Hôpitaux Robert SchumanKrankenhaus-Gruppe gerät nach Impfungen für Verwaltungsräte in Erklärungsnöte

Hôpitaux Robert Schuman / Krankenhaus-Gruppe gerät nach Impfungen für Verwaltungsräte in Erklärungsnöte
Von „systemischer“ Wichtigkeit: Entgegen „Santé“-Vorgaben wurden in den „Hôpitaux Robert Schuman“ die Spitzen des Verwaltungsrats geimpft Foto: Editpress/Julien Garroy

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Impfdrängler-Geschichten gab es bislang nur aus dem Ausland zu hören. Seit Dienstag diskutiert auch Luxemburg darüber.

Mit Jean-Louis Schiltz, Michel Wurth und Claude Seywert wurden der Präsident des Verwaltungsrats der „Hôpitaux Robert Schuman“ sowie seine beiden Vizepräsidenten gegen das Coronavirus geimpft. Nach dem Impfplan der Regierung wären alle drei aber erst zum Ende der zweiten Impfphase an der Reihe gewesen. All das meldete Radio 100,7 am Dienstagmorgen – und Luxemburg diskutiert seitdem erstmals über mögliche Impfschleicher im eigenen Land.

Die „Hôpitaux Robert Schuman“ (HRS) widersprachen dieser Darstellung umgehend. Auch im Gespräch mit dem Tageblatt sagte HRS-Sprecher Marc Glesener, man sei sich keines Fehlverhaltens bewusst. Schiltz, Wurth und Seywert würden als Büromitglieder des Verwaltungsrates zur sogenannten „Gouvernance systémique“ gehören, deswegen seien sie auch geimpft worden.

Auch habe das Gesundheitsministerium, so Glesener, erst mit einer Mitteilung vom 18. Januar klargestellt, dass Mitglieder von Verwaltungsräten nicht prioritär zu impfen seien. Die HRS-interne Registrierung zur Impfung über die Internetplattform Doctena habe aber lange davor begonnen. Den HRS sei es darum gegangen, den Kliniken-Komplex auf Kirchberg und die Zitha-Klinik so gut es geht zu sichern, sagt Glesener. Alle dort regelmäßig zirkulierenden sollten geimpft werden – „das haben wir gemacht“.

So oder so – man steckt in der Bredouille

In der Tat wird seit dem 12. Januar HRS-Personal im Klinik-eigenen „Vaccinodrome“ geimpft. Bereits zuvor, zum Impfstart in Luxemburg Ende Dezember, hatten insgesamt 119 HRS-Angestellte in den Victor-Hugo-Hallen auf Limpertsberg ihre erste Dosis erhalten. Für die Impfungen im eigenen „Vaccinodrome“ waren den HRS noch einmal Dosen für 3.200 Personen zur Verfügung (bzw. in Aussicht) gestellt worden. Wie aus einem Wort-Artikel zum Impfstart am 12. Januar hervorgeht, war vorgesehen, an den beiden ersten Tagen je 48, anschließend jeweils täglich 96 Personen zu impfen. Insgesamt arbeiten mehr als 3.700 Menschen für die HRS-Gruppe.

Auf Tageblatt-Anfrage hieß es von den HRS zuerst, die drei Verwaltungsräte wären am 20. Januar geimpft worden. Auf die Nachfrage hin, dass die Richtlinien des Gesundheitsministeriums zu dem Zeitpunkt aber schon bekannt gewesen seien, hieß es dann, es habe auch der 15. Januar sein können, an dem Schiltz, Wurth und Seywert ihre erste Dosis erhalten haben. Man merkt die Bredouille: Entweder es wurde nach der Klarstellung der Regierung geimpft – oder die Spitzen des Verwaltungsrates zählten zu den paar hundert ersten Geimpften auf Kirchberg. 

Erstaunen in anderen Krankenhäusern

In anderen Krankenhäusern Luxemburgs zeigt man sich überrascht ob dieser Impffreudigkeit der Verwaltungsräte. Tageblatt-Informationen zufolge wurden weder im „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ (CHEM) in Esch noch im „Hôpital du Nord“ in Wiltz oder im „Centre hospitalier neuro-psychiatrique“ (CHNP) in Ettelbrück Impfeinladungen an Verwaltungsratsmitglieder verschickt, sofern diese nicht zum Gesundheitspersonal gehörten. Die Reaktionen reichten dann auch von „Bei uns stand das nie zur Diskussion“ bis zu „Da haben einige profitiert“.

Das Argument der HRS, die drei Büromitglieder des Verwaltungsrates seien oft in den Krankenhäusern, ordneten die vom Tageblatt um ihre Einschätzung gebetenen Experten als kaum haltbar ein. Dass der Verwaltungsratspräsident und seine beiden Vizepräsidenten mehrfach pro Woche zu Präsenzsitzungen in die Klinik mussten, wie das von den HRS kommuniziert wird, hält keiner unserer Gesprächspartner, die in dieser Sache nicht öffentlich Stellung beziehen wollten, für glaubhaft. Einer erinnerte dabei auch an die Dialyse-Patienten, die dreimal pro Woche in ein Krankenhaus müssten – und oft noch nicht geimpft seien.

Wegen des Impfstoffmangels wurde in Luxemburg wie in den anderen EU-Staaten ein mehrstufiger Impfplan aufgestellt. Die erste Phase, in der die besonders gefährdeten Personen geimpft werden sollen, wurde von der Regierung zusammen mit dem Ethikrat aufgestellt. Und wie in anderen EU-Staaten wird nun auch in Luxemburg über mögliche Vordrängler diskutiert.

Miette
20. Februar 2021 - 22.34

In Trier trat Ordnungsdezernent Schmitt nach einer verfrüht ergatterten Impfung von seinem Amt zurück. Mit soviel Restanstand rechne ich hier in Luxemburg nicht. Einen schönen und gesunden Sonntag wünsche ich in die Runde❣❣❣

Miette
19. Februar 2021 - 22.49

Die vorzeitig geimpften "Helden" sollten sich schämen? Aber Scham wird wohl ein Fremdwort für diese Nichtmitmenschen sein? Bleiben sie bitte auch ohne Vorzugsbehandlung gesund,werte Mitmenschen❣❣❣

de Schmatt
19. Februar 2021 - 10.15

@ de Luussert. " Viel Lärm um NICHTS ". Hier geht es um Ehrlichkeit, um Glaubwürdigkeit, um Gerechtigkeit und um Gleichheit. Es geht um Moral und um Ethik, Werte die heute scheinbarr nicht mehr gelten.

de Prolet
19. Februar 2021 - 10.09

Klar doch, die drei Herren vom Verwaltungsrat haben täglich direkten Kontakt mit den Corona Kranken, die in ihrem Spital behandelt werden . Die Leute sind hochgefährdet. " An der Quelle sass der Knabe!"

Romain
18. Februar 2021 - 12.55

Wer an der Spitze sitzt, segnet sich als erster

De Lussërt
17. Februar 2021 - 18.07

Viel Lärm um „NICHTS „. Was in Wirklichkeit in den Pikusen dieser hochgestellten Reklamefritzen steckte kann ja nicht mehr bezeugt werden , oder ?

Jacques
17. Februar 2021 - 16.19

Impfschmarotzer ginn et elo emmer mei ! !

Braddeler
17. Februar 2021 - 16.05

An schon erem hun mer duerch desen perfekten Artikel vum wierklechen Skandal oofgelenkt: naemlech dass mer eng komplett inkompetent Regierung hun dei et an deem raichsten Land vun der Welt et net faerdeg brengt Impfstoff erbai ze brengen. Zenter geschter lait Letzebuerg am Impfen souguer hanner Malta! Bravo! Gudd geschafft.

Nomi
17. Februar 2021 - 15.12

Um Enn vum Impfdaag waren nach 3 Dosen an der Flaesch, an dei' Leit waren zo'ufaelleg net weit ! Besser den Rescht ze verimpfen ewei' eweg ze gehai'en !

LPM
17. Februar 2021 - 10.55

Zitat. "Impfdrängler-Geschichten gab es bislang nur aus dem Ausland zu hören. Seit Dienstag diskutiert auch Luxemburg darüber." Stimmt. Aber anders als im Ausland waren die politischen Reaktionen in Luxemburg eher "suboptimal", um es mal nett auszudrücken. Echt peinlich, wie XB im Radio herumeierte.

Till Eule vor dem Spiegel
17. Februar 2021 - 10.45

Herr ist Herr , Max ist Max.Glaubt man längst die feudalen Zeiten der Industriebarone und oberen Gesellschaft vorbei, scheinen einige dieser Mentalität noch verbunden.

marco
17. Februar 2021 - 9.01

Und jetzt mit diesen Herren in einen mit Corona infizierten Raum ,um zu testen ob die Impfung schützt!

J.C. Kemp
17. Februar 2021 - 8.35

All animals are equal ...