Ukraine-Krieg„Kein weiteres Tschernobyl“: Guterres und Erdogan warnen bei Selenskyj-Besuch vor Atom-Katastrophe

Ukraine-Krieg / „Kein weiteres Tschernobyl“: Guterres und Erdogan warnen bei Selenskyj-Besuch vor Atom-Katastrophe
„Wir sind besorgt“: Erdogan, Selenskyj und Guterres in Lwiw Foto: AFP/Türkisches Präsidialamt

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und UN-Generalsekretär António Guterres haben bei einem Besuch beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor einer Katastrophe im Atomkraftwerk Saporischschja gewarnt. Erdogan sprach am Donnerstag nach einem Treffen von der Gefahr eines „weiteren Tschernobyls“.

„Wir sind besorgt. Wir wollen kein weiteres Tschernobyl“, sagte Erdogan nach den Gesprächen in der westukrainischen Stadt Lwiw unter Bezug auf das Reaktorunglück von 1986. Guterres zeigte sich „sehr besorgt“ wegen der Situation in der Anlage von Saporischschja, dem größten AKW Europas. Er forderte erneut eine Entmilitarisierung des Kraftwerks. „Jede mögliche Beschädigung“ der Anlage wäre „Selbstmord“, warnte er.

Der wiederholte Beschuss des AKW Saporischschja im Süden der Ukraine – für den sich die Ukraine und Russland gegenseitig verantwortlich machen – schürt seit Tagen die Furcht vor einem nuklearen Zwischenfall. Das Kraftwerk ist seit Anfang März von russischen Truppen besetzt.

Russland hatte vor dem Treffen Selenskyjs mit Erdogan und Guterres die Stationierung schwerer Waffen nahe dem AKW Saporischschja bestritten und betont, dort seien „nur Wachmannschaften“ vor Ort. Das Verteidigungsministerium in Moskau beschuldigte seinerseits Kiew, eine „Provokation“ an dem AKW während des Ukraine-Besuchs von Guterres vorzubereiten, um Moskau anschließend die „Schaffung einer menschengemachten Katastrophe“ vorwerfen zu können.

Selenskyj sagte in Lwiw, er sehe in Erdogans Besuch ein „starkes Zeichen der Unterstützung“ für die Ukraine. Er schloss indes eine Friedenslösung mit Moskau aus, solange Russland seine Soldaten nicht vollständig vom ukrainischen Staatsgebiet abziehe. „Leute, die töten, vergewaltigen und unsere Städte Tag für Tag mit Marschflugkörpern angreifen, können keinen Frieden wollen“, sagte der ukrainische Präsident. „Sie müssen erst unser Staatsgebiet verlassen, dann sehen wir weiter.“

Erdogan kündigte an, die Türkei werde ihre „Anstrengungen für eine Lösung“ des Konflikts fortsetzen. Die Türkei bleibe „an der Seite unserer ukrainischen Freunde“, betonte er. Der türkische Staatschef hat sich selbst im Ukraine-Konflikt eine Vermittlerrolle zugewiesen. So vermittelte seine Regierung zusammen mit der UNO im Juli die Vereinbarungen zur Wiederaufnahme des Getreideexports aus ukrainischen Häfen.

Am Donnerstag stach ukrainischen Angaben zufolge das 25. Schiff mit ukrainischem Getreide seit Inkrafttreten des Abkommens in See. Insgesamt wurden demnach seither „mehr als 600.000 Tonnen landwirtschaftlicher Produkte aus der Ukraine“ von den Häfen Odessa, Piwdennji und Tschornomorsk über den „Getreidekorridor“ transportiert.

„Menschen brauchen Frieden“

Guterres sagte in Lwiw, die UNO werde sich darum bemühen, den Export ukrainischen Getreides vor dem Winter zu erhöhen. Wegen des russischen Angriffskrieges ab Ende Februar waren monatelang alle Getreideexporte der Ukraine aus ihren Schwarzmeer-Häfen blockiert gewesen, was zu einer globalen Ernährungskrise beigetragen hatte.

Der Krieg habe unzählige Tote, massive Zerstörungen und Vertreibungen sowie dramatische Menschenrechtsverletzungen gebracht, sagte Guterres nach Angaben der Vereinten Nationen. „Die Menschen brauchen Frieden“, mahnte er.

Nur wenige Stunden vor der Ankunft von Guterres und Erdogan in Lwiw waren am Donnerstagmorgen bei russischen Raketenangriffen auf die ostukrainische Großstadt Charkiw und das nahegelegene Krasnograd nach Behördenangaben fünf Menschen getötet und 20 weitere verletzt worden. Im Süden der Ukraine starb ein Mensch bei einem Angriff auf die regelmäßig unter Beschuss stehende Stadt Mykolajiw. Nach Angaben von Bürgermeister Oleksandr Senkewytsch wurden zwei weitere Menschen verletzt.

Gefährliches Hickhack um AKW

Nach Moskauer Warnungen vor einem angeblich geplanten ukrainischen Anschlag auf das Atomkraftwerk Saporischschja hat der Militärgeheimdienst der Ukraine seinerseits vor einem möglichen russischen Sabotageakt gewarnt. Die russischen Besatzer hätten unerwartet für Freitag einen arbeitsfreien Tag im größten Atomkraftwerk Europas verkündet. Das schrieb der Geheimdienst des ukrainischen Verteidigungsministeriums in Kiew am Donnerstag auf Facebook. Nur die Bedienungsmannschaft solle im AKW verbleiben, allen anderen sei der Zutritt untersagt worden.
Es sei zu befürchten, dass russische Kräfte nach ihrem Beschuss auf das AKW nun „den Einsatz erhöhen“ und einen Terroranschlag begehen wollten, hieß es in der Mitteilung. Details wurden nicht genannt; überprüfbar waren die ukrainischen Angaben nicht.
Der ukrainische Militärgeheimdienst erwiderte damit spiegelbildlich eine russische Warnung von Donnerstag, wonach die ukrainische Seite für Freitag eine Provokation in dem AKW plane.

LeCze
19. August 2022 - 13.57

Früher hinterließen die Armeen verbrannte Erde, die neue Version ist verstrahlte Erde. Die Primaten haben nichts dazu gelernt!

Vladimirowitsch
19. August 2022 - 10.40

Dieser Selenskyj ist brandgefährlich und sollte das AKW hochgehen kann er sich auf die Schulter klopfen und selbst loben. Wobei man trotzdem nich vergessen darf dass Putin das Übel ist und alles angefangen hat.

Beobachter
19. August 2022 - 8.32

Da Selenskyj keinen Frieden will, die Russen im Atomkraftwerk beschießt und behauptet diese würden sich selbst beschießen wird der Russe wohl bald abziehen.Aber vorher wird er bei richtigem Wind das Kraftwerk sprengen und die Ukraine wird unbewohnbar sein........