Rotes KreuzKeiner auf der Strecke geblieben – Jahresbericht zeigt neue Perspektiven auf

Rotes Kreuz / Keiner auf der Strecke geblieben – Jahresbericht zeigt neue Perspektiven auf
Das Rote Kreuz kann auf 2.700 Mitarbeiter zählen Foto: Editpress-Archiv

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Die Herausforderungen der Pandemie bewältigt! Der Generaldirektor des Luxemburger Roten Kreuzes, Michel Simonis, hat einen den Umständen entsprechend durchaus positiven Jahresbericht für 2020 vorgelegt. Der nationale Hilfsdienst hat auf alle Anfragen reagieren können. Und er hat durchaus konkrete Vorstellungen, wie die Zukunft aussehen könnte.

„Wir mussten uns kurzfristig neu erfinden!“ Hinter der einfachen Formulierung steckte im vergangenen Pandemie-Jahr eine riesige Herausforderung. Schließlich galt es, den 2.700 Mitarbeiter starken Sozialdienst so zu organisieren, dass die Betreuung der sozial Schwachen weiterhin gewährleistet werden konnte, ohne die Sicherheit der Mitarbeiter zu gefährden. Zugute kam dem hiesigen Roten Kreuz dabei, dass es bereits vor der aktuellen Gesundheitskrise weitgehend digitalisiert worden war. Verwaltungs- und mobile Dienste konnten problemlos weiterarbeiten. Logistische Hilfe leistete das Rote Kreuz auch bei der Verteilung von Masken und medizinischem Schutzmaterial.

„Unser Personal war zudem äußerst anpassungsfähig. Die Belegschaften der geschlossenen ,Maisons relais‘ haben spontan bei der allgemeinen Essensversorgung mitgearbeitet, deren Nachfrage um 50% gestiegen ist. Für viele isolierte oder alte Menschen war es die einzige Möglichkeit, sich zu ernähren.“ Die gleiche Hilfestellung gab es für die Pflege: Zwei „Maisons relais“ für die Kinder des Pflegepersonals funktionierten an sieben Tagen der Woche und notfalls auch nachts. Stark angestiegen war auch die Nachfrage in den „Epiceries sociales“. „Viele Menschen, die im normalen Alltag nur knapp über die Runden kommen, brauchten in der Krise mehr Unterstützung, zum Teil, weil sie ihre Arbeit verloren hatten“, so die Leiterin der Sozialdienste, Nadine Conrardy. Die Nachfrage hat hier um rund 10% angezogen.

Von der Reha zur Pflege

Die angebotenen Dienstleistungen haben jedoch in der Krise zum Teil anders ausgesehen: So wurde die Infrastruktur in Colpach, die 2018 im Rahmen des „Plan hospitalier“ zum Reha-Zentrum umfunktioniert wurde, kurzfristig neu ausgerichtet: Statt der Patienten auf dem Weg der Genesung wurden hier Corona-Kranke mit leichteren Symptomen aufgenommen, um somit die Krankenhäuser zu entlasten.

Die rund 60 Reha-Patienten wurden nach Hause zurückgebracht und von den ambulanten Pflegediensten von „Help“ so umsorgt, dass ihre Genesung nicht beeinträchtigt wurde.

An ihrer statt wurden rund 25 Corona-Patienten betreut. Bewusst hat das Rote Kreuz darauf verzichtet, beide Patientengruppen zu vermischen, um jeglicher Ansteckung aus dem Weg zu gehen. Mittlerweile wurde Colpach ein weiteres Mal umorganisiert und nimmt wieder Reha-Patienten auf. Ein Sorgenkind war in der Pandemie auch die Blutspende. Hier wurden die Bedenken allerdings schnell zerstreut: Die Spender haben ihr Engagement wahrgenommen, die Krankenhäuser haben jedoch 2020 weniger operiert, was die Nachfrage verringert hat. Um seiner Aufgabe gerecht zu werden, braucht das Rote Kreuz jährlich rund 1.000 zusätzliche Spender.

Menschen am Rande

Neu erfinden musste sich auch die Betreuung der Menschen ohne festen Wohnsitz oder in Wohngemeinschaften. So wurde die „Wanteraktioun“ (rund 450 Personen) bis zum 30. Juni verlängert, die Beratungsdienste wurden den sanitären Umständen angepasst und teilweise digital oder über Telefon organisiert. „Wir haben eine gute Mischform gefunden“, so das Fazit. Eine weitere Herausforderung ist der Kinder- und Jugendbereich. Die Nachfrage nach Beratung und Betreuung der Jugendlichen ist so stark angestiegen, dass eine weitere Pflegeeinheit geschaffen werden muss, um den schweren Pathologien gerecht zu werden.

Schwierig war auch die Betreuung der Asylbewerber. Für die schwer traumatisierten Menschen war die erzwungene Quarantäne unter mitunter schwierigen Bedingungen eine Herausforderung. Positiv war in den Augen von Direktor Michel Simonis dafür die bedingungslose Unterstützung der traditionellen Partner des Roten Kreuzes und der breiten Öffentlichkeit, welche jährlich 4 bis 5 Millionen Euro spendet. Die Fonds kamen auch ohne die traditionellen Weihnachtsmärkte und die jährliche „Quête“ zusammen.

Lobende Worte gab es auch für die unkomplizierte Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden, sodass in der Notlage niemand durchs Raster gefallen ist. Genauso vielversprechend war die Kooperation bei der Altenpflege. Um das Ganze zu vertiefen, schlägt das Rote Kreuz eine „intelligente Vernetzung“ des Pflegebereiches mit der Medizin vor. Damit auch weitere Herausforderungen gemeistert werden.