Handel in Corona-ZeitenKleinunternehmer kritisieren unlauteren Wettbewerb der Einkaufszentren

Handel in Corona-Zeiten / Kleinunternehmer kritisieren unlauteren Wettbewerb der Einkaufszentren
Menschenleere Straßen bestimmen das Stadtbild Foto: Editpress/Anne Lommel

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Die „Union commerciale de la ville de Luxembourg“ (UCVL) kritisiert die Einkaufszentren: Diese würden sich in diesen Krisenzeiten nicht sehr solidarisch mit den Kleinunternehmern zeigen. Das Tageblatt sprach mit einem von ihnen sowie mit dem Präsidenten des „Stater Geschäftsverband“. Unabhängig von dieser Kritik denkt man dort bereits darüber nach, den Sommerschlussverkauf zu verschieben.

„Dass mein Laden in diesen Zeiten geschlossen bleiben muss, das ist okay. Das akzeptiere ich. Aber es ist inakzeptabel, dass die ‚grandes surfaces’ die gleichen Waren wie die kleinen Geschäftsleute verkaufen dürfen, beispielsweise Schuhe oder – wie in meinem Fall – Koffer. Das ist nicht in Ordnung.“ Carlo Keller, Inhaber eines Lederwarengeschäfts in Luxemburg-Stadt, hat auch in diesen schwierigen Zeiten seine gute Laune nicht verloren. Doch als er auf die Konkurrenz der Einkaufszentren zu sprechen kommt, ändert sich sein Ton. Seiner Meinung nach sollte es den „grandes surfaces“ in diesen Zeiten nur erlaubt sein, Lebensmittel zu verkaufen. Alles andere müsse verboten sein. „Das ist unlauterer Wettbewerb, der uns sehr schadet. Die Leute kaufen zwar im Moment keine Koffer und Taschen, um zu verreisen, aber vielleicht brauchen sie welche, wenn sie ins Krankenhaus müssen.“

 „Es ist jetzt nicht der Moment, um das Personal auszunutzen“, betont Carlo Keller
„Es ist jetzt nicht der Moment, um das Personal auszunutzen“, betont Carlo Keller Archivfoto: Editpress/Alain Rischard

Carlo Keller ist Inhaber eines jener Traditionshäuser der Stadt Luxemburg, über die wir im vergangenen Sommer berichtet haben. Das Geschäft ist aber auch ein Kleinunternehmen – außer dem Chef gibt es nur zwei Mitarbeiterinnen, die nun besonders von der Krise betroffen sind. Dass die Situation dramatisch ist, liege auf der Hand, doch trotz allem versuche er einen normalen Arbeitsrhythmus beizubehalten. „Sonst wird man faul“, meint Keller. Er stehe zum Beispiel jeden Tag zur gleichen Zeit wie sonst auch auf und erledige Sachen zu Hause, für die er sonst nicht so viel Zeit habe. „Gezwungenermaßen kann man nicht viel für sein Geschäft machen, doch ich gehe trotzdem zweimal die Woche ins Büro und kümmere mich um meine Post.“

Treue zu den Mitarbeitern

Wie lange kann man eine solche Situation durchhalten? „Viele werden wohl schon nach dem ersten Monat Probleme haben, das hängt wohl von den Reserven ab. Ab dem zweiten Monat wird es dann wohl ziemlich sauer“, sagt Keller. Probleme könnte es vielerorts für das Personal geben. Seine zwei fest angestellten Mitarbeiterinnen werde er jedoch nicht opfern, um Kosten zu sparen. Er hat Kurzarbeit beantragt, wobei der Staat ja 80 Prozent des Lohnes zahlt. Er habe sich entschieden, auch die Differenz weiterzuzahlen. „Es ist jetzt nicht der Moment, um das Personal auszunutzen. Eine meiner Mitarbeiterinnen ist bereits seit 22 Jahren bei mir. Es wäre falsch, sie jetzt zu bestrafen, indem sie weniger Geld erhält.“ Auch die Angestellten müssten Mieten und Kredite bezahlen.

Bezüglich der staatlichen Hilfen meint Keller, dass sie zwar einerseits – wie immer in solchen Fällen – nicht ausreichend seien, doch trotzdem ist er voll des Lobes: „Ich finde es genial, dass die Regierung nach so kurzer Zeit schon Hilfe beschlossen hat.“ Ansonsten gehe es nun an die Reserven. „Dafür sind die ja da.“ Er erwartet allerdings in diesen Zeiten mehr Entgegenkommen von den Banken. Sie könnten sich unter anderem flexibler zeigen, was die Kreditgrenze angeht.

Neue Probleme sieht er bereits auf sich zukommen, wenn die Ausgangsbeschränkungen aufgehoben werden, „Dann wird es wahrscheinlich zu Engpässen beim Einkauf kommen, weil jeder gleichzeitig Bestellungen macht.“ Im Moment sei das Problem ja nicht nur, dass man nichts verkaufen könne, sondern dass man ebenfalls nicht bestellen könne, da die ausländischen Zulieferer nicht arbeiten.

Unzureichendes Hilfspaket

Guill Kaempff, Präsident des „Stater Geschäftsverband“, drückt sich in seiner Beurteilung der Lage negativer aus: Es sei „eine sehr, sehr traurige Situation“. Er habe es in den 60 Jahren, in denen er in der Stadt präsent ist, noch nicht erlebt, dass trotz des guten Wetters keine Menschenseele auf dem Knuedler und der place d’Armes sei. Er müsse zwar zugeben, dass das Mittelstandsministerium sehr schnell reagiert habe, doch das 300-Millionen-Euro-Hilfspaket sei einfach nicht genug. Damit nicht etliche kleine Geschäftsleute auf der Strecke blieben, müssten die Hilfen noch aufgestockt werden, meint Kaempff. Das Aussetzen der Steuerzahlungen und der Sozialversicherungszahlungen sei ja eigentlich keine richtige Hilfe, sondern nur ein Zahlungsaufschub.

UCVL-Präsident Guill Kaempff stellt sich hinter die Kleinunternehmer
UCVL-Präsident Guill Kaempff stellt sich hinter die Kleinunternehmer Archivfoto: Editpress/Anne Lommel

Was das Problem der „grandes surfaces“ betreffe, habe der Geschäftsverband leider keine Handhabe. Die UCVL habe die Einkaufszentren gebeten, die entsprechenden Abteilungen zu schließen, doch dort habe man geantwortet, das sei technisch nicht machbar. Diese Einstellung findet Kaempff nicht korrekt, die Einkaufszentren zeigten sich dabei nicht solidarisch. „Heute ist doch alles technisch machbar.“

Eine weitere Frage, die den Geschäftsverband zurzeit beschäftigt, ist der Sommerschlussverkauf. Es werde bereits darüber nachgedacht, diesen eventuell in den Herbst zu verlegen. Die UCVL führe eine entsprechende Umfrage bei ihren Mitgliedern durch. Kaempff betont allerdings, dass eine solche Maßnahme nur auf nationaler Ebene Sinn ergeben würde. Die „Confédération nationale du commerce“ habe sich allerdings noch nicht dazu geäußert.

Victor
2. April 2020 - 21.35

Haben Leute hier schon am ersten Tag moniert. Bei Cora kriegt man auch LED-Birnen, Werkzeug, Gartengeräte usw und gegenüber Batiself ist geschlossen.