Kopf des Tages: Historiker Olivier Boussong betritt Neuland

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„Die Luxemburger Geschichte wird noch nicht genug anerkannt. Das habe ich auch bei meinen Recherchen gesehen“, sagt der 23-jährige, der neben dem Studium Leichtathletik auf hohem Niveau betreibt. In Straßburg hat er fünf Jahre lang Geschichte studiert, im Master mit Schwerpunkt auf den deutschsprachigen Raum.

Der Zweite Weltkrieg hat ihn von klein auf interessiert. Er hat sich immer gefragt, was er getan hätte, wenn er damals gelebt hätte: Wäre er zur Wehrmacht gegangen, hätte er sich versteckt oder wäre er in den Widerstand eingetreten?

„Bis heute kann ich nicht sagen, wie ich mich entscheiden würde. Und ich hoffe, dass ich nie in eine solche Situation kommen werde.“ Das Interesse für Geschichte wurde ihm in die Wiege gelegt. Als er klein war, hat ihn sein Großvater in Museen mitgenommen und ihm Geschichten erzählt – „auch wenn diese nicht immer gestimmt haben“, lacht Olivier. Sein Großvater starb, als Olivier mit dem Studium begann. „Ohne ihn würde ich nicht Geschichte studieren und wäre nicht da, wo ich jetzt bin. Deswegen habe ich die Arbeit meinem Großvater gewidmet.“

Nur noch einer am Leben

Für die Arbeit hatte er zwei Jahre lang Zeit.  Das Wort Maquis ist bei seinen Recherchen mehrfach aufgetaucht. Er konnte den Begriff eingrenzen, doch wusste nicht genau, in welcher Form die Luxemburger involviert waren. Damit ist er der erste, der die Geschichte von allen, die in den Maquis gegangen sind, zusammengefasst hat und von Anfang bis Ende erzählt: Er fängt bei den Beweggründen der Resistenzler an und spannt den Bogen bis hin zum Ende des Zweiten Weltkriegs.

250 „Maquisards“ konnte er ausfindig machen, darunter eine Frau. Heute ist wohl nur noch einer am Leben, der nicht mehr ansprechbar sei. Auf Berichte von Zeitzeugen konnte er also nicht mehr zurückgreifen. „Wenn jemand dies vor 15 Jahren niedergeschrieben hätte, dann wäre es noch möglich gewesen. So sind sie wahrscheinlich für immer verloren.“

Auch wenn Olivier nicht in der Forschung arbeiten wird, liegt ihm das Thema am Herzen. Nach zwei Jahren braucht er jedoch eine Pause. „Wenn jemand weitere Informationen dazu hat, kann er mir sie gerne zukommen lassen.“

Eine Arbeit über Luxemburger an einer französischen Universität zu schreiben, mag ungewöhnlich klingen. Doch Olivier wollte sein Französisch verbessern. „Mein Ziel ist es, Lehrer in einem Lyzeum zu werden. Doch mein geschriebenes Französisch war nicht gut genug, um den ‚Concours‘ zu bestehen. Da war ich ehrlich zu mir selbst.“  Sein Französisch sei mittlerweile besser geworden. Es sei noch nicht perfekt, aber okay, fügt er lachend hinzu.