HRS-AffäreJean-Louis Schiltz: „Wir haben niemandem eine Impfung weggenommen“

HRS-Affäre / Jean-Louis Schiltz: „Wir haben niemandem eine Impfung weggenommen“
Jean-Louis Schiltz gibt vor versammelter Presse Erklärungen zu den umstrittenen Impfungen von drei Mitgliedern des Verwaltungsrates der HRS-Gruppe Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Am Donnerstag hat der Verwaltungsratspräsident der „Hôpitaux Robert Schuman“ (HRS), Jean-Louis Schiltz, Erklärungen zu den umstrittenen Impfungen der drei Verwaltungsmitglieder abgegeben. „Wir haben uns nicht vorgedrängelt, wir haben einen Plan nach Prioritäten durchgezogen. Wir haben gesagt, dass wir niemandem die Impfung weggenommen haben, der sie dringend brauchte.“

Zu den Impfungen der drei Mitglieder des Verwaltungsrates sagte Jean-Louis Schiltz, dass es jedem sein Recht sei, zu sagen, dass das nicht richtig war und diese Entscheidung infrage zu stellen. Die spontan einberufene Pressekonferenz sollte auf strukturelle Weise den Rahmen, die Ziele und Vorgehensweisen erklären. In den vergangenen Tagen hatte der Fall um die Impfungen von Jean-Louis Schiltz und den Vizepräsidenten Michel Wurth und Claude Seywert zu einem medialen Aufschrei geführt.  

Mit den Impfungen habe man als Ziel gehabt, eine Institution zu schützen, nämlich jene der Krankenhäuser der HRS-Gruppe, erklärte Schiltz. Am 4. Dezember 2020 sei die Vorgabe der Regierung gekommen, dass man Krankenhäuser schützen solle, indem man einen „cordon sanitaire“ um die Krankenhäuser ziehe beziehungsweise einen „bouclier sanitaire“. Das seien die Wörter gewesen, die damals gebraucht wurden, erklärte Schiltz. Zu diesem Schutzschild gehöre auch die Verwaltung, sagte er.

In den Krankenhäusern wurde zu diesem Zeitpunkt etwas innerhalb eines Monats aufgezogen, was sonst drei Jahre gebraucht hätte, so seine Argumentation. Wenn es darum gehe, ein Krankenhaus zu schützen, dann sei  der Vorsitz dort mit drin. „In unseren Augen gehört der Vorsitz des Krankenhauses zum Schutzschild dazu.“ Laut Gesetz sei es so, dass der Verwaltungsrat die Gesellschaft repräsentiere. Dieser sei somit das Hauptorgan des Krankenhauses. „Somit muss dieses Organ zumindest in Teilen funktionstüchtig sein, deshalb haben wir damals die Entscheidung getroffen, dass der Vorsitz der Verwaltungsräte bereit ist, mehr Verantwortung zu übernehmen.“

Bei Impfung nicht vorgedrängelt

Laut Schiltz müssten diese Leute regelmäßig ins Krankenhaus rein- und rausgehen können, ohne sich jeden Tag die Frage stellen zu müssen, ob man die Einrichtung dadurch einem unnötigen Risiko aussetze. Dies vor dem Hintergrund betrachtet, dass die Möglichkeit bestehe, zu impfen, erklärte er. „Und das Ziel der Politik war es, das Krankenhaus zu schützen. Wir sind zivilrechtlich und strafrechtlich verantwortlich für das, was in dem Krankenhaus passiert. Die Verantwortung kann man nicht auf die Direktion abwälzen. Wir haben die Pflicht, uns um diese drei Krankenhäuser zu kümmern.“

Schiltz erinnerte an den Hepatitis-Fall eines der Vorgängerkrankenhäuser der HRS-Gruppe, der Sainte-Elisabeth. Da wurde laut Schiltz der gesamte Verwaltungsrat am Ende strafrechtlich verurteilt. Die Affäre habe 21 Jahre gedauert. Am Ende habe das Gericht geurteilt, dass wenn man sich richtig darum gekümmert hätte, man den Schaden hätte abwenden können. „Wir wollten nicht in eine solche Situation geraten“, sagte Schiltz. Wenn keine Impfungen da seien, müsse man sich anders organisieren. Man müsse jedes Mal abwägen, ob es nun nötig sei, ins Krankenhaus hineinzugehen oder nicht. Wenn aber Impfungen da seien, und die Vorgabe heißt, einen „cordon sanitaire“ um das Spital einzurichten, dann gebe es andere Möglichkeiten.

„Wir haben uns nicht vorgedrängelt, wir haben einen Plan nach Prioritäten durchgezogen und dafür gesorgt, dass jeder kurzfristig die Möglichkeit bekam, sich impfen zu lassen. Das sind über 3.000 Menschen. Wir haben auch niemandem die Impfung weggenommen.“ Man habe nachgefragt, ob jemand direkt geimpft werden müsse.

Schiltz erinnerte an die Stimmung im Januar. Damals habe es einen gewissen Vorbehalt gegen das Impfen gegeben. „Da wurde gesagt: Wenn die Direktion uns impfen lassen will, dann soll sie sich zuerst mal impfen lassen.“ Das sei die Stimmung im Januar gewesen. Viele hätten damals gesagt, sich nicht impfen lassen zu wollen.

d'Boufermamm
28. Februar 2021 - 9.53

Die arroganteste Personage, die ich je erlebt habe. Ein Aushängeschild für die " Hôpitaux Robert Schuman ", allerdings ein abschreckendes. Auffallend, dass die beiden Anderen sich bedeckt halten und sich nicht äussern.Die sind nicht so blöd.Und das nennt Schiltz dann " mehr Verantwortung übernehmen ". Zum Krummlachen, wenn es nicht so ernst wäre.

titi
26. Februar 2021 - 19.09

Wer so auftritt wie Herr Schiltz, ist im Unrecht.

Clemi
26. Februar 2021 - 12.52

nach lektüre des artikels im print scheint herr schiltz ja aktuell dann 3x pro woche im spital zu sein, wo er eigener aussage nach kein büro hat und wo es keine versammlungsräume gibt? wie dem auch sei, die HRS-gruppe scheint demnach eine verwaltungsratsspitze zu haben, die aktiv im tagesgeschäft ist. deshalb noch einmal meinen respekt an die 3 herren, wie sie das alles mit ihren vielfältigen anderen (beruflichen) aktivitäten unter einen hut bekommen. ich hoffe übrigens dass die pressekonferenz nicht in einer der kliniken war?

de Prolet
26. Februar 2021 - 8.43

Hören Sie auf, sich zu rechtfertigen. Es gibt keine Rechtfertigung. Treten Sie zurück, wenn Sie auch nur für 5 Sous Anstand haben. " On vous a assez vu "!

Realist
26. Februar 2021 - 7.20

Es zeugt schon von Arroganz, wenn es dermassen an jedwedem Unrechtsbewusstsein mangelt, obwohl man gerade mit der Hand im Marmeladenglas erwischt wurde. Offenbar aber hat das Unrechtsbewusstsein in Verwaltungsräten und Politik ebenso ausgedient wie der gute Geschmack bei der Brillenauswahl. Ernsthaft: Es gibt nun mal Dinge, die tut man einfach nicht, zumindest nicht wenn man ein Minimum an Niveau für sich reklamiert, bzw. ab einer bestimmten Gehaltsstufe operiert. Das Vordrängeln bei potentiell lebensrettenden Massnahmen gehört da eindeutig dazu.

Clemi
25. Februar 2021 - 23.25

wäre interessant gewesen von herrn schiltz eine lektion zu bekommen in welcher reihenfolge seiner meinung nach geimpft hätte werden sollen. zuerst bettel, dann lenert, dann der rest der regierung, dann die santé, dann die beamten die die gesetze schreiben, dann die chamber (beschliessen die covid-gesetze), dann der staatsrat (ohne dessen avis gibt es keine covid-gesetze), dann die verwaltungsräte der spitäler, dann die direktionen der spitäler, dann die ärzte, dann die krankenpfleger, dann alle mitarbeiter der luxemburger firma welche die -80-grad-kühlschränke herstellt, dann die lkw-fahrer welche den impfstoff herankarren, dann... oder doch zuallererst die verwaltungsräte der spitäler? oder doch patienten? ältere menschen? jüngere menschen, die halten schliesslich die wirtschaft am laufen? wäre spannend gewesen... a propos wirtschaft: von den 3 herren ist der älteste glaube ich pensioniert, ist aber noch in vielen verwaltungsräten. schiltz selbst ist anwalt, mit eigener kanzlei. der jüngste ist ceo eines sehr sehr grossen unternehmens. chapeau wenn der HRS-verwaltungsrat trotzdem quasi ihr aller hauptjob zu sein scheint und sie ständig in den kliniken ein und ausgehen. in zeiten von kontaktvermeidung und télétravail und videokonferenzen finde ich das trotzdem ziemlich befremdlich, besonders wenn die direktion an sich aus fast einem dutzend leuten besteht. etwas noch zum schluss: zum zeitpunkt der impfung des dreigestirns waren laut covid-berichten impfdosen für ca. 8000 personen im land, tatsächlich geimpft waren noch nicht mal die hälfte davon.

en ale Sozialist
25. Februar 2021 - 23.07

Einfach dégoûtant, schons eleng déi Personnage, gewinnt als CSVLer fréier ëmmer als éischt bedingt ze ginn.

Miette
25. Februar 2021 - 22.34

Man kann eine Unwahrheit durch stetige Wiederholungen nicht zur Wahrheit umwandeln. Auch noch zu feige um sich zu entschuldigen, die traurigen Helden? Und von Rücktritt keine Rede, wird in Luxemburg so erledigt. Nach einer Weile legt sich die Aufregung schon???

Blücher
25. Februar 2021 - 21.12

@Romain: Hut dir der Madame Minister gudd nogelauschert. .......

Jacques
25. Februar 2021 - 21.12

" Mir hu kengem eng Impfung ewech geholl " dixit Jean-Louis Schiltz Esou arrogant, zynesch a kalbliddeg Leit geheieren nett an de Verwaltungsrot vun enger Klinik. Et ass heich Zeit fir ofzetrieden.

Romain
25. Februar 2021 - 20.45

Guten Abend, Ich glaube Herr Schiltz, Herr Würth und dem andern Herrn, Der Anlass sich impfen zu lassen, war nur damit ein cordon sanitaire geschaffen würde. Wäre es anders gewesen, hätten sie nur um ihr "Meckenliewen" gefürchtet, so hätten doch sicher auch organisiert, dass ihre Frauen ( und Kinder) auch geimpft worden seien. Also, nicht so aufregen, bitte.

Stiwi
25. Februar 2021 - 20.40

Froen mech grad ob sech der bei der CSV pur schummen ,dat sou een Minister war... sou besschen Fremdschämen mist awer een oder den aneren hun.Hey kommt CSV elo mist awer den leschten mol ob stoen, an froen ;Louiiiii wat soll dat...!!!!

Positivitéits-Théid
25. Februar 2021 - 20.06

Das liest man zugegebenermaßen doch gern, daß Leute vom Format des Herrn Schiltz mit gutem Beispiel voran gehen (lassen) wollen. Wenn die Abbildung jedoch nach der Impfung entstanden sein sollte, muß man sich fragen, ob die gute Absicht nicht zum abschreckenden Beispiel umschlug. Herr Schiltz & Consorten verbieten sich sicherlich auch jedwede abschätzige Bemerkung in Bezug auf den guten Geschmack bei der Brillenwahl, obschon auch in diesem Fall wohl allgemeine Übereinstimmung herrschen würde. Oder nicht?

Till Eule vor dem Spiegel
25. Februar 2021 - 19.49

Ach erquickend als wäre ich um Jahre zurückgesetzt , die gute alte Zeit kommt in großen Schritten zurück .Die gute alte Zeit wo noch Zucht und Ordnung herrschte, Herr noch Herr , Pöbel noch Pöbel war. Die gute alte Zeit wo der Pfarrer von seiner Kanzel hinab den Schäfchen die Leviten las, ihnen Wasser predigte er danach Wein trank und sich des herrlichen, genussvollen Lebens erfreute. Nach Wegezoll durch den grünen Landadel, den auf ihren Stühlen klebenden kleinen Könige , Königinnen schreiten wir großen Schrittes voran die gute alte Zeit wieder prioritär zu instruieren , endlich den feudalen Herrschaften die Rechte zuzuerkennen , die sie auch redlich verdient haben . Für das Virus als Retter der guten alten Zeit „ draimol en Vive an den Max erem Max ass“

Sarg Gast
25. Februar 2021 - 19.04

Ach, was seid ihr alle so kleinlich. Schreit doch nun jeder nach Gerechtigkeit... Schliesslich soll ja ein jeder in unserem Rechtsstaat gleich behandelt werden. Nun, meine bessere Hälfte (nicht aus der guten alten EU) musste lange auf die Luxemburgische Nationalität warten, während hingegen eine Dame aus Belgien per Sondergesetz die Staatsbürgerschaft von der Abgeordnetenkammer "geschenkt" bekam. Aber, bitte, nicht vordrängeln... So etwas tut Mann/Frau nicht / ;-) Sarkasmus off

Haribo
25. Februar 2021 - 19.02

Daat Gesicht do stronzt vun Iwerhiefléchkeet an Arroganz pur, den Hals gudd voll stoppen mat Fric, daat ass nëmmen daat waat déi drei do leeschten. Huelt w.e.g den degoutanten Artikel aus ärer Zeitung eraus.

Peter G.
25. Februar 2021 - 16.22

Keinem Impfstoff weggenommen?? Dann erklären sie das bitte den 85-jährigen die noch immer auf den Impfstoff warten. Falls meine Nachbarin - die 85 ist - an COVID stirbt, dann weiss ich ja, an wen ich mich wenden werde, Herr Schiltz. Krebspatienten die eine Bestrahlung bekommen gehen im Escher Centre Baclesse noch immer täglich ohne Impfung ein und aus. Die Presse sollte genau darauf achten, dass Herr Schiltz und seine 2 Kollegen in den nächsten Monaten nicht irgendwelche Reise mit dem Impfprivileg antreten, sondern dass sie schön brav hierbleiben und sich tagtäglich um die "Business Continuity" im HRS kümmern.