KarateJenny Warling über ihre Ambitionen bei der Europameisterschaft: „Ich werde alles geben“

Karate / Jenny Warling über ihre Ambitionen bei der Europameisterschaft: „Ich werde alles geben“
Jenny Warling stand mit Platz vier zuletzt auf ihrer bisher besten Weltranglistenposition Archivbild: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Jenny Warling ist die große Luxemburger Hoffnung bei den Karate-Europameisterschaften 2022. Die 28-Jährige konnte im Mai 2019 den Titel gewinnen und hat sich nun erneut akribisch auf die Titelkämpfe vorbereitet, wie ihre letzten Ergebnisse bei der K1 Premier League zeigen. Wenige Stunden vor der Abreise zur EM in die Türkei, hat sich Warling mit dem „Tageblatt“ unterhalten.

Tageblatt: Sie wissen, wie ein EM-Titel schmeckt, wie sehr brennt es, dieses Gefühl zu wiederholen?

Jenny Warling: Das war ein ganz besonderer Tag und natürlich wäre ich glücklich, wenn sich das wiederholen würde. Aber einfach wird es nicht, es hängt viel vom Tag ab. Es gibt reichlich Unwegsamkeit, man bekommt nichts geschenkt und manchmal kommt dann noch das Pech hinzu – so wie es mir bei der WM passiert ist. Ich gehe deshalb frei in die EM hinein, ich werde nichts forcieren und mich nicht unnötig unter Druck setzen. Ich kann aber versprechen, dass ich alles geben werde.

Sie konnten zuletzt über eine längere Periode verletzungsfrei kämpfen, gibt das zusätzliche Sicherheit?

Ich bin es zwar gewohnt, mit Verletzung zu kämpfen, aber das muss nicht sein. Es gab zuletzt immer ein paar Wehwehchen, aber nichts Gravierendes. Das Positive war, dass ich uneingeschränkt trainieren konnte und ich mich im Kampf wohlfühle.

Bei Ihren letzten Turnieren sind Sie oft taktisch vorgegangen, ist das die neue Jenny Warling?

Nein, eher nicht. Bei der Premier League wurde in Pool-Runden gekämpft, bei der EM wird aber nach wie vor nach dem K.o.-System verfahren. Da darf man nicht taktieren, bei einem 0:0 entscheiden die Schiedsrichter und da weiß man nie. Beim K.o. kann zudem der kleinste Fehler bestraft werden.

Mit Platz vier standen Sie zuletzt auf Ihrer bisher besten Weltranglistenposition, verschafft das mehr Respekt?

Bei den renommierten Gegnerinnen eher nicht. Aber bei den jungen Karatekas verspüre ich schon ein bisschen Ehrfurcht. Es gibt aber auch Verrückte, die schert eine Weltrangliste überhaupt nicht, die hauen einfach drauflos. Und die sind immer gefährlich und unberechenbar.

Wie stellen Sie sich denn auf Ihre Gegnerinnen ein?

Im modernen Zeitalter kann man zum Glück auf Videoanalysen zurückgreifen. Ich kann mir so ein Bild machen und sehen, ob meine Gegnerin eher offensiv oder defensiv vorgeht. Insgesamt berufe ich mich auf meinen Kampfstil, kann ihn aber so adaptieren.

Wagen Sie eine Prognose für die EM?

Das ist vor der Auslosung schwierig. Weil keine der Medaillengewinnerinnen von der letzten EM gemeldet sind, ist keine Athletin gesetzt. Da kann man in der ersten Runde auf die Weltmeisterin treffen, mit viel Glück stehen aber alle Hauptkonkurrentinnen auf der anderen Seite des Tableaus.

Wie ist es um die Zukunft des luxemburgischen Karatesports bestellt?

Es stehen ein paar Neue im Aufgebot, die ich nicht gut kenne. Ich bin gespannt, wie sie sich schlagen werden. Im Juni steht auch noch die Junioren-EM an, da bin ich ebenso gespannt. Insgesamt muss man sagen, dass Raphaël Veras (der Nationaltrainer; Anm. d. Red.) eine gute Arbeit leistet. Man wird die Früchte aber erst in ein paar Jahren ernten können.

Auf Verbandsebene herrscht viel Streit, belastet das die Athleten?

Natürlich ist die Situation für den Karatesport nicht schön. Was mich persönlich aber mehr stört, sind die organisatorischen Unzulänglichkeiten. Jetzt fehlte das Flugticket für den Physiotherapeut, ein andermal waren die PCR-Tests nicht gültig. Das sind doch keine Dinge, um die sich die Sportler kümmern müssen. Wir haben einen Directeur technique, aber den habe ich selten zu Gesicht bekommen. Insgesamt sollte mehr Struktur in die Organisation kommen. Ein Problem ist auch die FLAM. Es ist schwer, die vielen Sportarten fair und richtig zu behandeln.

Wie sehen Sie die Chance, dass Karate 2024 in Paris olympisch sein kann?

Um ehrlich zu sein, bei null. Man war zwar sehr bemüht, aber für Paris wird es nicht reichen. Der Karate-Weltverband versucht eher, Karate für 2028 ins Programm zu integrieren. Aber das zieht sich für mich wohl zu lange hin.

Wäre das Ihr größter Traum, bei Olympia dabei zu sein?

Olympia ist der Traum eines jeden Sportlers. Ich bin jetzt froh, dass ich mich für die „World Games“ qualifizieren konnte, auch wenn es nur ein kleiner Trost ist.