Jean AsselbornKaum zehn pro Woche – immer weniger Menschen aus der Ukraine suchen Schutz in Luxemburg

Jean Asselborn / Kaum zehn pro Woche – immer weniger Menschen aus der Ukraine suchen Schutz in Luxemburg
Jean Asselborn geht davon aus, dass etwas mehr als 3.000 Menschen aus der Ukraine weiterhin in Privathaushalten in Luxemburg aufgenommen sind Foto: Editpress/Alain Rischard

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Die Zahl der Ukrainerinnen und Ukrainer, die in Luxemburg Schutz suchen, ist drastisch gesunken. Die allgemeine Einwanderung aber erreicht wieder das Niveau von vor der Pandemie. Außen- und Einwanderungsminister Jean Asselborn stellte am Montag die letzten Zahlen vor.

Nur mehr wenige Menschen aus der Ukraine suchen Schutz in Luxemburg. Zuletzt kamen nicht einmal zehn Ukrainerinnen und Ukrainer pro Woche in Luxemburg an. Diese Zahlen nannte Außen- und Einwanderungsminister Jean Asselborn (LSAP) am Montag bei einer Pressekonferenz. Anfang, Mitte März und damit kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine am 24. Februar sahen diese Zahlen noch ganz anders aus. In der Woche vom 7. bis 14. März kamen rund 740 Ukrainerinnen und Ukrainer in Luxemburg an, in der Folgewoche waren es 443.

Insgesamt sind zurzeit rund 1.240 Ukrainerinnen und Ukrainer in Strukturen des „Office national de l’accueil“ (ONA) untergebracht. Das Außenministerium schätzt, dass etwas mehr als 3.000 Menschen aus der Ukraine weiterhin in Privathaushalten in Luxemburg aufgenommen sind.

Die wahre Dramatik der Fluchtbewegung aus der Ukraine ergibt sich aber erst mit dem Blick auf die Gesamtzahlen. 7,4 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer sind seit Kriegsbeginn aus ihrem Heimatland in einen Mitgliedstaat der Europäischen Union geflohen. 3,5 Millionen sind inzwischen in ihr Heimatland zurückgekehrt. Vorübergehenden Schutz (die „Protection temporaire“) in einem EU-Staat wurde 3,7 Millionen Menschen aus der Ukraine zuerkannt. Die Zahl der Binnenflüchtlinge in der Ukraine wird mit 6,3 Millionen bemessen, das sind rund 14 Prozent der Gesamtbevölkerung der Ukraine.

Die Probleme bleiben bestehen

In Luxemburg bleibt der Platzmangel in den ONA-Strukturen ein großes Problem. Diese sind zu 95 Prozent ausgelastet, viel Spielraum bleibt dort also nicht. Der angespannte und hochpreisige Wohnungsmarkt bleibt das größte Hindernis für Menschen, die eine ONA-Unterkunft verlassen wollen. Rund 44 Prozent der Bewohner solcher Unterkünfte in Luxemburg wurde bereits vorübergehender Schutz zuerkannt. In der Theorie sollten diese Menschen in ihre eigene vier Wände ziehen und in den ONA-Unterkünften Platz machen für neu ankommende Flüchtlinge. In der Praxis scheitert das allzu oft an den Mondpreisen des Luxemburger Immobilienmarktes. Insgesamt sind in den ONA-Strukturen zurzeit 3.832 Menschen untergebracht, das sind 557 mehr als im Vorjahr. 30 Prozent dieser Frauen, Kinder und Männer stammen aus Syrien, 27 Prozent aus Eritrea und zehn Prozent aus Afghanistan. Die restlichen verteilen sich auf 82 Nationen.

Jean Asselborn erhofft sich noch im laufenden Jahr Besserung in dieser Hinsicht, mehrere neue Unterkünfte sollen in den kommenden Monaten bezugsfertig werden, unter anderem in Contern, auf Kirchberg, in Gasperich und in Schimpach. Die Gemeinden Steinfort und Weiswampach haben dem Außenministerium dazu weitere Grundstücke für den Bau neuer Unterkünfte zur Verfügung gestellt. Menschen in ONA-Strukturen wohnen durchschnittlich 600 Tage in diesen, bevor sie eine Wohnung finden.

Wohl 2.000 Anfragen bis Ende des Jahres

Insgesamt 1.290 ukrainische Kinder sind zurzeit in Schulen in Luxemburg eingeschrieben. 319 von ihnen besuchen „Précoce“-Klassen, 540 die Grundschule und 431 den „Secondaire“. 70 Prozent von ihnen werden in internationalen Schulen unterrichtet. 571 erwachsene Ukrainerinnen und Ukrainer sind bei der Adem eingeschrieben.

Die allgemeine Einwanderung hat Jean Asselborn zufolge wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Bis zum 30. Juni hatten demnach 937 Menschen Schutz in Luxemburg angefragt. Die Herkunftsländer waren wiederum vor allem Syrien, Eritrea und Afghanistan. Auch zwölf Russinnen und Russen baten im ersten Halbjahr 2022 in Luxemburg um internationalen Schutz. Das Außenministerium rechnet Jean Asselborn zufolge mit 2.000 Anfragen bis Ende des Jahres. Damit würden die Zahlen nach einem Rückgang während der Pandemie wieder das Niveau der Jahre 2018 und 2019 erreichen.

Jill
11. Juli 2022 - 18.26

Veröffentlicht das Aussenministerium eigentlich auch Zahlen darüber wieviel von den Menschen die seit 2015 zu uns gekommen sind, inzwischen in einem Arbeitsverhältnis stehen und sich selbständig versorgen können, so wie es die Regierungen anderer Länder tun?