Dienstag2. Dezember 2025

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Johann Strauss zum EiergerichtIm Buch „Oui, Chef!“ empfehlen Luxemburger Philharmoniker Musik zum Kochen

Johann Strauss zum Eiergericht / Im Buch „Oui, Chef!“ empfehlen Luxemburger Philharmoniker Musik zum Kochen
Ein Kochbuch der besonderen Art: „Oui, Chef!“ kombiniert Rezepte mit Musik- und Restauranttipps  Copyright: Philharmonie

„Oui, Chef!“ vereint Meisterköche und Mitglieder der Luxemburger Philharmoniker zwischen zwei Buchdeckeln. Wie und ob das gelingt, erfahren Sie in dieser Kurzkritik.

„Oui, Chef!“, ein weiteres Kochbuch vor Weihnachten. Diesmal nicht von Léa Linster, die trotzdem mitwirken darf, auch nicht von Anne’s Kitchen oder Ketty Thull. Nein, es sind Mitglieder der Luxemburger Philharmoniker, die überraschenderweise in die kulinarische Welt eindringen. Frei nach Rossini, dem ewigen Feinschmecker unter den Tonkünstlern: „Der volle Magen ist die Triangel des Vergnügens oder die Kesselpauke der Freude. Essen, Lieben, Singen, Verdauen sind die vier Akte der Komischen Oper, die Leben heißt.“

Meisterköche und Musiktipps

Letztendlich aber sind es nicht die „Lëtzebuerger Philharmoniker“, die kochen, wie der Untertitel des Buches verspricht, sondern rund 20 Luxemburger Meisterköche, die ihre Rezepte verraten, und, ganz nebenbei, ihre jeweiligen Restaurants empfehlen. Die Rolle der Musiker dagegen bleibt bescheiden: Sie empfehlen dem ausgewählten Gastronomen ein Gericht aus ihrer Biografie, übernehmen sporadisch Handlangerdienste und schlagen, so die weiteren Spielregeln, eine Hintergrundmusik zum Menü vor, eine sogenannte „Dinner-Musik“. Während der frühere Chef-Dirigent Gustavo Gimeno sich zur musikalischen Berieselung seiner Spaghetti „Cacio e Pepe“ „alle Opern von Giacomo Puccini“ vorstellen kann, gibt sich der Luxemburger Hornist Leo Halsdorf bescheidener: Zur bodenständigen Linsensuppe wünscht er sich heimatliche Hornmusik: „Sur la Montagne“ von Laurent Menager. Einfach nur Stille empfiehlt niemand.

Johann Strauss zum Eiergericht

Die im Vorwort des Buches angekündigten passionierten Gespräche „zwischen Bühne und Herd“ beschränken sich zumeist auf einige wenige Sätze, wobei der Buchautor mit Stichworten gelegentlich den „Dialog“ befeuert. Oft genug aber stehen die Anekdoten von Koch und Philharmoniker wie Fremdkörper nebeneinander. An so mancher Stelle irritiert der verkrampfte Versuch, das Musikalische unbedingt mit dem Kulinarischen zu vermengen. So wird der „Frühlingsstimmen-Walzer“ von Johann Strauss als „ein leichtes Stück“ beschrieben, „das Freude bereitet und von der Jahreszeit (wegen Ostern) zum Thema Eier passt.“ Und auch zu der vom Vorstandsvorsitzenden der Philharmonie, Pierre Ahlborn, gewünschten Dinner-Musik „Bach Stage“ (Bachs Klavierkonzerte) liest man eher Befremdliches: „Durch seine Bearbeitungen bewahrt Francesco Tristano Bachs Musik vor Entfremdung und verleiht ihr – wie Lucas Comte dem Lammrücken – Modernität, Originalität und Frische.“ Schlussendlich wird das mystische Adagio aus Schuberts Streichquintett in C-Dur, ein resignierender Abschiedsgesang, wundersam mit einem Zanderfilet in Verbindung gebracht: „Diese Musik ist einfach, rein und schön, und passt somit gut zu dem, was Thomas (Murer) mit diesem Gericht gemacht hat.“

Höhepunkt sind die Fotos

Mit seinen Fotografien rückt Eric Engel die vielfältigen Küchenkompositionen in ein kunstvolles Licht und verleiht, mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Bildern, den Begegnungen an der Kochplatte eine erfrischende Note.

Während Kochfreunde zwischen Cocktail und „Crème brûlée“ mit Sicherheit die eine oder andere Inspiration finden werden, erschließt sich die vom Autor angestrebte Verbindung zwischen Kulinarik und Partitur dem musikalisch interessierten Leser nicht wirklich. So behält Franz Grillpanzer recht, wieder einmal: „Beschriebene Musik ist halt wie ein erzähltes Mittagessen.“

Info

„Oui, Chef! Die Lëtzebuerger Philharmoniker kochen“. Text: Lux Boentges. Fotografien: Eric Engel. 208 Seiten. Editions Schortgen. Preis: 44 €. (Das Buch ist ebenfalls in einer französischen Ausgabe erhältlich).