Kopf des Tages: Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez ist ein Meister des Comebacks

Kopf des Tages: Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez ist ein Meister des Comebacks
 Foto: AFP

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Die Karriere von Pedro Sánchez gleicht einer Achterbahnfahrt. Er scheint derzeit obenauf – doch nach dem Gipfel droht schon die Talfahrt: Bei der Parlamentswahl am 10.11. gingen die Sozialisten zwar als Sieger hervor, doch erneut ohne klare Mehrheit. 

2014 tauchte Sánchez, der Wirtschaftswissenschaftler aus Madrid, überraschend auf der großen politischen Bühne auf. Der Mann mit dem jungenhaften Gesicht und den schicken Anzügen übernahm die Führung der ältesten politischen Partei des Landes. Dem Höhenflug folgte zwei Jahre später ein jäher Absturz: Nach den Wahlniederlagen der Sozialisten 2015 und 2016 musste er den Posten des Parteichefs räumen und galt als politisch erledigt. Doch Sánchez gab nicht auf, er kann stur und hartnäckig sein. In seinem alten Auto tourte er durchs ganze Land und warb bei den Parteimitgliedern um Unterstützung. Ein halbes Jahr nach seinem erzwungenen Abgang gewann der frühere Basketball-Spieler die Urwahl und hatte seinen alten Job als Parteiführer zurück.

Als der konservative Ministerpräsident Mariano Rajoy im Juni vergangenen Jahres über ein Misstrauensvotum stürzte, übernahm Sánchez das Amt. Doch schon im Februar zerbrach das fragile Bündnis, das Sánchez an die Macht gebracht hatte. Im April gab es Neuwahlen – Sánchez’ erste als Regierungschef. Die Sozialisten wurden stärkste Kraft, verfehlten aber die absolute Mehrheit. Die politische Pattsituation, die das Land seit Jahren lähmt, verhärtete sich sogar. Sánchez gelang es nicht, eine Regierung zu bilden, und er war gezwungen, die zweiten Wahlen binnen eines Jahres anzusetzen.

„Anleitung zum Widerstand“

Sánchez ist 47 Jahre alt – geboren am 29. Februar im Schaltjahr 1972. Als Sohn einer Beamtin und eines Unternehmers wuchs er in wohlhabenden Verhältnissen auf. Mit seiner Frau hat er zwei Töchter. Die Politik jedoch war immer schon seine Leidenschaft. Mit Anfang 20 trat Sánchez der sozialistischen Partei bei, saß im Madrider Stadtrat und später als Hinterbänkler zwischenzeitlich auch im Parlament.

Überschattet wird Sánchez’ Regierungszeit von der Katalonien-Krise. Nach den harten Urteilen gegen Anführer der Unabhängigkeitsbewegung gab es im Oktober massenhafte und teilweise gewalttätige Proteste. Die Bilder von Barcelona in Flammen trübten das Image des Ministerpräsidenten, die Rechten werfen ihm seit langem einen zu sanften Umgang mit den abtrünnigen Katalanen vor. Als erster Regierungschef in Spanien hat Sánchez bereits in seiner Amtszeit seine Autobiografie veröffentlicht. Ihr Titel: „Anleitung zum Widerstand“. Die Einnahmen aus dem Buch will er Obdachlosen spenden.

http://www.tageblatt.lu/headlines/bitterer-sieg-fuer-sozialisten-auch-neuwahl-bringt-keine-klare-mehrheit-in-spanien/