DeutschlandKanzlerkandidat Laschet hat parteiinterne Scherben aufgekehrt – kommt nun die Trendwende?

Deutschland / Kanzlerkandidat Laschet hat parteiinterne Scherben aufgekehrt – kommt nun die Trendwende?
Der CDU-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Armin Laschet (l.) zu Besuch beim Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, der sich am kommenden Sonntag bei der Landtagswahl behaupten will Foto: Jens Schlüter/AFP

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Einer aus der CDU-Führung formuliert es so: „Am Ende des Tages sind wir alle Unionssoldaten.“ Da ist was dran. Bei den Christdemokraten hört man derzeit über ihren Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten Armin Laschet kaum mehr etwas Kritisches, und auch der bayerische Löwe CSU hat das Brüllen vorerst eingestellt.

Nach dem erbitterten Machtkampf um die K-Frage haben sich die Reihen weitgehend wieder geschlossen. Typisch Union. Plötzlich macht sich sogar neuer Optimismus breit. Gewonnen ist knapp vier Monate vor der Bundestagswahl noch gar nichts. Doch laut jüngsten Umfragen liegt die Union in der Wählergunst wieder vor den Grünen – und Laschet konnte seinen Abstand auf Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock etwas verkürzen. So wie SPD-Mann Olaf Scholz allerdings auch. Nur eine Momentaufnahme? Sicherlich. Aber mancher in der Union sieht darin bereits den Beginn einer Trendwende.

Begünstigt wird die demoskopische Entwicklung von den zahlreichen Fehlern, die Baerbock gemacht hat – wie etwa die nicht angegebenen Corona-Bonus-Zahlungen, oder das ins Gespräch gebrachte Verbot von Kurzstreckenflügen sowie die Forderung nach höheren Benzinpreisen. Auch Baerbocks Co-Vorsitzender Robert Habeck glänzte zuletzt nicht mit politischer Trittsicherheit, als er sich in der Ukraine aufs außenpolitische Minenfeld begab. Dass nach dem ersten Hype um die grüne Kanzlerkandidatin eine gewisse Ernüchterung eintreten würde, davon war man in der Union fest ausgegangen. Nun heißt es sogar: „Im Vergleich zu Baerbock ist Laschet eine sichere Bank.“

Was noch mehr als die Fehler der anderen zum neuen schwarzen Optimismus geführt hat, ist, dass Laschet offenbar die parteiinternen Scherben einigermaßen aufkehren konnte, die durch die Scharmützel mit CSU-Chef Markus Söder entstanden sind. „Da konsolidiert sich gerade vieles“, betont ein CDU-Mann. Oder anders: Die Truppen versammeln sich nun hinter dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten. Denn Laschet habe zahlreiche Gespräche geführt, gute Auftritte vor vielen Parteigliederungen gehabt und öffentlich punkten können. Etwa bei seiner Visite im wahlkämpfenden Sachsen-Anhalt. Er sei zwar nicht mitreißend, überzeuge aber durch Nähe zum Bürger und eine klare Haltung. In der Tat ist der CDU-Chef bei seinem Kurs der Mitte und der Berechenbarkeit geblieben, von Umfragen hat er sich nicht beeindrucken lassen. Ebenso nicht von verunglückten Talkshow-Aufritten. Zuletzt gab er im TV wieder eine deutlich bessere Figur ab.

Wichtige Wegmarke: Wahl in Sachsen-Anhalt

In der Union wird zudem betont, die Einbindung seines Widersachers um den Parteivorsitz, Friedrich Merz, habe viele zufriedengestellt und Druck aus dem CDU-Kessel genommen. Nach der Präsentation des Wahlprogramms am 21. Juni will der Parteichef dem Vernehmen nach sein komplettes Team vorstellen. Ob es bis dahin für den Unions-Kanzlerkandidaten weiter bergauf gehen wird, ist freilich offen. Eine wichtige Wegmarke wird bereits der kommende Sonntag sein.

Dann wird in Sachsen-Anhalt gewählt. Sollte die CDU in Magdeburg danach mit der AfD flirten, wird der Parteichef in Berlin erheblich unter Beschuss geraten. Eine solche Liaison lehnte Laschet am Dienstag noch einmal vehement ab. Es werde keine Kooperation auf keiner Ebene geben, „mehr Brandmauer geht nicht“. Auch Laschets bayerischer Konkurrent Markus Söder dürfte sich bei einem Misserfolg in Sachsen-Anhalt wieder verstärkt zu Wort melden. Zwar wird seitens der CSU verneint, dass Söder noch einmal einen zweiten Anlauf auf die Kanzlerkandidatur nehmen könnte. Auf plötzliche Störfeuer aus München muss sich Laschet aber immer einstellen.