ein Entdeckungstag des Gemüsegartens mit einem „Carnaval des masques“ abgeschlossen, bei dem sich die Kinder Masken malten.

Beim „Rendez-vous aux jardin de Canopée“ wird Kunst und Natur vereint. Der Freitag ist den Kindern vorbehalten mit einer Besichtigung des Gartens und einem Malatelier. Am Samstag stehen sowohl diverse Gartenworkshops wie auch Theater, Tanz und Musik auf dem Programm.

Bei diesem „Rendez-vous“ muss allerdings mit einer luxemburgischen Tradition gebrochen werden: Für „Iessen a Gedrénks“ kann coronabedingt nicht gesorgt werden. „Canopée“ darf nichts zu essen anbieten, weil es eine „activité accessoire“ wäre, was nicht gestattet ist. Dafür sorgt aber das „Café Ënnert der Bréck“, das sich neben dem Atelier Zeralda am Event beteiligt. Auch der Interessenverein des Viertels Pfaffenthal-Siechenhof nimmt teil und bietet einen geführten Rundgang durch das Viertel und den „Waassertunnel“ an. Die vierten im Bunde sind die Gemüsebauern von „Lëtzgrow“, die einen Gärtnereiworkshop anbieten.

Kontakt „Canopée asbl“

Eine Voranmeldung ist wie bei allen Aktivitäten des „Rendez-vous aux jardins“ Pflicht.
Kontakt: Tessy Fritz, Tel.: 691 860 185, E-Mail: contact@canopee-asbl.com
Adresse: 4, rue Vauban, L-2663 Luxembourg
Web: www.canopee-asbl.com

80-mal „Rendez-vous aux jardins“

Bei der Aktion „Rendez-vous aux jardins“ bieten 50 verschiedene Veranstalter mehr als 80 Events an. Ziel des Programms ist die Sensibilisierung für die Bedeutung von Gärten und Parkanlagen im Allgemeinen. Der erste Waldfriedhof Luxemburgs in Betzdorf wird als „Jardin de mémoire“ im Rahmen einer Sonderführung am 4. Juni um 11.00 Uhr vorgestellt. Romantisch hingegen wirkt der Besuch der prächtigen Gärten in Neu-Ansemburg bei Sonnenuntergang am 4. und 5. Juni. Patricia de Zwaef führt als Kunsthistorikerin durch den Garten von Schloss Colpach und erklärt die ausgestellten Kunstwerke. Ebenso bietet das Kunstmuseum Villa Vauban am 5. und 6. Juni Sonderführungen zu den im Park der Villa ausgestellten Kunstwerken sowie zur Ausstellung „Les paysages de Kairos“ an.
Der Gartenexperte und Historiker Marc Schoellen hat eigens zu der Aktion Gästeführer zur Besichtigung der Abteigärten in Echternach ausgebildet. Diese Tour wir ab dem Wochenende vom 5./6. Juni definitiv ins Programm des „Office régional du tourisme“ aufgenommen. Die Anlage und Kunstwerke im Kurpark von Mondorf werden am 5. Juni vorgestellt.
Der Privatgarten Heintz van Landewyck in Hollerich birgt eine Skulptur von August Trémont und überrascht mit der ehemaligen Hauptwache der Festung, welche einst an der place d’Armes stand. Experten verraten neueste Erkenntnisse der Forschung zu den Gärten der Schlossanlage „La Fontaine“ des Grafen Peter Ernst von Mansfeld in Clausen. Einzigartig wird die Besichtigung der Parkanlagen auf Kirchberg sein, denn Tilman Latz vom Planungsbüro Latz & Partner führt selbst durch die öffentlichen Gärten des Kirchbergs (5./6. Juni).
Die seit Dezember 2020 zum immateriellen Weltkulturerbe der Unesco gehörenden Hornbläser „Trompes de chasse Saint-Hubert de Luxembourg asbl“ ziehen am 6. Juni ab 15.00 Uhr durch die Parkanlagen der Oberstadt.
Auch Konzerte und Lesungen der „Garden Sounds au jardin de Wiltz“ am 5., 11., 12. und 19. Juni wurden ins Programm aufgenommen. Am 5. und 6. Juni liest Autor Marco Schank in seinem Garten Auszüge aus seinen Kriminalromanen. Mehrere Geheimtipps gibt es unter den gewöhnlich nicht dem Publikum zugänglichen Gärten: Der „Jardin des Yak’s“ in Petingen zeigt eine Anlage mit 130 Rhododendron-Büschen, Sabine Wolffs Garten in Walferdingen ist ein Kunstgarten mit Recycling Art. Die Rosenkultur in Luxemburg stellt nicht nur einen ehemaligen Industriezweig dar, sie ist Teil von Luxemburgs Kulturgeschichte: Vom 4. bis 6. Juni und am 26. und 27. Juni stehen ExpertInnen in den Privatgärten Trossen-Gilson, Paul Biren, Marc Wehles, der Roseraie in Münsbach oder dem „Rousegaart op de Rondellen“ (26. Juni) den Besuchern zur Verfügung und erteilen Tipps zur Rosenzucht und zum Rosenschneiden. „Rosebox“ erscheint als Buch zur Rosenzüchterei im Zusammenhang mit den „Rendez-vous aux jardins“.
Genau um diese „Transmission des savoirs“ geht es bei der Erstauflage der „Rendez-vous“: Medizinalkräuter-Plantagen auf Kirchberg, „Téi vum Séi“ in Bavigne, „Gemeinschaftsgaart“ Hünsdorf (4.-6. Juni) mit Blumenbörse, Seedball und Kräuterwanderung, Terra (Eicherfeld), Ecosystem & Permakultur in Beyren, Bau von Trockenmauern in Dalheim, Kochworkshops im Naturgarten von „Natur & Ëmwelt“ und im „Generatiounsgaart“ Befort, Lehrgang zu 40 Naturkräutern bei Botanika, im „Schleekegaart“, oder Kunst-Weingarten Remich vermitteln teils jahrhundertealte Traditionen. Die Projekte „Das Flächenbuffet“ der „Action Solidarité Tiers Monde“ und „Champ 2.000 m2 pour notre consommation“ von „Nature & Ëmwelt“ zeigen einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur.
Wer lernen will, wie man Landschaft, Gärten, Parkanlagen professionell im Bild festhält, kann sich an spezifischen Ateliers für Kunstfotografie im Freien einschreiben.
Aufgrund der hygienischen Bestimmungen müssen sich die Besucher beim jeweiligen Veranstalter anmelden.
Alle weiteren Informationen und eventuelle Programmänderungen finden Sie auf www.jardinsluxembourg.lu.

François Baldassare und  Tessy Fritz in ihrem Gewächshaus
François Baldassare und  Tessy Fritz in ihrem Gewächshaus Foto: Editpress/Hervé Montaigu