EditorialIm Zeichen des 14. Junis: Kampf den Grenzschließungen

Editorial / Im Zeichen des 14. Junis: Kampf den Grenzschließungen
Ein klares Bekenntnis zu Europa ist wichtig Foto: Marco Goetz

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Schande! Es ist nach wie vor nicht hinnehmbar, was an verschiedenen innereuropäischen Grenzen geschieht. Das Diktat einiger Nationalstaaten widerspricht zwar nicht unbedingt europäischen Gesetzen, auf jeden Fall aber europäischem Geist. Dagegen sollte man sich wehren. Letztendlich sind wir die Menschen, die, von Politikern jeglicher Couleur, seit Jahrzehnten in den Mittelpunkt gesetzt wurden. Wir sind Europa!

Dass wir nun in mehr oder weniger homöopathischen Dosen wieder über die Grenzen dürfen, sollte kein Anlass zu Jubel sein. Der Spuk mit den Grenzschließungen ist nämlich nicht vorbei. Unsere Bewegungsfreiheit ist immer noch eingeschränkt. Und selbst wenn diese Hindernisse demnächst abgebaut werden, sollte man sich davon nicht blenden lassen.

Nur auf den ersten Blick wird scheinbar wieder alles in Ordnung sein. Hinter der vordergründig weiß getünchten Fassade liegt das eigentliche Problem – und es ist nicht gebannt. Nicht EU-europäische Einsicht begleitet den Weg zurück in die Normalität, sondern vielmehr nationalpolitische Notwendigkeit. Business as usual.

Müssen wir also befürchten, dass in einer nächsten dunklen Stunde die Schotten wieder dichtgemacht werden, ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Rücksicht auf die Menschen? Das Versprechen, so etwas würde nie wieder vorkommen, ist bestenfalls geflüstert worden. Genauso leise wie die Entschuldigungen jener Politiker, die für die Grenzschließungen verantwortlich sind.

Alle Beteuerungen, dass diese Schließungen nicht verhältnismäßig seien, verhallen. Die nationalistischen Geister sind geweckt. Aber eigentlich haben sie nie geschlafen oder ihr Schlaf kann kein tiefer gewesen sein. Die Zauber, die wieder binden sollen, was Coronas Schwert streng geteilt, wirken schwach. Wenn dabei selbst überzeugte Europäer hilflos wirken, dann muss die Lage ernst sein.

Josy Arens, Bürgermeister der belgischen Grenzgemeinde Attert, ist im Wirrwarr der Politik seines Landes einfach übergangen und nicht informiert worden. Außenminister Jean Asselborn und sein deutscher Kollege Heiko Maas treffen sich in Schengen auf einer Brücke und halten an einem Samstag Sonntagsreden. Ergiebiger war auch das Treffen von Jean Asselborn und seinem belgischen Amtskollegen Philippe Goffin nicht. Goffin ist nicht nur Außenminister, sondern auch noch zuständig für Landesverteidigung. Eigentlich ein gutes Stichwort. Denn genau nach Verteidigung sah und sieht das Benehmen aus in jenen Ländern, die für die Grenzschließungen verantwortlich sind. Die Angst vor Corona ließ sie in alte Verhaltensmuster zurückfallen.

Ein Hohn – vor allem auch im Hinblick auf den kommenden 14. Juni. Am Sonntag wird es 35 Jahre her sein, dass, 40 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, ein Zeichen für ein besseres Europa gesetzt wurde. Fünf Länder beschlossen damals, die Grenzen in der EU abzuschaffen. Viele haben sich dieser Idee seither angeschlossen.

Wem es daran liegt, das zu erhalten, der sollte wissen, dass Nationalisten sich nicht besänftigen lassen. Ihre Gier ist zerstörerisch. Nur mit einem lauten Ja zu mehr gelebtem Europa sind diese Geister in ihre Schranken zu verweisen. Jetzt! „Never surrender!“

Peter
10. Juni 2020 - 13.01

@ Scholer um es kurz zu sagen, ja! Luxemburg hat es sich sehr einfach gemacht in dem sie das Wohnungsproblem ins Umland verlagerten. Es gibt weder eine Politik die sich um ausreichend Wohnraum kümmert noch Gesetze die die Menschen vor Mietwucher schützt. Ein Armutszeugnis wenn hier die Menschen im Niedriglohnsektor über 50 % des Einkommens fürs wohnen ausgeben müssen..

Jerry Scholer
10. Juni 2020 - 8.30

@Peter: Wer hindert die Grenzgänger am Arbeitsplatz zu wohnen? Ist Luxemburg schuld , wenn die ausländische Politik es versäumt genügend Arbeitsplätze zu schaffen? Ist Luxemburg verantwortlich, dass unsere Nachbarländer ihre Arbeitnehmer , Rentner unterbezahlen? Ist Luxemburg verantwortlich für die bürgerfeindliche Politik in den Nachbarstaaten? Eigentlich können Mauern nicht hoch genug sein , sich gegen Anfeindungen zu wehren, wenn die Nachbarländer nicht vor ihrer Haustüre kehren und glauben in alter bewährter Manier , aus der Geschichte nichts dazugelernt, mit dem Finger auf die Rosinen in Luxemburg zu zeigen.

Minettsdapp
9. Juni 2020 - 18.16

Wéini ginn endlech a ganz Europa Manifestatioune organiséiert fir méi Europa, méi Solidaritéit, géint de Nationalismus a géint d'Zoumaache vun de Grenzen ?

.B.Jost
9. Juni 2020 - 3.38

Meine lieben Leser, EIN LAND OHNE GRENZEN, IST KEIN LAND !!

P.Dauer
8. Juni 2020 - 14.25

"Wir sind Europa" hört immer dann auf, wenn es um die eigenen Geschäftmodelle geht. Die Affäre "Lux-Leak" ist noch lange nicht vergessen.

Peter
8. Juni 2020 - 12.11

Wenn es darum geht, hier das ein oder andere Geschäftsmodel zu schützen, dann sind auch Luxemburg die Grenzen nur recht und billig. Auch werden tausende Grenzgänger ausgegrenzt, weil sie es sich nicht leisten können am Arbeitsplatz zu wohnen. Es gibt viele Formen von Grenzen und erst wenn alle fallen hört die Rosienpikerei in Europa auf.

HTK
8. Juni 2020 - 8.58

Wenn dieses Symbol (Fahne),aber auch die Idee Europa Sinn machen soll,dann doch wohl den der Einigkeit.Das heißt ohne Grenzen. Solange die kleinen nationalen Egoismen oder gar rechtsradikales Gedankengut(Ungarn) Bestand haben werden wir bei jeder Unannehmlichkeit fahnenschwingend die Grenzen schliessen oder "schützen" .Wobei ,wem nutzt es wenn,wie bei der Pandemie,die Zusammenarbeit(Warentransport) zusammenbricht? "In guten wie in schlechten Zeiten" heißt es so schön.Das haben wir ja eben gesehen.Es bleibt viel zu tun.

Jerry Scholer
8. Juni 2020 - 7.31

Das bessere Europa wird wohl ein Traum bleiben und ist Makulatur einer machtbesessen Politik, einer nach Profit strebenden Wirtschaft , einer nach Konsum strebenden Gesellschaft .