Klingonisch für Anfänger und Experten: „Star Trek“-Fan Lieven L. Litaer unterrichtet die Sprache der Außerirdischen

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„Star Trek“ spielt in der Zukunft. Um genau zu sein in 300 Jahren. Lieven L. Litaer ist Fan der Science-Fiction-Serie. Die Liebe zur Welt der „Vereinten Föderation der Planeten“ geht so weit, dass er die Sprache der Klingonen erlernt hat und sie anderen beibringt. Gerade hat er den Kinderbuchklassiker „Der kleine Prinz“ in die Sprache der Außerirdischen übersetzt. Besuche bei ihm haben schnell etwas von einer Reise in andere Galaxien.

Im Leben von Lieven L. Litaer wirkt vieles extraterrestrisch. Irgendwie speziell. Sein Haus mit der Nummer 4 liegt zwischen der Nummer 3 und der 5 in der St. Ingberter Straße im Saarbrücker Stadtteil Dudweiler. Höchst ungewöhnlich, denn normalerweise liegen die geraden Hausnummern auf der Straßenseite gegenüber von den ungeraden. In seinem Büro reagiert Alexa auf das Wort Computer, schaltet das Licht ein und plappert aus der kleinen Dose drauflos.

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Der Besprechungsraum neben seinem Arbeitsplatz wirkt durch die selbst designte Raumschiff-Wand wie die Schaltzentrale von Captain Picard. Er könnte Litaer an Bord gut als Dolmetscher gebrauchen. Sollte es eine unerwartete Begegnung mit den „Bösen“ vom Klasse-M-Planeten Qo’noS (gesprochen Kronos) geben, ist er der richtige Mann.

Ausnahmetalent

Der 38-jährige Architekt aus Saarbrücken spricht, schreibt und lehrt Klingonisch und ist deswegen ein weltweit gefragter Experte. Er sieht dabei ganz irdisch aus, wenn er nicht gerade an einer Convention teilnimmt. Dort taucht er für gewöhnlich als Klingone auf. Für das nächste „Workout“ in der extraterrestrischen Sprache im November sind Teilnehmer aus aller Welt angemeldet, verkündet der Klingonisch-Lehrer in fließendem Deutsch. Das sind aber nur zwei der neun Sprachen, die der gebürtige Belgier beherrscht.

Und dann ist da noch sein Name. Lieven L. Litaer. Klingt nach Kunstname, ist es aber nicht. „Meine Eltern haben sich damals diese Alliteration ausgedacht“, sagt der Namensträger so prompt, als sei er es gewohnt, dass diese Frage kommt. Seine Eltern sind Zahnärzte, die sich in der Großregion auf die Suche nach einem neuen Lebensmittelpunkt machen. Im Alter von sechs Jahren landet Lieven so im Saarland. Der Vorname stammt aus dem Flämischen, das ist seine Muttersprache. Nachname ist Nachname, bleibt noch das L. „Das ist der Anfangsbuchstabe des Namens meines Taufpaten“, löst er das Rätsel. Von dem L. will er auch nicht lassen, seit er als Austauschstudent in den USA war. „Da machen das alle so“, sagt er, „wer kennt schon John Kennedy?“ Auch da macht das F. den feinen Unterschied.

Litaer ist nicht nur von Star Trek infiziert und kann die Geschichte des Science-Fiction-Settings aus dem Stegreif erzählen. Ihm fällt es auch leicht, Sprachen zu lernen. Wenn er davon erzählt, spricht der schlanke, hochgewachsene Mann mit dem gepflegten Kinnbart und dem langen schwarzen Zopf fast so, wie es Schauspieler während ihrer Ausbildung üben. Langsam, akzentuiert und überlegt formt er die Sätze, immer darauf bedacht, dass sein Gegenüber ihm folgen kann. Wo andere sich mit Vokabeln oder Grammatik herumplagen, versucht er zu verstehen, wie eine Sprache funktioniert.

Die Parallelwelt

Da kommt der Architekt in ihm durch. Litaer dekonstruiert Sprachen und erforscht Semantik, Phonetik und Satzbau. Danach setzt er die Erkenntnisse zu Sätzen zusammen. Da sitzt vom Fundament bis zum Dach alles so, wie es sein muss, um verstanden zu werden. Sein Wissen eröffnet ungeahnte Galaxien. Türkisch hat er nur erlernt, weil Flämisch, Französisch, Deutsch, Spanisch und Klingonisch ihm nicht mehr gereicht haben und weil er sich dafür keine neue Schrift aneignen musste.

Der „Erdling“ lernt dabei, dass es zwischen Türkisch und Klingonisch Parallelen gibt. „In beiden Sprachen werden Silben an die Wörter geklebt, das verändert die Bedeutung“, sagt Litaer. So geduldig, wie er erklärt, so geduldig bringt er ein Beispiel. „Ev“ heißt „Haus“ auf Türkisch, „evim“ ist „mein Haus“. Im Klingonischen heißt Buch „paq“, „paqmey“ sind Bücher und „paqmeywiJ“ bedeutet „meine Bücher“. Englisch, Ägyptisch und Arabisch komplettieren sein sprachliches Angebot. Wenn er über Klingonisch spricht, ist er wieder in seiner Parallelwelt, irgendwo zwischen Erde und Qo’noS in der Milchstraße. „’Star Trek‘ stellt eine positive Zukunft dar, auf die man sich freuen kann“, sagt er zu seiner Passion, „und alles, was im Film passiert, wird wissenschaftlich irgendwie belegt.“ Noch eine Lektion für den „Erdling“.

Wieder zurück aus der Raumschiffzentrale und im hellen Tageslicht weiß der, dass Klingonen ein forderndes und kriegerisches Volk sind und zur Begrüßung „nuqneH“, gesprochen „Nuknech“ sagen, was so viel heißt wie, „was willst du?“ Für höflichen Smalltalk haben die Außerirdischen keinen Sinn. Sie nehmen sich für gewöhnlich das, was sie meinen, dass es ihnen zusteht. Damit nicht genug. Der Normalsterbliche nimmt auch noch ein paar wissenschaftliche Fakten mit. In Lichtgeschwindigkeit dauert die Reise von der Erde zur Sonne acht Minuten und die Milchstraße hat einen Durchmesser von 150.000 Lichtjahren. Da ist es fast schon langweilig, sich in sein analoges Auto zu setzen und auf irdisch verstopften Straßen seiner Wege zu gehen.


Rund um „Star Trek“

„Star Trek“ ist ein US-amerikanisches Science-Fiction-Franchise, das der Filmproduktionsgesellschaft Paramount Pictures gehört. Es basiert auf der von Gene Roddenberry erdachten Fernsehserie „Raumschiff Enterprise“, die in den Vereinigten Staaten von 1966 bis 1969 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde. Das war noch vor der ersten Mondlandung.

Star Trek wurde zu einer der lukrativsten Einnahmequellen für Paramount Pictures. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Fernsehserien, Kinofilme und Merchandising-Artikel wurden schon 1993 auf über eine Milliarde US-Dollar geschätzt. Das berichtete damals die US-amerikanische Fachzeitschrift über Science-Fiction-, Horror- und Fantasy-Spielfilme und -Fernsehserien Cinefantastique. Es gibt bis heute zwölf Kinofilme und weit über 700 Serienfolgen von „Star Trek“.