Tödlicher Zwischenfall in EschJugendtrainer weiter in U-Haft, Polizei war schon vorher vor Ort

Tödlicher Zwischenfall in Esch / Jugendtrainer weiter in U-Haft, Polizei war schon vorher vor Ort
Hier spielte sich vor zwei Wochen das Drama beim U13-Training des Fußball-Rekordmeisters Jeunesse Esch ab Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Zwei Wochen sind seit dem tödlichen Zwischenfall beim U13-Training des Fußball-Rekordmeisters Jeunesse Esch vergangen. Neue Informationen von offizieller Seite gibt es kaum. Sehr zum Ärger des Vereins.

Was ist am Abend des 20. Januar auf dem Trainingskomplex der Escher Jeunesse in der Hiehl wirklich geschehen? Diese Frage ist auch zwei Wochen nach dem Zwischenfall, der einem Menschen das Leben kostete, nicht beantwortet. Und wird es allen Anschein nach auch in naher Zukunft nicht sein. Beim Verein wünscht man sich jedenfalls Klarheit, um endlich wieder in Ruhe arbeiten zu können. „Als Anwalt weiß ich natürlich, wie wichtig das Untersuchungsgeheimnis ist, aber man muss auch abwägen, inwiefern eine solche Affäre ins öffentliche Leben eingreift“, sagt Jeunesse-Präsident Marc Theisen. Im Verein gebe es inzwischen zwei Strömungen. Diejenigen, die den in U-Haft sitzenden Jugendtrainer für eine Person halten, die größeres Unheil abwenden konnte. Und auf der anderen Seite diejenigen, die dies vorsichtiger bewerten. Das sorge für Spannungen. Man versuche zwar die Wogen zu glätten, doch die Gefahr, dass Eltern und ihre Kinder sich vom Verein abwenden, sei reell, so Theisen.

Die Gretchenfrage lautet nach wie vor: Ist der in U-Haft sitzende Jugendtrainer Held oder Täter, handelte er in Notwehr oder war es Totschlag? Ein 25-jähriger Mann hatte vor genau zwei Wochen, mit zwei Messern bewaffnet, das untere Spielfeld des Jeunesse-Komplexes in der Hiehl betreten. Dort trainierten zu diesem Zeitpunkt die Minimes (unter 13 Jahre alt). Laut der drei Tage nach dem Zwischenfall publizierten Pressemitteilung der Justiz hatte der Mann verbal gedroht und physisch Spieler und Trainer angegriffen. Er wurde von mehreren Personen verfolgt, noch auf dem Spielfeld gestellt und außer Gefecht gesetzt. Kurz zuvor hatte der Angreifer laut Justiz seine beiden Messer fallen gelassen. „Zu diesem Zeitpunkt stellte der Mann keine Gefahr mehr dar“, hieß es wortwörtlich in der Pressemitteilung. Eine der Personen, die den Angreifer neutralisiert hatte, griff sich eines der Messer und stach mehrmals zu. Auch schlug er den vom Täter zum Opfer gewordenen Mann mit einem Stein. Ihm wird nun Totschlag vorgeworfen. So viel zur offiziellen Darstellung der Justiz.

Weiter in U-Haft

Es handelt sich beim Tatverdächtigen um den 22-jährigen Trainer der U13-Mannschaft. Zur Klärung des Falls ist es wichtig zu wissen, ob er den Angreifer kannte. Dahingehende Fragen des Tageblatt wollte die Justiz mit Verweis auf das Untersuchungsgeheimnis nicht beantworten. Genauso wenig gab sie Auskunft über die Identität des Opfers, die genaue Todesursache sowie die Frage, ob die beiden der Polizei bekannt gewesen sind.

Immerhin aber bestätigte die Justiz nun, dass der vermeintliche Täter noch in U-Haft sitzt und dass die Polizei schon vor der tödlichen Auseinandersetzung in die Hiehl gerufen wurde. Augenzeugen hatten dem Tageblatt berichtet, dass der Angreifer bereits vor dem Trainingsauftakt der Minimes auf dem Spielfeld gewesen und es zu einer verbalen Auseinandersetzung mit dem Jugendtrainer gekommen war. So heftig, dass die Polizei informiert wurde. Allerdings war der Mann bei Ankunft der Beamten nicht mehr vor Ort, sodass diese wieder abzogen. Später sollte er mit zwei Messern bewaffnet wiederkehren. Er wurde dem Vernehmen nach vom Trainer, zwei Vätern von Jugendspielern und einer weiteren Person aus dem Vereinsumfeld verfolgt und gestellt. Bei der vierten Person soll es sich unbestätigten Informationen zufolge um den 16-jährigen Bruder des Trainers gehandelt haben. Die Justiz bestätigte dem Tageblatt nun, dass „im Moment neben dem Trainer zwei weitere Personen von den Ermittlungen visiert sind. Bei ihnen geht es ‚à priori‘ um Körperverletzung. Jedoch muss hier die Untersuchung Klarheit bringen“. 

Freitag vor zwei Wochen kam es auf dem Trainingskomplex in der Escher Hiehl zu einem tödlichen Zwischenfall
Freitag vor zwei Wochen kam es auf dem Trainingskomplex in der Escher Hiehl zu einem tödlichen Zwischenfall Foto: Editpress/Tania Feller

Mehr aber könne und wolle man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, heißt es vonseiten der Justiz. Und: Die Ermittlungen der Polizei seien noch im Gange und würden noch eine ganze Zeit in Anspruch nehmen. Was Klubpräsident Marc Theisen wenig gefallen dürfte. „Wir sind im Verein in einer sehr schwierigen Phase, kämpfen um unsere Existenz und das finanzielle Überleben. Gerade jetzt müsste die Jeunesse-Familie zusammenhalten. Eine Jugendkommission war hier lange inexistent und wir waren froh und stolz, sie Ende letzten Jahres wieder auf die Beine gestellt zu haben. Es wurde vieles von null auf aufgebaut. Das riskiert nun, wieder zusammenzufallen, denn die Eltern der Jugendspieler stellen sich Fragen. Und dieser Fall lässt zu viele Fragen offen“, sagt Theisen. Dem Verein würde es helfen, mehr über die tote Person zu erfahren. „Bei allem Respekt vor dem Prinzip des Untersuchungsgeheimnisses, aber die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, Informationen zu bekommen“, so der Klubpräsident abschließend, „natürlich immer im Rahmen des für die Justiz Möglichen“.