/ Kirchberg-Kuriosum: Radweg endet plötzlich – weil der Bürgersteig Privateigentum ist
Seit Jahren setzt sich der Interessenverein Kirchberg für den Erhalt und die Verbesserung der Lebensqualität im Kirchberger Wohnviertel ein. Die massive Urbanisierung, das Bevölkerungswachstum und die Pläne, weitere 30.000 Arbeitsplätze auf Kirchberg zu schaffen, werden den Einwohnern das Leben nicht einfacher machen. Sorgen bereitet vor allem ein Bürgersteig, der sich offenbar in Privatbesitz befindet.
Dem Interessenverein ist der langjährige Gefahrenpunkt am Boulevard Konrad Adenauer ein Dorn im Auge, wie kürzlich auf der Jahreshauptversammlung deutlich wurde. Der Bürgersteig auf Anhöhe der europäischen Investitionsbank BEI befindet sich angeblich im Privateigentum der Bank. Radfahrer sind gezwungen, den viel befahrenen Boulevard auf Anhöhe der BEI zweimal zu überqueren, um ihre Fahrt auf dem von Fußgänger und Radfahrer gemeinsam genutzten Bürgersteig fortzusetzen. Am besagten Bürgersteig kam es bereits zu einem Zusammenstoß zwischen einem Auto und einer Radfahrerin. Die Frau trug Verletzungen davon, die Versicherung verweigerte aber eine Entschädigung. Zudem gab es eine gebührenpflichtige Verwarnung seitens der Polizei wegen Missachtung der Verkehrsordnung.
Fußgänger dürfen, Radler nicht
Dem Interessenverein ist diese Angelegenheit sehr befremdlich. Einerseits dürfen Fußgänger das Privatgelände überqueren, Radfahrer jedoch nicht. Der Stadtverwaltung ihrerseits sind die Hände gebunden, wie aus einem Schreiben vom Februar hervorgeht. Laut Bürgermeisterin Lydie Polfer könne die Gemeinde keine Verkehrsregelung für Privatgrundstücke treffen. An der Richtigkeit dieser Aussage scheint es keine Zweifel zu geben, es sei denn, man betrachtet die Lage vor Ort. Der rund 320 Meter lange Bürgersteig ist mit dem Vorschriftszeichen D.5 „Chemin pour piétons obligatoire“ versehen. Zudem beherbergt das private Grundstück die öffentliche Straßenbeleuchtung. Diese beiden Tatsachen stoßen beim Interessenverein Kirchberg auf Unverständlichkeit.
Ob und wann das Problem gelöst wird, steht noch nicht fest. Lydie Polfer schreibt in einer Stellungnahme vom Februar 2018 an den Interessenverein von einem komplizierten Fall sowie von bisher unfruchtbaren Unterredungen mit der BEI zwecks einer Lösung des Problems.
Thema auf der Jahreshauptversammlung war auch wieder der „Siechegronn“ („Val des Bons Malades“). Bereits heute leiden die Anrainer an den Folgen einer unüberlegten Stadtplanung. In den vergangenen Jahren wuchs in der extremen Steillage ein neues Wohnviertel. Die einzige Straße, die „Val des Bons Malades“, ist vom Pfaffenthal kommend durch eine alte und sehr enge Eisenbahnunterführung erreichbar. Eine Anbindung an den städtischen Busdienst sei aufgrund dieser baulichen Gegebenheiten kaum möglich, hieß es in der Jahreshauptversammlung.
Schleichweg zur Hauptverkehrszeit
Doch auch die Lebensqualität lässt an diesem Ort zu wünschen übrig. Wochentags dient der „Siechegronn“ zu den Hauptverkehrszeiten unzähligen Arbeitnehmern als Schleichweg. Neben Lärm- und Staubbelästigung kommt es in den Tempo-30-Zonen regelmäßig zu Geschwindigkeitsübertretungen.
Nur wenige Meter Luftlinie vom „Siechegronn“ entfernt, befindet sich das ökologisch wertvolle Naturreservat „Schoettermarial“. Wie das Tageblatt schon am 2. Juli 2016 berichtete, ist dieses mehrere Hektar umfassende Areal ein Biotop mit sehr seltenen und vom Aussterben bedrohten Arten. Seit Jahren ist ein Teilbebauungsplan, der PAP „Schoettermarial“, in Ausarbeitung. Den Einwohnern des Kirchbergs ist jedoch viel am Erhalt dieses Naturreservats sowie des angrenzenden Spiel- und des Fußballplatzes gelegen.
Klage am Verwaltungsgericht
Rund 400 Haushalte aus zwölf angrenzenden Residenzen haben nun gemeinsam Klage am Verwaltungsgericht eingereicht. Der Anwalt verweise auf unzählige Verstöße gegen geltende nationale und EU-Regelungen, erklärte der Schriftführer des Interessenvereins, Roland Harras, gegenüber dem Tageblatt.
Darüber hinaus befürchten die Nachbarn des „Schoettermarial“ einen Verkehrskollaps am boulevard Prince Félix, der rue Jean-Pierre Sauvage und der rue des Maraîchers. Besagte Straßen funktionieren bereits seit Jahren als Einbahnstraßen, wegen der parkenden Autos ist die Fahrbahn äußerst schmal. Die geografischen Gegebenheiten verhindern den Bau einer neuen Zugangsstraße zum „Schoettermarial“. Demnach ist das Verkehrschaos vorprogrammiert.
Ein von vielen Einwohnern als Spazierweg genutztes Areal zwischen dem „Kuebebierg“ und dem CLT-Gebäude hat sich seit dem letzten „Food for your Senses“-Festival in eine Deponie verwandelt. Nach dem Festival hinterließen die Organisatoren jede Menge Unrat. Im Laufe der Zeit wurden hier immer wieder weitere Abfälle oder Schrott illegal deponiert. Sogar ein ausgeschlachteter Lieferwagen wurde an dieser Stelle entsorgt. Auf die bisherigen an den städtischen Hygienedienst sowie an den „Fonds Kirchberg“ gerichteten Beschwerden und Anliegen wurde nur halbherzig eingegangen. Laut den Aussagen von Roland Harras soll sich nun endlich der Präsident des „Fonds Kirchberg“ um diese Angelegenheit kümmern.
F.A.
Wow, der öffentliche Raum ist gar nicht mehr so öffentlich…aber die Lösung bei der B.E.I. ist eigentlich offensichtlich: da ist viiiiiel Platz um einen Bürgersteig auf Straßen- bzw. Statdgebiet zu bauen.
Es würde natürlich en bisschen Straße wegkommen…ausser die gehört Herrn Adenauer, dann haben wir ein Problem.
Lächerlich.
Daß eigentlich die halbe Stadt ein Schleichweg ist, stört die Herrschaften im Bürgermeisteramt auch nicht. In 30ger Zonen wird gerannt? Daß ich nicht lache: hier vor der Tür, bd de Verdun, ist nicht einmal eine 30er Zone, da wird echt noch über 50 gerannt, es ist fast wie zu Zeiten als ich den Führerschein gemacht hab. Da durfte man noch über 60kmh rennen..délit de grande vitesse jeden Tag, verglichen mit 30kmh..(ja, das kann man mit bloßem Auge und recht gut unterscheiden, man kann auch zuhören .. )
und 70db Lärm sind ein Traum, meist ist es ein Albtraum wie auf der Startbahn auf Findel.
Schön ist auch, daß man als Bürger so ernst genommen wird, wenn man harmlose e-mails schreibt, um auf Verkehrsprobleme hinzuweisen. Auf Lärm, und Gefahr, da diese ja nicht so richtig offensichtlich vom Automobil ausgehen, und die Politiker das ja nicht wissen können, und dann Schmutz, Dreck, also Umweltverschmutzung, im Detail Feinstaub, Abgase, Reifenabrieb, aber das steht ja jeden Tag in der Zeitung. Lesen hilft. Kucken was vor der Tür los ist noch viel mehr.
Ehrlich, liebe Gemeinde Luxemburg, muss man alles über Gerichte regeln?
Ist da kein „bürgernaher“ Politiker mehr?
Wo leben Sie denn, liebe Schöffen, und liebe Frau Polfer? Lesen sie manchmal Artikel in ausländischen Zeitungen? Da gibt es eine schöne Serie in der Zeit Online, über die Maßnahmen in richtigen Städten in Europa, wo richtige Politiker richtig etwas tun. Madrid ist da sehr progressiv wie es scheint, aber sie können doch alle lesen..
Wenn das nicht reicht, weil es vielleicht zu abstrakt für Luxemburger Politiker ist, na dann, ich lade sie mal auf einen Kaffee hier ein, Sonntags, wenn die Geschäfte offen sind, damit sie einen kleinen Geschmack von Lebensqualität bekommen. Fair Trade Kaffee natürlich…der Staub auf dem Kaffeschaum ist leider kein Kakao…und reden tun wir wenn mal Autopause ist. Dann ist der Kaffe aber vielleicht kalt..
Wachstum wachstum, und viel sehr viel Verkehr wird noch kommen.Man kann sich ja ungefähr ausmalen was noch kommt wenn man bisschen umher schaut was gebaut wird… Ban de Gasperich , Kirchberg Bartringen Capellen -Olm etc . Ein Haushalt 2 autos vielleicht 3… Dann gute Nacht marienland.Was interessiert die Politik die Leute. Bis dahin Wachstum Wachstum
Bürgersteig gehört angeblich der BEI … Auf dem Bürgersteig stehen Verkehrsschilder und Beleuchtung … Hat schon jemand nachgemessen, ob es sich da nicht vielleicht um eine illegale Überbauung durch die Gemeinde bzw. die P&Ch handelt?