Geld sparenIn Corona-Zeiten noch schwieriger – wer mehr Rendite sucht, muss mehr Risiko akzeptieren

Geld sparen / In Corona-Zeiten noch schwieriger – wer mehr Rendite sucht, muss mehr Risiko akzeptieren
Die Möglichkeiten, Geld ohne Spekulationsrisiko anzulegen, schrumpfen. Das Geld von Sparern wird für Finanzinstitute immer mehr zur Belastung.  Foto: Bloomberg/Chris Ratcliffe

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Zwar kann in Krisenzeiten viel Geld verdient werden, doch das geht nicht, ohne Risiken einzugehen. Die Corona-Krise macht es Menschen, die einfach nur Geld für die Zukunft zur Seite legen wollen, noch schwerer, als es bisher schon war.

Die alte Weisheit, Geld auf ein Sparbuch zu legen und es für sich arbeiten zu lassen, ist nur noch eine leere Floskel. Eine Erinnerung aus der Vergangenheit. Der letzte Monat als Luxemburger Banken ihren Kunden im Schnitt einen Zinssatz von mehr als einem Prozent angeboten hatten, war vor über zehn Jahren, im Febuar 2009. Im Monat Dezember 2020 ist der durchschnittliche Zinssatz hierzulande nun erstmals in den negativen Bereich gerutscht. Im Oktober 2008 lag der durchschnittliche Zinssatz, den die Banken ihren Kunden boten, noch bei über vier Prozent.

Hintergrund dieser Entwicklung ist die Politik der europäischen Zentralbank. Die Notenbanker wollen Bürger und Unternehmen dazu zwingen, ihr Vermögen auszugeben. Damit würde der Konsum angekurbelt und das Wirtschaftswachstum würde zulegen, so ihre Überlegung. Das wiederum soll dabei helfen, die hohe Verschuldungsquote einiger Staaten durch das Wirtschaftswachstum zu reduzieren, hofften sie. Für die Bürger der Eurozone, die Geld für ein Zukunftsprojekt sammeln wollten, war eine schwere Zeit angebrochen.

Als Mittel um das Horten von Geld weniger attraktiv zu machen, senkte Europas Zentralbank den Leitzins und führte einen Strafzins ein, den Banken bezahlen müssen, wenn sie bei Europas Zentralbank Geld parken. Diese Politik erhöht die Kosten der Banken. Bei den Finanzinstituten entstand das Bedürfnis, diese zusätzlichen Kosten an die Kunden weiterzugeben. Eine ganze Branche hat damit zu kämpfen. Beispielsweise wurde der „Service CGFP de placement“ nach 45 erfolgreichen Jahren zum Aufgeben gezwungen

Sparzinsen in negativen Bereich gerutscht

Im Gegensatz zu Firmen und „Nicht-Finanzgesellschaften“, die im Schnitt bereits seit August 2015 Strafzinsen auf Spareinlagen zahlen müssen, blieben die meisten Privatleute bisher davon verschont. Erst mit der Corona-Krise ist der durchschnittlich angebotene Zinssatz nun erstmals in den negativen Bereich gerutscht. Laut den neuesten Zahlen der Zentralbank mussten Haushalte auf Gelder, die sie im Dezember 2020 neu anlegten („dépôts à terme“ von bis zu einem Jahr), im Durchschnitt 0,22 Prozent Zinsen zahlen. Im Vormonat November erhielten Sparer im Schnitt noch 0,02 Prozent Zinsen. Vor zwölf Monaten waren es 0,26 Prozent.

Die Dezember-Zahlen bedeuten nicht, dass nun jeder Kunde auf Spareinlagen Negativzinsen zahlen muss. Es handelt sich um einen von der Zentralbank errechneten Durchschnittswert bei neu angelegten Geldern. Bereits angelegte Gelder wurden im Dezember im Schnitt weiter mit 0,03 Prozent Zinsen entlohnt. Strafzinsen fordern die meisten Banken zudem bisher nur von wohlhabenderen Kunden. Zumeist handelt es sich hierzulande um 0,5 Prozent bei Summen von über einer halben Million Euro.

Doch alle Spareinlagen verlieren nach und nach an Wert. Nicht nur durch negative Zinsen. Auch die jährliche Geldentwertungsrate schrumpft die Kaufkraft der gesparten Summe. Die Inflationsrate für 2021 schätzt Statec derzeit auf 1,7 Prozent.

Entwicklung des durchschnittlich angebotenen Zinssatzes in Luxemburg
Entwicklung des durchschnittlich angebotenen Zinssatzes in Luxemburg Quelle: BCL

Die Zeit der niedrigen Zinsen hat derweil kaum ein Land genutzt, um Schulden abzubauen. Ende 2019 hat kein einziges EU-Land weniger Schulden als vor zehn Jahren. Mit der Corona-Krise und der sprunghaft ansteigenden Verschuldung der Staaten ist eine Normalisierung der Situation in weite Ferne gerutscht. Wieder gilt es, die eingebrochene Konjunktur zu stützen und die Zinsen der hoch verschuldeten Staaten niedrig zu halten.

Von traditionellen Spar-Zinsen dürfen Verbraucher in absehbarer Zukunft wohl nur träumen. Am Ende des Jahres steht bei vielen somit automatisch weiter weniger Geld auf dem Sparkonto als am Jahresanfang. Alternativen gibt es zwar viele, doch diese sind meist mit deutlich mehr Risiko behaftet. Wer sich auskennt, Mut hat, und mit möglichen Verlusten leben kann, kann einen Teil seines Kapitals in Aktien, Anleihen, Edelmetalle oder in Kunst, Wein und Kryptowährungen anlegen.

Günstige Kreditzinsen

Wer sich weniger gut auskennt, aber trotzdem auf der Suche nach einer Rendite ist, der kann in Investmentfonds (eine Luxemburger Spezialität) investieren. Hier wird das Risiko breiter gestreut, aber es verschwindet nicht ganz. Experten suchen die verschiedenen Positionen für das Portfolio aus. Sie erhalten für ihre geleistete Arbeit eine Kommission. Daneben gibt es auch sogenannte ETF (Exchange-Traded Funds). Das sind börsengehandelte Investmentfonds, die zumeist passiv einen Markt, einen Index abdecken. Da dies weniger Arbeit erfordert, sind die Kosten geringer. Die Erfolgschancen sind jedoch auch nicht höher als die des Marktes.

Wer größere Summen zum Investieren hat, für den gibt es den Immobilienmarkt. Wenn die Vergangenheit ein guter Ratgeber ist, dann verspricht diese Investitionsform nachhaltige Wertsteigerungen. Allein in den ersten neun Monaten 2020 legte der Wert von Immobilien um über zehn Prozent zu. 

Jimbo
22. März 2021 - 10.49

Ween vill schafft, verdingt vill Geld! Ouni Risiko. All dei aner sin verantwortlech vir de Misere an der Welt!!

Observer
19. März 2021 - 18.25

Kauft Aktien und Bitcoins bis die Blasen platzen.Danach kommt ihr wieder auf den Boden der Realität zurück.Oder auch nicht.

Till Eule vor dem Spiegel
19. März 2021 - 17.04

In diesen Corona Zeiten gibt es nur ein Risiko, die Rendite der verantwortlichen Politik, da kündigt sich ein Crash an.