WeltbienentagIn Luxemburg geht es den Bienen recht gut – und es gibt auch viel Honig

Weltbienentag / In Luxemburg geht es den Bienen recht gut – und es gibt auch viel Honig

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Drei Viertel aller pflanzlichen Nahrungsmittel werden von Insekten bestäubt. Keine Insekten – keine Früchte. Viele Bienenarten sind durch Pestizide und den Rückgang der Nahrungsvielfalt gefährdet. Oft bestimmen Steingärten und monotone Rasenflächen das Bild unserer Städte und manchmal selbst der Dörfer. Der seit 2018 bestehende Weltbienentag am 20. Mai soll uns an die Bedeutung der Bienen erinnern. Der Gattung der Honigbiene allerdings geht es in Luxemburg relativ gut.

2019 produzierten die Imker der luxemburgischen „Marque nationale“ rund 112 Tonnen Honig, was eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um satte 19 Prozent darstellt. Diese Zahlen lassen den Laien erst einmal staunen angesichts der zahlreichen Meldungen über weltweites Bienensterben.

Jean-Paul Beck, Präsident des „Lëtzebuerger Landesverband fir Beienzuucht“ mag das Wort Bienensterben nicht. Er spricht lieber von Insektensterben insgesamt. „In Luxemburg haben wir kein Problem mit der Hausbiene.“ Bienen sind in der Tat wie Haustiere zu betrachten. Man könne sie nicht sich selbst überlassen, alleine kämen sie nicht über die Runden. In Luxemburg werden sie von mehreren hundert Imkeren gehegt und gepflegt.

Die oben genannte Produktion stammt nur von den 150 Imkern, die für die „Marque nationale“ produzieren. Der Landesverband FUAL („Fédération des unions des apiculteurs du Grand-Duché de Luxembourg“) zählt um die 450 Mitglieder. Doch das sind noch lange nicht alle. So seien die Imker des Ourdaller Honigs z.B. nicht in der FUAL vertreten. In Luxemburg arbeiten drei professionelle Imker, rund zehn sogenannnte Nebenerwerbsimker, 90 Prozent der Mitglieder sind Hobbyimker.

Dem „Sympathieträger“ Hausbiene gehe es wieder gut in Luxemburg, sagt Beck. 2013 sei ein sehr schlechtes Jahr gewesen: Die Zahl der Bienenvölker war damals auf rund 3.000 geschrumpft und es gab nur 292 Imker. 2019 war die Zahl der Bienenvölker der „Marque nationale“ auf 4.218 gestiegen. 

Die Siituation der Honigbiene ist allerdings nicht mit der von Wildbienen zu vergleichen, weil die Hongbienen quasi als Nutztiere abhängig vom Imker sind. Solange es Imker gibt, wird es wohl Honigbienen geben. Für Bestäuber wie Wildbiene und Schmetterlinge sieht die Sache allerdings anders aus.

Luxemburger Luxusproblem

Die luxemburgische Imkerei scheint eher an einem Luxusproblem zu leiden, nämlich der steigenden Anzahl an Bienenstöcken: Jedes Jahr organisiert die FUAL Imkerkurse. „Wir werden von Teilnehmern überrannt“, sagt Beck, deshalb werde auch keine spezielle Werbung dafür gemacht. Obwohl nicht alle Kursteilnehmer  nachher die Imkerei ausüben, steigt doch seit Jahren die Anzahl der Bienenstöcke. Das führe in einigen Teilen des Landes zu einer fast zu hohen Dichte an Honigbienen. Die gute Entwicklung sei auch der Tatsache geschuldet, dass es einen hauptamtlichen Bienenberater gibt, der zu 80 Prozent vom Landwirtschaftsministerium und zu 20 Prozent von der FUAL bezahlt wird. Dieser ist auch für die meisten Kurse verantwortlich.

Doch bei aller guten Pflege haben die Imker – oder besser gesagt ihre Bienen – auch in Luxemburg seit Jahren mit einem Problem zu kämpfen: Die Varroamilbe befällt die Brut und zerstört sie. Es sei ein Problem, mit dem man halt leben müsse, sagt Beck. Im Juli werden die Bienenstöcke deshalb mit Ameisensäure behandelt. Dadurch fällt die Milbe aus dem Stock. Das Problem wird so jedoch allenfalls abgeschwächt, ausgerottet wird die Milbe dadurch nicht.

Imker können übrigens über das Agrargesetz finanzielle Unterstützung beantragen. Die Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsministerium sei auch generell gut, sagt Beck. Doch eine Forderung der Imker sei bis dato nicht erfüllt worden: ein Verbot von Unkrautbekämpfungsmitteln wie „Roundup“ für Privatleute.

Neben Pestiziden bereitet die schwindende Nahrungsvielfalt für Bienen den Imkern Sorgen. Wichtiger als viel Futter sei die Vielfältigkeit. „Wenn Sie jeden Tag Kohl essen würden, würde Ihnen das auch nicht schmecken.“ Das Gleiche gelte für Bienen und den massenweise angebauten Raps. Das Problem, eine vielfältige Nahrung zu finden, gilt allerdings für viele Insekten. Seit ein paar Jahren gibt es die Aktion „A voller Bléi“ des „Mouvement écologique“, durch welche die Menschen dazu ermutigt werden sollen, einheimische und vor allem insektenfreundliche Stauden in ihren Gärten oder auf ihren Balkonen zu pflanzen.

Nein zum „Schottergaart“!

Ein Dorn im Auge sind den Imkern und anderen Naturfreunden die zahlreichen modischen Steingärten. „Von blühenden Landschaften kann bei uns keine Rede sein“, empört sich Jean-Paul Beck. Nicht von ungefähr hat das „Mouvement écologique“ am 19. Mai die Kampagne „Nee zum Schottergaart!“ gestartet, eine Mitmachaktion, bei der die Bürger aufgefordert werden, auf Steingärten zugunsten von Blumengärten zu verzichten.

Durch die Steine finden Bienen, Schmetterlinge und Vögel nicht nur keine Nahrung, schreibt die Umweltbewegung, auch wird durch die Steine das Umfeld erhitzt und Regenwasser versickert nur begrenzt. Interessierte können sich auch an der Aktion beteiligen, indem sie Fotos sowohl von Schottergärten als auch von naturnahen Gärten mit Angabe der Ortschaft an meco@oeko.lu schicken. Diese werden anonym und ohne Adressenangabe auf der Website www.naturelo.meco.lu veröffentlicht, wo Sie auch weitere Details zu der Aktion finden.

Die Hausbienen bedürfen der Fürsorge eines Imkers
Die Hausbienen bedürfen der Fürsorge eines Imkers Foto: Tessy Closter

Encoche: Bienen in der Stadt 

In den Städten fänden die Bienen mittlerweile ein breiter gefächertes Nahrungsangebot als auf dem Land, sagt Jean-Paul Beck, Präsident des Bienzüchtervervands. Die Gemeinde Luxemburg bewirtschaftet um die 35 Bienenstöcke (zehn im Pétrusse-Tal, zehn im Park Tony Neuman, acht auf dem Eecherfeld und sieben auf Kockelscheuer).
Tessy Closter, Imkerin und Verantwortliche der Bienenstöcke im „Haus vun der Natur“ auf Kockelscheuer, erzählt, dass der Frühlingshonig für dieses Jahr bereits geschleudert ist. Auf Kockelscheuer habe es rund 100 Kilogramm gegeben, im Park Neuman um die 250, um die 200 im Pétrusse-Tal, und 20 Kilogramm auf dem Eecherfeld. Frühlingshonig unterscheidet sich vom Sommerhonig durch seine helle, fast weiße Farbe, der vom Sommer ist gelb-bräunlich. Braunen Waldhonig gebe es in Luxemburg relativ wenig. Den im Auftrag der Stadt produzierten Honig erhalten größtenteils die „Maisons relais“. Einen Teil bietet die Gemeinde als Geschenk zu Kommunikationszwecken an. Schulkinder, die das Haus der Natur besuchen, erhalten dort in der Regel auch ein Glas Honig. Der Honig, der auf dem Gebiet der Stadt Luxemburg produziert wird, ist ausschließlich Bio-Honig.
Im Prinzip ist es jeder Privatperson erlaubt, Bienenstöcke aufzustellen, sofern sie sich an die Vorschriften hält: mindestens zehn Meter Abstand zu den Nachbarn, und das Ausflugsloch darf nicht in Richtung eines Nachbarn zeigen.

Honig-Tipp
Honig ist in der Regel nicht flüssig, außer er wird erhitzt, was in Luxemburg für den Honig der „Marque nationale“ nicht erlaubt ist, erklärt Closter. Will man harten Honig streichzart machen, kann man ihn im Wasserbad erwärmen, aber nicht über 40 Grad, sonst werden wichtige Inhaltsstoffe zerstört.

Lucilinburhuc
20. Mai 2020 - 17.18

Schottergarten und ein SUV auf der Einfahrt. So sieht Luxemburg's Landschaft mittlerweile aus. Vielleicht hilft da ein neues Steurergesetz?

Miette
19. Mai 2020 - 22.42

Seit meiner Kindheit, Honig gehört zum täglichen Leben. Geht es unseren Bienen gut, geht es uns gut! Ich ziehe meinen Hut vor unseren Imkern, viel Arbeit und Einsatz; wenig Lohn und Dank.