Just do it: C’est Karma zu Kunst, Alltag und Bühnendasein

Just do it: C’est Karma zu Kunst, Alltag und Bühnendasein

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Die junge Musikerin Karma Catena, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen „C’est Karma“, ist momentan einer der „Shooting Stars“ der Luxemburger Musikszene. Mit ihren bewusst einfachen Texten und Melodien hat die Singer-Songwriterin dieses Jahr bereits im Alter von 17 Jahren auf so ziemlich allen Festivals des Landes das Publikum begeistert.

Von Luc van den Bossche 

Jeder kann es schaffen, jeder hat Talent, in jedem steckt ein Künstler. Denn Kunst ist vor allem eine Idee, eine Vision. Oder um es mit John Baldessari zu sagen: „Kunst ist alles, das der Künstler Kunst nennt.“ Davon ist Karma Catena überzeugt. „Man muss nicht viel technisch können. Man kann mit wenig viel machen“, meint sie und denkt dabei auch an ihre eigenen Werke. Ihre Lieder seien sehr „basic“ geschrieben, vor allem die „Verpackung“ sei wichtig. „Es ist sehr viel möglich mit vier Akkorden.“ Diese Lust an der Einfachheit spiegelt sich zum Beispiel in der Namenswahl für ihre erste EP wider, die am 10. Mai erschienen ist: „Yellow“, also Gelb, das ist ganz einfach ihre Lieblingsfarbe.

Die Gitarre ist in der Regel das einzige Instrument, das neben ihrer Stimme auf ihren Liedern zu hören ist. Das Spielen hat sie sich selbst beigebracht. Sie habe zwar als Kind Geige gelernt, damit aber schnell wieder aufgehört. Zu ihrer klassischen Ausbildung meint sie: „Ich musste das Solfège vergessen. Erst danach konnte ich selbst Musik machen.“ Denn in dem strengen theoretischen Raster habe sie keine Freiheit empfunden. Und Musik sei für sie vor allem „die Freiheit, mit Klang Kunst zu schaffen“. Ohne jegliche Grenzen. So schreibt sie einfach die Musik, „die natürlich kommt“.

„Kükenbonus“ und Chancen in Luxemburg

Dass sie es damit in so kurzer Zeit so weit gebracht hat – von einem ersten Konzert als Warm-up im Akabo Shop Anfang 2018 bis zu einer Deutschland-Tour im Oktober dieses Jahres –, habe sehr viel mit Glück zu tun gehabt. Ihr erstes Konzert spielte die Musikerin zusammen mit dem Sänger der Band Seed to Tree, Georges Goeren. Ihm verdanke sie vieles. „Ohne Georges hätte ich nicht so schnell Fuß gefasst.“ Und es ging tatsächlich alles sehr schnell für sie: Bei ihrem zweiten Konzert, in den Rotondes, war der Booker der „Rockhal“ im Publikum und ihr drittes Konzert spielte sie dann in der Rockhal. Eine derartige Verkettung von Chancen sei typisch für Luxemburg, der Vorteil hierzulande. Aber sie profitiere von einem gewissen „Kükenbonus“, meint sie lachend. So gelassen hat sie das Ganze jedoch nicht immer gesehen: „Ich hatte lange ein Problem damit und das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Mittlerweile hat die 17-Jährige einen Vertrag mit dem Hamburger Label Radicalis und demnächst geht es für sie im Ausland auf Tournee.

Dieses Künstlerleben ist nicht immer leicht mit der Schule vereinbar. „Manchmal wird es richtig stressig, vor allem in der Prüfungszeit.“ Umso mehr freut es sie, dass ihr ihre beste Freundin als „Managerin“ zur Seite steht. „Sie ist mein zweites Gehirn auf Konzerten und beantwortet Mails, kümmert sich viel um die Pressearbeit etc.“ Letztere falle ihr besonders schwer, denn sie mag es nicht, sich selbst zu vermarkten. Auch Fans möchte sie eigentlich lieber keine. Zumindest nicht im klassischen Sinn. „Ich will durch Musik Begegnungen schaffen und finde es spannend, wie sie Leute, zum Beispiel auf Konzerten, zusammenbringt.“ Und am klassischen Fan störe sie die Distanz, die zwischen den Künstlern und dem Publikum entsteht. „Auf meinen Konzerten will ich sozusagen mit Musikliebhabern chillen.“

Denn sie ist selbst eine große Musikliebhaberin und Konzertbesucherin. Musikalisch inspiriert sie sich an so ziemlich allem, „von Death Grips über ABBA bis hin zu Björk“. Die zahlreichen Konzertbesuche dienen jedoch nicht nur ihrem Vergnügen: „Ich schaue mir an, wie andere die Bühne meistern. Es gibt da viele Methoden. Aurora zum Beispiel lacht und tanzt, schafft eine fröhliche Atmosphäre. Andere füllen sie elegant mit Tiefe und Ernst.“ Denn für sie ist es „jedes Mal eine Herausforderung“, auf der Bühne zu stehen, den Raum mit ihrer Präsenz zu füllen, verrät sie. „Manchmal komme ich mir ridiculous vor.“

Inspiration von überall her

Aber sie lässt sich nicht nur von anderen Musikern inspirieren, auch bildende Künstler wie John Baldessari oder Frida Kahlo und moderne deutsche Literatur sind wichtige Einflüsse auf ihr Schaffen. Und natürlich der – verglichen mit ihrem Musikerleben – graue Alltag im Lycée. „Mit meiner Musik kann ich mir eine Fantasiewelt erschaffen. Mein erstes Lied ist aus Frustration heraus entstanden.“ Kunst und Alltag stehen so für Karma Catena in einer Wechselwirkung zueinander: Die Eintönigkeit des Schullebens macht das Musizieren dringlicher, die Musik ermöglicht es ihr, das Alltägliche anders zu schätzen.

Bei allem Erfolg spürt die Musikerin aber, wie sie langsam an Grenzen stößt. An die ihres Wahlgenres zumindest. „Die Gitarre ist mein Baby, aber ich fange langsam an, mich zu langweilen. Ich kriege das Gefühl, nicht weiterzukommen.“ Wie sie sich konkret musikalisch weiterentwickeln wird, weiß sie noch nicht. „Es gibt viele Möglichkeiten. Vielleicht mache ich ja etwas mit einer Band.“ Das sei aber schwierig, da es mit mehreren Personen komplizierter ist, Probetermine auszumachen und ganz allgemein gebookt zu werden. Vielleicht werde sie einmal versuchen, auf Französisch zu schreiben, einer Sprache, die eine ganz andere Vertonung verlangt.

 

Zur Person 

Karma Catena ist 17 Jahre alt und wird im September ihre 2e A in Diekirch absolvieren. Sie hat eine klassische Musikausbildung, ist aber Autodidaktin an der Gitarre, mit der sie 2015 angefangen hat.

Mit 16 spielte sie erstmals ihre eigenen Lieder als Straßenmusiker. Ihr erstes Konzert – das erste von bislang mehr als 20, davon 14 allein dieses Jahr – spielte sie im April 2018. Im selben Jahr war sie als „Best Upcoming Artist“ bei den „Luxembourg Music Awards“ nominiert, bei denen sie mit dem Preis für „Best Upcoming Woman in Music“ ausgezeichnet wurde.

Ihre erste EP „Yellow“ veröffentlichte sie im Mai dieses Jahres in den Rotondes. Mittlerweile steht sie beim Hamburger Label Radicalis unter Vertrag und geht im Oktober auf Tour durch sechs deutsche Städte, darunter Berlin und Hamburg.