ALJP / Journalistenverband fordert Luxemburg auf, afghanischen Kollegen zu helfen
Journalismus und Meinungsfreiheit stehen bei den Taliban erfahrungsgemäß nicht hoch im Kurs – ungeachtet ihrer aktuelleren Beteuerungen. Der luxemburgische Berufsverband ALJP weist auf die extrem problematische Position von Journalisten in Afghanistan hin und fordert auch von Luxemburg Hilfe für die Kollegen, die noch im Land sind.
„Es bleiben nur noch wenige Tage, um all die Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und afghanischen Bürger zu evakuieren, die sich in Afghanistan nicht mehr sicher fühlen“, heißt es in einer Pressemitteilung der luxemburgischen Journalistenvereinigung ALJP. Unterzeichner der Mitteilung sind ALJP-Präsident Roger Infalt und Generalsekretär Luc Caregari. Einschätzungen der Situation vor Ort durch die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) und die zahlreichen Ersuchen um Soforthilfe zeigen, dass in der afghanischen Medienlandschaft „Panik und Angst“ herrschen.
Es sei schließlich eine unglaublich schwierige Zeit für Medienschaffende: „Viele fürchten um ihr Leben, Hunderte sind geflohen oder versuchen, das Land zu verlassen.“ Journalistinnen würden an der Arbeit gehindert, einige Medien zur Schließung gezwungen. Andere Journalisten versuchten, ihre Arbeit fortzusetzen, würden aber bedroht und in ihrer Berichterstattung stark eingeschränkt.
„Uns wurde von einer bedrohten Familie berichtet, der gesagt wurde, dass die einzige Möglichkeit, sie in Ruhe zu lassen, darin bestünde, dass ihre Tochter – eine Journalistin – den örtlichen Taliban-Kommandanten heiratet“, zitiert die ALJP Jeremy Dear, Generalsekretär der IFJ.
Die luxemburgische Vereinigung sei in Gedanken bei den 600 afghanischen Journalisten, unter denen sich viele Frauen und Medienschaffende aus ethnischen und religiösen Minderheiten befänden, die auf der Warteliste der Kollegen von der IFJ für die Ausreise stehen.
Pakistan habe bereits mehr als 600 Visa für afghanische Journalisten ausgestellt, betont die ALJP – und lobt besonders Kanada und Belgien: Dort mache man eine Aufnahme nicht davon abhängig, dass evakuierte Journalisten für Medien des Gastlandes gearbeitet haben – im Gegensatz etwa zu Frankreich, dem Vereinigten Königreich oder den Niederlanden. „Alle diese Journalisten haben dazu beigetragen, die Weltöffentlichkeit zu informieren; es ist unfair, das Angebot der Gastfreundschaft auf Journalisten zu beschränken, die den westlichen Medien gedient haben“, heißt es in der Mitteilung.
Wir fordern die luxemburgische Regierung auf, Journalisten und ihren Familien, die zur Flucht gezwungen sind, einen sicheren Zufluchtsort zu bieten und die Bemühungen der IFJ und des IFJ-Sicherheitsfonds (www.ifj.org) zu unterstützen.
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