Nach „The Waterfall“ (2015) und „The Waterfall II“ (2020) haben My Morning Jacket ihr neuntes Studioalbum schlicht „My Morning Jacket“ getauft. Es dauerte diesmal keine fünf Jahre, bedurfte aber eines mehrwöchigen Aufnahmeprozesses im 64 Soundstudio in Los Angeles.
Ein selbst betiteltes Album wird oft als Neustart oder Rückbesinnung interpretiert. Für Schlagzeuger Patrick Hallahan war die Situation wie folgt: „Jahrelang haben wir versucht, dieses Gefühl einzufangen, wie wir zu fünft ohne Fahrplan auf etwas losgehen. Jeder im Raum war bereit, die Songs auf natürliche Weise entstehen zu lassen, was meiner Meinung nach einige Entdeckungen zutage förderte.“
Wenn „My Morning Jacket“ seine Tore öffnet, kommt man nicht umhin, zu glauben, einer zutiefst entspannten, in sich ruhenden Band zu lauschen. Es stellt sich ein wohlig-warmes Gefühl ein – als würde einen die Band mit einem zunickenden Lächeln empfangen und erst mal fest umschließend, schützend in den Arm nehmen. Nach dem Motto: Vergesst den Irrsinn da draußen, kommt rein und genießt ganz entspannt und sorgenfrei die nächste Stunde. So ist der Tenor dieses Albums.
Das schleichend-verspielte „In Colour“ haben My Morning Jacket mit einem Frauenchor veredelt, um danach in „Least Expected“ das Tempo liebevoll zu forcieren, sodass der Hörer beschwingt mitwippen kann. „Never In The Real World“ entwickelt sich aus zartem, spartanischem Gitarrengeplänkel zu einem umwerfenden, bombastischen Kraftprotz an Song und gegen Ende des anfangs elektronisch anmutenden Tracks „Lucky To Be Alice“ feiert die Band ihren pompösen Pink-Floyd-Moment.
Frontmann Jim James hat all das produziert. Bevor er seine Band ins Studio rief, sagte er jedem, „er solle einfach das mitbringen, was ihm am besten gefällt, und sich nicht damit aufhalten, 80 verschiedene Verstärker oder 4.000 Pedale auszuprobieren, bevor wir einen Song aufnehmen. Ich wollte einfach, dass wir Spaß haben und nicht zu viel Wert darauf legen“. Das war eine ausgezeichnete Idee!
Die Songs des neuen Albums wie In Colour, Never In The Real World oder Lucky To Be Alice kann man sich bei YouTube anhören.
Bewertung: 8 von 10 Punkten
De Maart
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