Escher ErfolgsgeschichteKleine Schauspieler ganz groß:  „Dausendbengchen“ spielt Theater für den guten Zweck

Escher Erfolgsgeschichte / Kleine Schauspieler ganz groß:  „Dausendbengchen“ spielt Theater für den guten Zweck
Die Generalprobe fand am Dienstag im Lycée Hubert Clement statt und war, einschließlich der obligatorischen Patzer, vielversprechend Fotos: Editpress/Claude Lenert

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Hätten Sie hinter dem ungewöhnlichen Namen „Dausendbengchen“ eine Escher Kindertheatergruppe vermutet? Wohl kaum. Und doch gibt es diese seit 30 Jahren. Alljährlich kommen bei der wackeren Truppe Dutzende von Kindern im Alter von 4 bis 12 Jahren zusammen, um ein luxemburgisches Kindertheaterstück auf die große Bühne zu bringen. Die kleinen Schauspieler können pro Saison auf 1.000 treue Zuschauer zählen. Diesmal wurde „De Räiber Hotzenplotz“ eingeübt, ein musikalisches Gaunerstück, das am 19. Januar Premiere im „Artikuss“ in Zolver feiert. Wir haben die kleinen Schauspieler bei der Generalprobe besucht.

Als wir den Festsaal des „Lycée Hubert Clement“ betreten, herrscht bereits reges Treiben. Die jungen Mimen bereiten sich auf die letzte Probe vor dem großen Auftritt vor. Sie schlüpfen in ihre Bühnenkostüme, murmeln Textpassagen vor sich hin oder wärmen ihre Stimme zum Singen auf. „Ich bin seit sieben Jahren bei dieser Gruppe“, verrät uns die 12-jährige Julie, die im Stück eine böse Zauberin verkörpert. „Ich spiele gerne Theater, doch am liebsten mag ich das Singen. Und diesmal darf ich erstmals allein ein ganzes Lied singen.“ Sie habe etwas Lampenfieber und Angst, ihren Einsatz zu verpassen. Der Text sei länger als gewohnt und auch anspruchsvoller. Doch das tue ihrer Begeisterung keinen Abbruch, sie möge ganz einfach die Atmosphäre innerhalb des Ensembles.

Theaterspielen für den guten Zweck

Während das Geschehen auf der Bühne unter der Regie von Malou Ballini seinen Lauf nimmt, fragen wir die Initiatorin Monique Philippart nach den Anfängen. „Begonnen hat das Ganze 1989. Mittels der ONG „Hand an Hand“ übten wir damals mit Kommunionskindern aus der Dellhéicht-Schule ein Kindertheaterstück für einen guten Zweck ein. Das Projekt fand sofort regen Anklang und die daraus entstandene Kindertheatergruppe ist bis heute unvermindert erfolgreich. Je nach Theaterstück stehen an die 40 Kinder auf der Bühne; bei ‚De Räiber Hotzenplotz’ sind es diesmal 25“, freut sich die Gründerin. Wenn auch die meisten Kinder immer noch aus der Dellhéicht-Schule kämen, so gesellten sich doch jährlich neue aus anderen Schulen oder gar von auswärts hinzu. Auch seien jetzt schon manche Sprösslinge ehemaliger Kinderschauspieler aus der „Dausendbengchen“-Gruppe hinzugestoßen.

Wir fragen den 10-jährigen Oscar, was ihn eigentlich zur Teilnahme bewogen hat. „Vor einiger Zeit spielte meine Schwester mit. Als ich mit meiner Familie eine Vorstellung besuchte, war ich so begeistert, dass ich unbedingt dazugehören wollte. Dieses Jahr stehe ich nun schon zum zweiten Mal auf der Bühne. Mit anderen Kindern aller Altersgruppen ein Theaterstück einzuproben und aufzuführen, macht einfach Spaß“. „De Räiber Hotzenplotz“ gefalle ihm sehr gut. Er spiele die Rolle des Polizisten. Ihm helfe das Kostüm, sich besser in die Rolle hineinzuversetzen. Auch privat gehe er gerne ins Theater oder zu Konzerten. Er sei fest entschlossen, mit dem Theaterspielen weiterzumachen, und dies sei eine gute Schule.

Vieles habe sich im Laufe der Jahre geändert, sei professioneller geworden, bilanziert Monique Philippart. Waren die Kulissen anfangs noch äußerst bescheiden, so könne man heute meist mit aufwändigem Dekor aufwarten. Das Bühnenbild werde teils in zeitraubender Eigenarbeit hergestellt oder – wie in diesem Jahr – von der Philharmonie aus einer ehemaligen Produktion zur Verfügung gestellt. Vor einiger Zeit haben Sylvain und Pit Ballini Technik und Beleuchtung übernommen, was zahlreiche neue Spielmöglichkeiten eröffne. Doch die Grundphilosophie sei gleich geblieben. So etwa handele es sich bei „Dausendbengchen“ weiterhin um eine rein private Initiative. Auch müsse das ausgewählte luxemburgische Stück eine starke Botschaft aussenden. Obwohl man mehr und mehr zum musikalischen Schauspiel tendiere, seien der soziale Gedanke und die gemeinnützige Ausrichtung weiterhin vorrangig. Die Kinder für die Dritte Welt zu sensibilisieren, sei weiterhin ein Ziel, doch seit etwa zehn Jahren unterstütze „Hand an Hand“ konkret die junge Polin Aldona, die ohne Arme und ohne rechtes Bein ihr Leben im Rollstuhl meistere und gerade ein Universitätsstudium begonnen habe. Im Rahmen dieser Hilfeleistung konnte „Dausendbenchen“ zwei Auslandstourneen unternehmen. So reiste die Theatergruppe nach Polen zu einem Auftritt an der Schule des tapferen Mädchens und zu einem weiteren an die Aldona betreuende orthopädische Klinik in der Nähe von München.

Die Atmosphäre macht’s

Zurück zum Theater selbst. Wie genau stellt man es an, eine Theatervorführung dieser Größenordnung mit so unterschiedlichen Kindern verschiedenster Altersgruppen zu inszenieren? Da die Mund-zu-Ohr-Propaganda hervorragend funktioniert und auch zahlreiche kleine Zuschauer anlässlich der Vorstellungen Lust am Theaterspielen bekommen, meldet sich alljährlich genügend Nachwuchs. Nachdem das Theaterstück ausgesucht und vorbereitet wurde, geht es in den Allerheiligenferien für drei Tage zum Proben nach Echternach in die Jugendherberge. Dies ist der absolute Höhepunkt für die Kinder. Auf die Frage, was ihnen denn am meisten am dem ganzen Unternehmen gefalle, nennen alle unisono den Aufenthalt in der kleinen Luxemburger Schweiz. Hier wird fleißig geübt, doch auch viel gemeinsam unternommen. Man lernt sich besser kennen und dies ist dem Zusammenspiel auf der Bühne äußerst zuträglich. Ehemalige, dem „Dausendbengchen“-Alter entwachsene Darsteller nutzen die Gelegenheit, den Kontakt aufrechtzuerhalten, und fungieren als „Monitrice“ oder „Moniteur“.

Wieder zu Hause, geht es ernsthaft ans Textlernen und bei der etwas später stattfindenden Liederprobe kann jeder sein gesangliches Talent beweisen und verbessern. Besonders aufregend ist natürlich die Generalprobe, die in den Kostümen, geschminkt und vor voller Kulisse stattfindet. Wir beobachten, wie Regisseurin Ballini letzte Anweisungen gibt. Doch es klappt schon hervorragend und die obligaten Generalprobenpatzer versprechen eine gelungene Premiere. Zufrieden verlässt die 10-jährige Lynn, die eine gute Fee spielt, die Bühne. „Obwohl ich schon sieben Jahre dabei bin, habe ich immer noch etwas Lampenfieber“, verrät sie uns. „Mir gefällt die Atmosphäre, die bei den ‚Dausendbengchen’ herrscht. Das Schönste für mich sind die Proben in Echternach. Das Theaterspielen macht mir viel Freude und ich möchte auch damit weitermachen. Sicherlich werde ich mich nach meiner Zeit bei ‚Dausendbengchen’ einer anderen Gruppe anschließen. Ich freue mich immer, wenn wir zusammen etwas ganz Ordentliches zustande gebracht haben. Am nächsten Sonntag werden wir erfahren, wie unsere Darbietung den Zuschauern gefällt. Wie merken am Applaus, ob das Stück ankommt. Aber auch, wie gut wir gespielt haben.“ Wir wünschen den engagierten jungen Bühnenkünstlern auf jeden Fall „Hals und Beinbruch“.

Vorstellungen von „De Räiber Hotzenplotz“

Sonntag, 19. Januar um 15.00 Uhr im Artikuss in Zolver
Sonntag, 2. Februar um 15.00 Uhr „a Schommesch“ in Niederanven
Tickets finden Sie auf www.artikuss.lu
Weitere drei Vorstellungen einzig für Schulklassen sind im LHCE vorgesehen.