Für KinderKleine Wörterkiste (1): Wieso ist jemand eigentlich eine „beleidigte Leberwurst“?

Für Kinder / Kleine Wörterkiste (1): Wieso ist jemand eigentlich eine „beleidigte Leberwurst“?
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Es gibt schon lustige und manchmal auch seltsame Wörter und Ausdrücke, hat sich Elke Bunge gedacht und einige gängige Redewendungen aus ihrer Wörterkiste hervorgekramt.

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Beleidigte Leberwurst

„Nun spiel doch nicht die beleidigte Leberwurst“ – von einem Menschen, dem das nachgesagt wird, nimmt man an, dass er sich grundlos gekränkt zurückzieht. Paula hat Maries Geburtstag vergessen. Nun will Marie nichts mehr mit ihrer Freundin zu tun haben, jedenfalls vorerst nicht, sie spielt die „beleidigte Leberwurst“.

Doch was hat ihre Leber mit der Gekränktheit zu tun? Noch bis ins 19. Jahrhundert nahmen die Ärzte an, dass die menschlichen Gefühle von der Leber aus gesteuert wurden. Liebe, Trauer, Wut und Zorn sollten ihren Ursprung in diesem inneren Organ haben. War also die Leber krank, so hatte der Mensch schlechte Gefühle.

Gut, aber wie kommt man von der Leber auf die Leberwurst? Als in späteren Zeiten erkannt wurde, dass die Leber nicht für unsere Gefühle zuständig ist, hat man den Ausdruck jedoch beibehalten. Früher haben Metzgermeister ihre verschiedenen Würste in einem Topf gekocht. Die Leberwurst blieb am längsten in der Brühe, um gar zu werden. Doch manchmal war sie dann bereits geplatzt. Beleidigt und vor Wut, wie die Leute sagten.

Katzenwäsche

„Na, das war doch wieder bloß eine Katzenwäsche“ – Mutti schimpft, Karla hat verschlafen und sich eben nur kurz gewaschen und die Zähne geputzt. Unter Katzenwäsche versteht man ein kurzes sich Reinigen, möglichst mit wenig Wasser. Dabei tut man den Katzen eigentlich Unrecht, denn sie verwenden täglich viel Zeit auf ihre Körperreinigung. Im Durchschnitt sind es zwei bis drei Stunden, in denen Miezi sich ihren Körper mit der rauen Zunge und Speichel sauber schleckt. Das Gesicht putzen Katzen mit den Vorderpfoten, die vorher und nachher abgeschleckt wurden. Allerdings sind unsere Hauskatzen in der Regel wasserscheu. Das hat mit ihrer Herkunft zu tun. Die Urahnen unserer Hauskatze sind die Falbkatzen (wissenschaftlich: Felis silvestris lybica), die ursprünglich in Nordafrika beheimatet waren. Und dort gibt es zwar jede Menge Sand, aber eben wenig Wasser.

Einen Vogel haben

Wenn jemand „einen Vogel hat“, denken wir nicht, dass es sich um einen Taubenzüchter oder Hühnerhalter handelt. Wir gehen dann von einem Menschen aus, der etwas sehr Merkwürdiges denkt oder macht. Doch woher kommt der Ausdruck? In früherer Zeit glaubte man, dass Menschen, die geistig verwirrt waren oder seltsam handelten, einen Vogel im Kopf hatten. Der hatte sich dann dort eingenistet und brütete. Später wusste man schon, dass ein Vogel nicht wirklich in unser Gehirn eindringen konnte. Der Spruch blieb jedoch erhalten. Die Menschen wussten dann, dass Vögel auch Krankheiten übertragen konnten und die waren möglicherweise die Ursache für das komische Verhalten. Ähnliche Ausdrücke sind auch: „bei dir piept’s wohl“ oder „du hast ja eine Meise“.

Lügen haben kurze Beine

Zu den vielen Mahnworten, die einem die Eltern mit auf den Lebensweg gehen, gehört auch „Lügen haben kurze Beine“. Was heißt das? Kinder haben – im Vergleich zu den Erwachsenen – kürzere Beine, bedeutet dies aber auch, dass Kinder immer lügen? Oder bekommen auch Große, wenn sie die Unwahrheit sagen, kurze Beine? Das sähe bestimmt lustig aus und man könnte jemanden, der lügt, sofort überführen.

Solche körperlichen Veränderungen kommen jedoch nur in Geschichten vor, so bei der italienischen Erzählung von „Pinocchio“. Immer wenn der freche Holzjunge log, wuchs seine Nase um ein Stückchen, schließlich war sie so lang, dass er kaum noch zur Tür hereinkam. Und erst, als er die ganze Wahrheit gesagt hatte, wurde sie wieder normal kurz.

„Lügen haben kurze Beine“ stammt da wohl eher aus dem Volksmund, der besagen will, wer lügt, kommt nicht weit. Ebenso wie jemand, der eben kurze Beine hat. Das Gegenstück zu diesem Satz, den es in vielen Sprachen gibt, ist: „Ehrlich währt am längsten.“