EditorialKein Ende der Pandemie in Sicht: Wenn Einsamkeit Zweifel nährt

Editorial / Kein Ende der Pandemie in Sicht: Wenn Einsamkeit Zweifel nährt
Falls neue Einschränkungen auf uns zukommen, sollten wir die Menschen am Rande der Gesellschaft nicht vergessen Foto: Pixabay

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Zu früh gefreut: Dieses verdammte Coronavirus lässt sich einfach nicht unter Kontrolle bringen. Die Zahl der Neuinfektionen steigt weiter, die Regierung denkt über neue Maßnahmen nach und jetzt kündigt sich auch noch die neue Omikron-Variante an. Das von der Politik oft versprochene „Licht am Ende des Tunnels“ flackert unsicher am Horizont und die Hoffnung, dass es sich dabei nicht nur um Weihnachtskerzen handelt, sondern das Ende der Pandemie, wird jeden Tag unrealistischer. Seit fast zwei Jahren bestimmt Covid-19 unseren Alltag. Zwei Jahre Unsicherheit, Verzicht und Einsamkeit.

Das nagt an der Seele – vor allem, weil es Menschen gibt, die die sozialen Gewohnheiten von vor der Pandemie noch immer nicht komplett zurückgewonnen haben. Die Freitagabend-Rituale sind zum Teil verschwunden, das spontane Kaffeetrinken mit Freunden ist noch nicht komplett zurückgekehrt und Menschen am Rande des Freundeskreises wurden zu Unbekannten. Einsamkeit ist gefährlich und führt dazu, dass die eigenen negativen Gedanken nicht von einer anderen Person kontextualisiert werden können. So werden Ängste plötzlich vom inneren Monolog gefüttert. Die sozialen Medien können helfen – oder das Gegenteil bewirken.

Verbringt man zu viel Zeit auf Facebook und Co., könnte man glatt glauben, dass die Welt untergeht. Vor allem, wenn man den lautstarken Impfgegnern glaubt. „Hauptsache Angst machen“ und „Hört auf mit der Panikmache“ schreiben die Schwurbler oft unter die Pandemie-Beiträge der Presse. Doch was ist angsteinflößender? Ein Virus, das sich ohne Verstand und Gewissen verbreitet, oder eine Verschwörung des höchsten Grades? Die Verschwörungstheoretiker gehen davon aus, dass es Menschen gebe, die die Bevölkerung mit Impfungen töten und kontrollieren wollen. Um dies unauffällig zu bewerkstelligen, müssten Tausende von Menschen in einem Boot sitzen. Ein großer Teil der Menschheit – Regierung, Wissenschaft, Presse – würde das Schiff also ohne ethischen Kompass absichtlich in den Eisberg steuern.

Die Vorstellung, dass es so viele Menschen gibt, die anderen bewusst schaden wollen, erscheint dann doch angsteinflößender. Natürlich gibt es Personen – an der Spitze von Großkonzernen etwa –, die ohne Rücksicht auf Verluste nur nach Gewinn gieren. Damit das verschwurbelte Vorhaben einer geheimen Elite allerdings gelingen kann, müssten etliche Otto Normalbürger mitziehen. Die Gesellschaft wäre also von oben bis unten von fehlender Moral durchseucht. Dieser Gedanke macht Angst – und ist totaler Schwachsinn.

Kleine Erinnerung: Der größte Teil unserer Gesellschaft ist empathisch und gutherzig. Ja, auch die Schwurbler, Wissenschaftler und sogar Journalisten. In unserem Web-Kokon kann man das schon manchmal vergessen. In den nächsten Wochen kommen vielleicht neue Einschränkungen auf uns zu. Umso wichtiger ist es, während einer sozialen Dürre die Menschen am Rande der Gesellschaft zu kontaktieren. Freunde, die allein wohnen. (Groß-)Eltern, die im Pflegeheim sitzen. Arbeitskollegen, die im Home-Office schuften. Ein Anruf oder eine Nachricht genügt, um ihnen – und sich selbst – zu zeigen, dass unsere Mitmenschen nicht unsere Gegner sind.

Klod
30. November 2021 - 11.49

Vielleicht wuerden mehr menschen sich impfen lassen,wenn nicht in der presse so systematisch gegen die dummen ungeimpften gehetzt wuerde. Viele leute moegen naemlich den journalisten nicht,der anstatt neutral korrekt zu berichten auf meinungsbildender hetztour ist. Ein denkanstoss auch fuer das t.

Robert Hottua
29. November 2021 - 15.40

Guten Tag Herr Feyereisen, wo ist der ethische Kompaß bei der Aufarbeitung der lux. episkopalen Parteinahme für ein menschenrechtsfreies politisches System, die Unfehlbarkeit und dementsprechend Ewigkeit beansprucht? MfG Robert Hottua

Observer
29. November 2021 - 11.31

Es braucht keine neuen Massnahmen, es braucht neue an die Mutationen angepasste Impfstoffe. Aber zuerst muss der Wuhan Impfstoff noch versprizt werden.