CoronastepKläranlagen-Studie: Steigende Werte in Wiltz

Coronastep / Kläranlagen-Studie: Steigende Werte in Wiltz
Luxemburger Forscher untersuchen das Abwasser, das in den Kläranlagen ankommt, nach dem Coronavirus Symbolfoto: Andreas Arnold/dpa

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In Luxemburgs Abwasser sind noch immer hohe Werte von Coronavirus-RNA zu finden. Das geht aus dem neuen Bericht des „Coronastep“-Teams vom LIST hervor. Höchstwerte wie in den Vorwochen fallen jedoch nicht ins Auge – außer in Wiltz. 

Dreimal wöchentlich entnehmen Forscher des Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) inzwischen Abwasserproben aus Luxemburgs Kläranlagen. Diese untersuchen sie nach Überresten des Coronavirus, die dort mitsamt der Exkremente der Bevölkerung landen. Das Ziel: Anhand der Konzentration der Viren-RNA im Abwasser Hinweise auf die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung zu sammeln. 

Die steigenden Infektionszahlen der vergangenen Wochen haben sich auch in den Ergebnissen der „Coronastep“ getauften LIST-Studie niedergeschlagen. In den Proben, die Anfang der Kalenderwoche 44 (26. Oktober bis 1. November) genommen wurden, stellten die Wissenschaftler die bis dato höchste Menge an Viren-RNA fest. In derselben Woche stiegen auch die gemeldeten Neuinfektionen auf einen historischen Höchstwert: Insgesamt 4.700 neue Covid-19-Infizierte meldete das Gesundheitsministerium für die Kalenderwoche 44. Danach sank die Belastung in den Kläranlagen wieder etwas – und auch die „Santé“ meldete weniger Neuinfektionen.

Die LIST-Forscher entnehmen an bis zu 13 Luxemburger Kläranlagen Abwasserproben: Beggen, Bettemburg, Schifflingen, Bleesbrück, Mersch, Petingen, Hesperingen, Echternach, Übersyren, Grevenmacher, Ulflingen, Böwingen/Attert und Wiltz. Nicht in allen Kläranlagen fallen und steigen die Corona-Werte dabei simultan. Im Klärwerk in Schifflingen, das 90.000 Menschen versorgt – unter anderem in der Stadt Esch –, wurden Ende der Kalenderwoche 44 beispielsweise sinkende Werte festgestellt. Gleichzeitig nahm die Belastung im Klärwerk Bettemburg, das nur wenige Kilometer entfernt ist, weiter zu. 

In ihrem neuesten Bericht, der am Donnerstagmorgen veröffentlicht wurde, findet vor allem das Klärwerk Wiltz Erwähnung. „In Wiltz wurde ein Anstieg des Zuflusses von SARS-Cov-2-RNA beobachtet, der mit dem Anstieg in der Woche übereinstimmt.“ Tatsächlich tanzen die Werte in Wiltz etwas aus der Reihe. Während in nahezu allen anderen Kläranlagen die Konzentration der Viren-RNA entweder zurückgeht oder einem Zickzack-Muster folgt, weist die Kurve in Wiltz ungebrochen steil nach oben: Seit Anfang November hat sich die Virenbelastung fast versechsfacht. Nur im Klärwerk in Petingen verzeichnen die LIST-Forscher ebenfalls steigende Werte.

Seit Anfang November hat sich die Virenbelastung im Klärwerk Wiltz fast versechsfacht
Seit Anfang November hat sich die Virenbelastung im Klärwerk Wiltz fast versechsfacht Quelle: LIST

Darüber hinaus scheint sich die Lage im Vergleich zur Vorwoche weder dramatisch verschlechtert noch verbessert zu haben. „Die Zuflüsse an SARS-Cov-2-RNA, die am Anfang der Woche gemessen wurden, sind mit denen der Woche 45 vergleichbar – auf nationalem Niveau wie auch in den einzelnen Anlagen“, schreiben die Wissenschaftler. 

In der aufs ganze Land projizierten Kurve im LIST-Report, in die die Messwerte von elf Kläranlagen eingeflossen sind, ist ein leichter Aufwärtstrend zu erkennen. Ein Höchstwert wie Ende Oktober wird aber nicht erreicht. 

Die Kurve der Gesamtbelastung verläuft derzeit auf einem Zickzack-Kurs auf hohem Niveau
Die Kurve der Gesamtbelastung verläuft derzeit auf einem Zickzack-Kurs auf hohem Niveau Quelle: LIST

So funktioniert die Coronastep-Untersuchung

Das Forschungsinstitut entnimmt Proben an 13 Luxemburger Kläranlagen. Insgesamt wird somit ein Einzugsgebiet mit 445.302 Menschen abgedeckt. Dafür wird über 24 Stunden Wasser am Zufluss der jeweiligen Kläranlage gesammelt.Die Virus-RNA ist in menschlichen Exkrementen nachweisbar und kann deshalb in Kläranlagen gefunden werden. Die Forschungseinrichtung LIST beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit Abwässern und den Viren, die sich darin befinden. Normalerweise gehen die Forscher Viren nach, die Magen-Darm-Entzündungen oder andere Infektionen des Verdauungstrakts auslösen können. Für die Auswertung benutzen die Forscher im Grunde die gleiche PCR-Methode, wie sie auch bei Rachenabstrichen angewandt wird. Sie erlaubt es, die RNA – also den genetischen Bauplan des Virus – aufzuspüren. (sen/gr)

HTK
12. November 2020 - 21.17

Wer hätte jemals gedacht,dass unsere Lebensqualität jemals an den Werten einer Kläranlage gemessen würde. à suivre....