„Isch zein ein Escher Jung“

„Isch zein ein Escher Jung“
Michael Bondi (vorne links) mit seiner Ehefrau Marie-Louise Duscherer, mit der er 74 Jahre verheiratet war.

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Michael Bondi war ein amerikanischer Kriegsveteran. Für seine Rolle bei der Befreiung der Stadt Esch am 10. September 1944 wurde er 50 Jahre später zum Ehrenbürger ernannt. Bondi starb vergangene Woche im Alter von 98 Jahren, nachdem er die letzten 32 Jahre in der Minettemetropole verbracht hatte. Er wurde am Dienstag in Beles begraben.

Michael Bondi wurde 1942 in die amerikanische Armee eingezogen und musste zwei Jahre später, im Alter von 24 Jahren, in den Zweiten Weltkrieg ziehen. Am historischen D-Day am 6. Junis 1944 stürmte er mit Tausenden alliierten Soldaten den Strand der Normandie. Seine Truppe wurde damit beauftragt, weitere Dörfer und Städte zu befreien. Darunter befanden sich Paris, Verdun und Esch/Alzette. Keiner der US-Soldaten hatte zuvor von Luxemburg, geschweige denn von Esch gehört.

Unerwartet zum Helden gekürt

Nach einem ersten gescheiterten Versuch am 2. September gelang es den Alliierten am 10. September, Luxemburg von den Nationalsozialisten zu befreien. Michael Bondi und zwei andere Soldaten wurden an diesem Tag damit beauftragt, die technische Einrichtung im Escher Postamt zu überprüfen. Als sie mit ihrem Jeep ankamen, wurden sie unter dem Jubel der Bevölkerung zum Balkon des Stadthauses geführt. Zu ihrer eigenen Überraschung waren sie es, die unter stürmischen Ovationen als die Befreier der Minettemetropole gefeiert wurden.

Die Escher waren sehr freundlich und hilfsbereit. Sie reinigten die dreckigen Kleider der Soldaten, die diese seit Wochen getragen hatten. Im Gegenzug teilten die Soldaten Schokolade, Kaugummi, Kaffee und Zigaretten mit der lokalen Bevölkerung.
Auf einem Tanzball traf Bondi dann eines Tages die junge Escherin Marie-Louise Duscherer. Allerdings starteten die Nazis im Februar 1945, wenige Wochen vor dem endgültigen Ende des Krieges, eine letzte Offensive. Bei dieser sogenannten Rundstedt-Offensive ließen 75.000 amerikanische Soldaten ihr Leben. Bondi kam glücklicherweise heil zurück. Um bei Temperaturen von bis zu -17 Grad Celsius nicht zu erfrieren, hatte er seine Beine in die Seiten des Escher Tageblatt eingewickelt.

Ruhestand in Esch

Kurz nach dem Krieg heirateten Bondi und Duscherer. Nach einem Jahr in Frankfurt zog das Paar 1947 nach New York, wo es fast 40 Jahre lang lebte. Marie-Louise war Besitzerin einer Boutique und Michael arbeitete für Architekten und Designer. Als sie 1986 in den Ruhestand gingen, zogen sie zurück in jene Stadt, in der sie sich kennengelernt haben. In Luxemburg erhielt ihre Geschichte viel Aufmerksamkeit, unter anderem von den Mitgliedern der großherzoglichen Familie.

Im Rahmen der 50-Jahr-Feierlichkeiten zum Ende des Zweiten Weltkriegs bekam Bondi 1994 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Esch verliehen. Eine kurze Autobiografie, die Bondi vor einigen Jahren für Guy van Hulle schrieb, beendete er mit den Worten „Isch zein ein Escher Jung“. Michael Bondi starb am 14. Februar und wurde am Dienstag in Beles, dem Geburtsort seiner langjährigen Ehefrau Marie-Louise Duscherer, beigesetzt.

Rowan Assel

Drachenzwerg
22. Februar 2018 - 2.52

!!! Merci fir Alles Michael Bondi !!!