GehälterIndextranche: Haarscharf dran vorbei

Gehälter / Indextranche: Haarscharf dran vorbei
Die Bezieher von Gehältern und Renten werden wohl erst in einem Monat für erlittene Kaufkraftverluste entschädigt Foto: Christian Muller

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Die lang erwartete Indextranche ist heute nicht fällig geworden. Die statistische Marke, bei der sie ausgelöst wird, wurde haarscharf verpasst. Die Gehaltsempfänger müssen auf nächsten Monat hoffen.

Er ist eine Freude für alle Beschäftigten in Luxemburg: der Index. Mit einem Mal steigt ihr Einkommen, ohne dass gewerkschaftlich verhandelt wurde und ohne dass es eine offizielle Gehaltserhöhung gab. Dabei gilt es zu bemerken, dass es sich für den einzelnen Angestellten, auch wenn das Gehalt steigt, eigentlich nicht um eine Gehaltserhöhung handelt. Der Index ist ein Ersatz für den Kaufkraftverlust (durch die Inflation), den der Bezieher des Gehalts in der letzten Zeit erlebt hat.

Erst wenn die Preise um 2,5 Prozent gestiegen sind, zieht das System nach und die Gehälter werden automatisch angepasst. Falls die Inflationsrate hoch ist, können mehrere Tranchen innerhalb eines Jahres anfallen. Bei niedriger Inflation, wie derzeit, können Jahre zwischen den einzelnen Index-Tranchen liegen.

Diese 2,5-Prozent-Steigerung der Preise, gemessen ab der letzten Indextranche, wurde im Monat November 2019 nicht erreicht. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte das aber nächsten Monat der Fall sein. Ab dem 1. Januar 2020 dürften die Gehälter aller Angestellten in Luxemburg demnach um 2,5 Prozent steigen.  

Im Oktober war der Index von 872,8 auf 873,5 Punkte gestiegen. Die nächste Indextranche wird fällig, wenn der Wert von 873,94 Punkten erreicht wird. Im November lag er bei 873,93 Punkten. Die Inflationsrate hat im Vergleich zum Vormonat nur um 0,04 Prozent zugelegt, wie Statec am Mittwoch mitteilte.

Wichtig für den sozialen Frieden

Für die meisten Unternehmer ist der Index keine Freude. Oftmals wird kritisiert, dass solche automatische Gehaltserhöhungen die Preissteigerungen weiter antreiben und somit schädlich für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes seien. Auf Produktivität und Gewinne des einzelnen Unternehmens nimmt der Index keine Rücksicht.

Auf der anderen Seite ist der Index für viele Beschäftigte (und Rentner) die einzige „Gehaltserhöhung“, die sie im Laufe der Jahre erhalten. Diese automatische Anpassung der Einkommen an die Preisentwicklung ist somit ein überaus wichtiger Faktor für den sozialen Frieden im Land. Ein solches Instrument gibt es fast nur in Luxemburg.

Der erste Index wurde 1921 für Einkommen und Renten von Mitarbeitern der Eisenbahn eingeführt. In den folgenden Jahrzehnten wurde das System nach und nach ausgebaut und ist seit 1975 allgemein gültig.