Risiken für KinderInfektionszahlen an Schulen wachsen rasant

Risiken für Kinder / Infektionszahlen an Schulen wachsen rasant
Das Bildungsministerium gewährt ein paar Einblicke in die Infektionszahlen. Eine Tageblatt-Recherche zeigt auf, wie die Lage in zwei „Spillschoulen“ in Heisdorf und Lorentzweiler aussieht. Foto: dpa/Annette Riedl

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Vor allem an den Grundschulen haben die Infektionszahlen stark zugenommen. In den Lyzeen sind rund 70 Prozent der Schüler geimpft. Das Tageblatt hat Infektionen an zwei Schulen der Regionaldirektion Mersch unter die Lupe genommen. In den „Spillschoulen“ in Heisdorf und Lorentzweiler gab es jeweils mehrere positive Fälle. 

Am Mittwoch wurde mit 556 Neuinfektionen ein Rekordwert erreicht. Eine solch hohe Quote gab es seit einem Jahr nicht mehr. Steigt die Inzidenz in der Bevölkerung, dann wächst auch jene in den Schulen. Das Bildungsministerium hält sich zurzeit sehr zurück, was die Veröffentlichung von Infektionszahlen angeht. In einer parlamentarischen Frage der CSV-Abgeordneten Martine Hansen und Claude Wiseler über das Infektionsgeschehen an den Schulen hat das Ministerium dann doch einige Zahlen samt Analyse preisgegeben. So gab es zwischen dem 15. September und dem 21. November 2021 insgesamt 2.234 Infektionsfälle in den Grundschulen und 1.204 in den Lyzeen. 

Die Inzidenz in der Grundschule [liegt] heute auf einem höheren Niveau […] als letztes Jahr zur gleichen Zeit, während die Inzidenz in der Sekundarschule deutlich niedriger liegt

Bildungsministerium

Das Bildungsministerium schreibt: „Vergleicht man die aktuelle Inzidenz neuer Fälle bei der Schulbevölkerung mit jener vor einem Jahr, stellt man fest, dass sie in der Grundschule heute auf einem höheren Niveau liegt als letztes Jahr zur gleichen Zeit, während die Inzidenz in der Sekundarschule deutlich niedriger liegt.“ Als Ursache für diesen Unterschied nennt das Bildungsministerium die Impfquote von rund 70 Prozent bei den Sekundarschülern. Dies bremse das Infektionsgeschehen ab. Demnach seien in diesem Trimester nur Grundschulen von spezifischen Maßnahmen, die insbesondere beim Auftreten von Infektionsketten erlassen werden, betroffen.

Das Bildungsministerium nennt den Einsatz der Schnelltests an den Schulen als einen großen Unterschied gegenüber dem vorigen Jahr. Dies habe dazu geführt, dass Infektionsfälle bei den Schülern früher und auch in größerer Zahl erkannt werden können, und nennt ein Beispiel: „In Woche 45 gab es 118 Infektionen, die durch Schnelltests festgestellt wurden. Das sind rund 40 Prozent aller Fälle, die in dieser Woche auftraten.“ Laut Zahlen aus dem aktuellen „Santé“-Bericht vom Mittwoch gab es eine substanzielle Erhöhung der Infektionen gegenüber der Vorwoche in den Alterskategorien 0 bis 9 und 10 bis 19 Jahre. Diese zwei Kategorien decken die Schulbevölkerung grosso modo ab.

Wie die Infektionen ihren Lauf nehmen

Konkret heißt das, dass es in den Bildungseinrichtungen zahlreiche Infektionen gibt, von denen das Bildungsministerium aber nur einige an die Öffentlichkeit bringt. So verweist das Ministerium in diesem Bericht auf Infektionen und Cluster, die es im Verlauf der vergangenen Woche an drei Schulen gab: die Boudersbergschule in Düdelingen, das „Centre scolaire Raoul Follereau“ in Rambruch sowie die „Ecole Chemin Rouge“ in Beles. Über Letztere hatte das Tageblatt zuvor bereits berichtet. Doch es gibt weitere Infektionsfälle, die Claude Meisch der Öffentlichkeit vorenthält. Sind diese nicht wichtig genug? Oder zeigen diese Beispiele auf, dass vieles an den Schulen in Bezug auf die Pandemie schiefläuft? Das Tageblatt hat Informationen aus gut informierten Quellen gesammelt.

In Woche 45 gab es 118 Infektionen, die durch Schnelltests festgestellt wurden. Das sind rund 40 Prozent aller Fälle, die in dieser Woche auftraten.

Bildungsministerium

Im Zyklus 1, also der „Spillschoul“, im Heisdorfer „Centre Robert Krieps“ tauchte vergangene Woche ein Infektionsfall auf. In der „Spillschoul“ gelten einige Ausnahmeregeln gegenüber den anderen Zyklen. So gibt es hier keine Maskenpflicht im Unterricht und die Schnelltests bekommen die Kinder mit nach Hause, um sie dort mit ihren Eltern, natürlich freiwillig, durchführen zu können. Im Laufe der vergangenen Woche entlarvten die durchgeführten Tests vier weitere positive Schüler. Seit Dienstag vergangener Woche war diese Klasse wegen eines positiven Falls bereits in Isolierung gesetzt worden.

Da sind zwölf Kinder einem Risiko ausgesetzt worden, wohl wissend, dass im Zyklus 1 keine Maskenpflicht gilt. Das ist bedenklich.

Elternteil

Trotz dieses einen bis dahin bekannten positiven Falls und der bereits ausgesprochenen Isolierung sollen die anderen Kinder aus dieser Klasse weiterhin in der „Maison relais“ betreut worden sein. Dort sollen sie Kontakt zu anderen Kindern gehabt haben. Wurden die Kinder hier bewusst einem Infektionsrisiko ausgesetzt? Zur Erinnerung: Für Kinder der „Spillschoul“ gilt keine Maskenpflicht.

Für Ministerium ist Heisdorf kein Cluster

In einer anderen Klasse des Zyklus 1 in Heisdorf, deren Schüler mit jenen der Klasse mit den fünf Fällen in der „Maison relais“ gemischt wurden, kam es kurze Zeit später ebenfalls zu einem positiven Fall. Da die Lehrkraft von jener aus der anderen Klasse gewarnt worden war, bat diese die Eltern, einen zusätzlichen Schnelltest mit ihren Kindern zu Hause durchzuführen. Anhand dieser Tests konnte dieser Infektionsfall in der anderen Klasse aufgespürt werden. Da festgestellt wurde, dass die Isolierung in der „Maison relais“ nicht eingehalten worden war, wurde diese zweite Klasse unter Quarantäne gestellt. Eltern sagen gegenüber dem Tageblatt: „Da sind zwölf Kinder einem Risiko ausgesetzt worden, wohl wissend, dass im Zyklus 1 keine Maskenpflicht gilt. Das ist bedenklich.“ Seit Bekanntgabe des ersten Infektionsfalles in der ersten Klasse sollen die Kinder beider Klassen nicht mehr zum Freispielen gemischt worden sein.

Das Ministerium verfügt über keinerlei Informationen, was die Kommunikation mit den Eltern betrifft

Bildungsministerium

Auf Tageblatt-Nachfrage beim Bildungsministerium verweist dieses auf die „Cellule de coordination“, welche die Situation in Heisdorf nicht als Szenario 4 eingestuft hat. Demnach gelten die Infektionen dort nicht als eine Infektionskette. Nach eingehender Analyse der dortigen Situation habe sich ergeben, dass manche der Infektionen nicht miteinander in Verbindung gebracht werden können, sondern eher die hohen Inzidenzen in der Gemeinde und der Region widerspiegeln würden. Ob Kinder sich in der „Maison relais“, beim Freispiel in der Schule oder zu Hause angesteckt haben, darüber gibt das Ministerium keine klare Antwort. Nur so viel: „Das Ministerium verfügt über keinerlei Informationen, was die Kommunikation mit den Eltern betrifft.“

Ebenfalls in der Kritik stehen die fehlenden Desinfektionsspender an der Schule in Heisdorf. Seit geraumer Zeit konnten Eltern feststellen, dass ihre Kinder nicht mehr, wie am Anfang der Pandemie, mit roten Händen, bedingt durch die häufige Anwendung des Mittels, nach Hause kamen. Auch im Schultransport der „Spillschoul“ werden laut Aussage von Eltern keine Hände mehr desinfiziert. Ein allgemeiner Kritikpunkt ist nach wie vor die Abschaffung des „Médecin scolaire“ seit Beginn der Covid-Pandemie. Wieso diese nicht mehr eingesetzt werden, bleibt unklar.

Quarantänen gibt es in allen sechs Klassen

Im Zyklus 1 in Lorentzweiler kam es ebenfalls zu einigen Infektionen und Quarantänen. Die dortige Schule untersteht wie jene in Heisdorf (Gemeinde Steinsel) der Regionaldirektion in Mersch. Eine Anfrage des Tageblatt bei der Merscher Direktion blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Das Bildungsministerium schreibt dazu: „Was die Situation in Lorentzweiler betrifft, warten wir noch auf ein Feedback von Gesundheitsinspektion und ‚Cellule de coordination‘.“

In Lorentzweiler befinden sich laut Tageblatt-Informationen insgesamt sechs Klassen im Zyklus 1. Zwei Klassen davon wurden unter Quarantäne gestellt. Sämtliche Schüler dieser zwei Klassen müssen zu Hause bleiben. In den anderen vier Klassen dürfen nur jene Kinder noch in die Schule gehen, die zuvor in der „Maison relais“ nicht in Kontakt mit den positiv getesteten Schülern waren. Konkret bedeutet dies, dass in zwei Klassen jeweils zwei Kinder noch in die Schule dürfen und in den anderen beiden Klassen jeweils sieben und zwölf Schüler dies dürfen. Wie viele positive Fälle es insgesamt gab, ist nicht bekannt.

Wie bereits in Heisdorf stellt sich auch in Lorentzweiler die Frage, wieso die Kinder in den „Maisons relais“ weiter gemischt werden, wohl wissend, dass es in der „Spillschoul“ keine Maskenpflicht gibt. Werden die Kinder dadurch, insbesondere mitten in der vierten Welle mit rasant steigenden Infektionszahlen, nicht einem unnötigen Risiko ausgesetzt?

Georges
26. November 2021 - 17.14

Et ass ze hoffen, dass Kanner keng Sequellen no der Krankheet kréien. De Contraire wier ganz schlemm. Well et ass kloer, dass mer am Moment einfach hinhuelen, dass Kanner sech ennert eneen ustiechen. Mam Argument, dass si net vill krank ginn. Wann et sech eraustellt, dass dat net esou stemmt.. dann ass dat scho bal criminell wat mer maachen. Et ginn och Stëmmen, déi ze bedenke ginn. Zum Beispill: "Neuroimaging manifestations in children with SARS-CoV-2" (The Lancet, march 2021) Ech hoffen, dass den Unterrechtsministère wees wat e mecht. Ech hoffe wierklech.

Thomas
26. November 2021 - 12.55

Spillschoul, Grondschoul, Cycle 2 oder éischt Schouljoer… Sougur bei dem Numm hat Schoulgesetz NULL Effekt! :-) Dat ass wa Reforme vun uewen erof diktéiert ginn, vu Leit déi keng Ahnung vun der Praxis hunn.

Mamma
26. November 2021 - 8.40

Schoulgesetz 2012: fondamental = cycles 1-4. Donc C1 inclus ! Pas à part.

jung luc
26. November 2021 - 8.15

@ Jimbo De Meisch hat net dei richtech Kristallkurrell dobei.

Teacher
26. November 2021 - 7.42

T' Spillschoul ass och Grondschoul. Cycle 1.

Jimbo
26. November 2021 - 6.27

Zitat Meisch: “An der Schoul stëcht en sech net un!“