„Urban Talks“Ideen für die Stadt: In Esch hält der Bus mit den Leuten, die das interessiert

„Urban Talks“ / Ideen für die Stadt: In Esch hält der Bus mit den Leuten, die das interessiert
Die ersten „Urban Talks“ fanden am Wochenende statt und stellten sich als Erfolg heraus: Sowohl für die Künstler als auch für die Escher.  Foto: Editpress/Claude Lenert

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Wer am Samstag durch die Alzettestraße in Esch schlenderte, kam nur sehr schwer an einem gelben, aus amerikanischen Filmen bekannten Schulbus vorbei. Wer sich hineintraute, der wurde Teil des Projekts der „Urban Talks“, dessen Hauptidee es ist, Künstler und Bürger miteinander ins Gespräch zu bringen. So sollen die Bedürfnisse und Ideen der Escher mit in die künstlerischen Installationen im Rahmen der bereits 7. „Kufa’s Urban Art Esch“ einfließen.

Erstmals initiiert 2014, entwickelt sich das „Urban Art Esch“ der Kulturfabrik stetig weiter und wurde zu einem festen Bestandteil der Escher Kultur. Ziel war und ist es auch weiterhin, das Urbane mit dem Künstlerischen in eine ungeahnte Symbiose zu bringen. Neben dieser Doppelachse spielt auch die pädagogische Bildung für die Kufa eine wichtige Rolle und stellt einen zentralen Mehrwert des Festivals dar. 2019 entstand so etwa das Projekt „Eschonaute – le guide du petit explorateur eschois“, bei dem vier Klassen aus der Brill-Schule teilnahmen und die Schüler ihr ganz eigenes Esch neu entdecken und zeigen konnten.

In Zusammenarbeit mit der Illustratorin Claudine Furlano entstanden so eine Vielzahl an Bebilderungen und Texten seitens der Schüler, die späterhin in Form eines Buches veröffentlicht wurden. Für die diesjährige 7. Edition hat auch die Gemeinde Esch ein klares Statement zur Relevanz des Projektes abgegeben, indem Schöffe Pim Knaff (DP) nicht nur darauf verwies, dass das „Urban Art Esch“ nunmehr mit 250 000 Euro subventioniert wird (2019 waren es nur 75.000 Euro), sondern neben der Verzierung von Häuserwänden und Mauern auch Konferenzen, Führungen und eine bessere Internetpräsenz auf der Agenda stehen (Das Tageblatt berichtete am 2.2.).

Ein Bus voller Ideen

Ein volles Programm demnach, das mit den ersten „Urban Talks“ am vergangenen Wochenende seinen Startschuss hatte: Künstler unterschiedlicher Genres und Richtungen wurden eingeladen. Sie nahmen im gelben Schulbus Platz und mussten nicht lange auf die ersten Interessierten warten, die ihre Eindrücke, Geschichten und Emotionen mit allen Anwesenden teilten. Es wurde bereits nach den ersten beiden „Urban Talks“ viel notiert und den Künstlern wurde eine Menge Input mitgegeben.


Das Tageblatt unterhielt sich mit der Designerin Julie Conrad, ebenfalls künstlerisches Mitglied des Projekts, über die Idee der partizipativen Kunst und ihr Projekt.

Tageblatt: Wie haben Sie zu Beginn auf die Idee reagiert, in einem Bus mit den Bürgern der Stadt
über die urbane Kunst in Esch zu sprechen?

Julie Conrad: Mir wurde erst das gesamte Dossier zugeschickt. Da standen die „Urban Talks“ quasi
als Kondition mit drin. Ich persönlich finde es sehr cool, mit den Einwohnern über ein Projekt zu sprechen, das in ihrer Stadt entstehen soll. Sie liefern einem Informationen, die bei der Umsetzung helfen können. Zudem hat die Kufa die „Urban Talks“ mit dem gelben Schulbus sehr gut organisiert.

Welches Fazit ziehen Sie nach dem Austausch?

Es war eine großartige Erfahrung. Es waren dauernd Leute im Bus und der Austausch hat sich für alle Seiten gelohnt. Dadurch, dass die Escher dazu eingeladen wurden, an diesem großen Projekt teilzunehmen, wird ihnen die diesjährige Ausgabe der „Urban Art“ viel bewusster. Sie erkennen das Projekt noch stärker an. Für mich persönlich sind solche Begegnungen wichtig, da ich gerne Infos sammele und die Konfrontation mag, bevor ich dann alles sacken lasse und daraus etwas entstehen lasse. Für mich war es nicht das erste Mal, dass ich an einem solchen „Urban Talk“ teilgenommen habe. Dadurch habe ich ein Gespür für die verschiedenen Wünsche und Bedürfnisse unterschiedlicher Städtebewohner entwickelt. Es gab beispielsweise einige, die gesagt haben, dass sie gerne nach Esch kommen, da sich hier Dinge bewegen, immer etwas los ist, die Wände schön verziert werden und dies an anderen Orten nicht der Fall ist.

Wie haben, Ihrer Meinung nach, die anderen Künstler die Umsetzung dieser „Urban Talks“ empfunden?

Jeder in meiner Gruppe hat diese Art des Austausches sehr gemocht. Die Konfrontation, zudem gemeinsame Nenner zu finden und gleichzeitig offen für alles zu sein und sich auf Dinge einzulassen, das ist interessant. Da wir auch als „Künstlerkollektiv“ gemeinsam mit den Leuten gesprochen haben, entstanden sehr interessante Gespräche, die für jeden Künstler und dessen Projekt anders wirken.

Können Sie uns schon etwas über Ihr Projekt verraten?

Ich werde eine Fahrradstation auf dem Brillplatz gestalten. Obwohl ich den Ort gut kenne, will ich anders herangehen. Ich nehme Esch hier als eine Art Spielwiese wahr, auf der ich meine Komfortzone verlassen muss. Ich habe während der Gespräche versucht zu verstehen, was der Brillplatz für die Einwohner bedeutet und was sie sich wünschen. Ich habe sie konkret gefragt, ob sie etwas Diskretes bevorzugen oder doch etwas Künstlerisches, das auch das Stadtbild zu verändern vermag. Die meisten verwiesen klar auf eine gewisse Funktionalität, einen Nutzen, jedoch auch darauf, dass die Installationen, die sich in der Alzettestraße oder dem Brillplatz befinden sollen, auch schön sein und zum Verweilen einladen sollen. Sie sollen Passanten dazu anregen, auch mal stehen zu bleiben. Ich finde es sehr gut, dass der Bereich des Designs Teil dieses „Urban Art Festivals“ geworden ist, das zeigt die stetige Entwicklung über die letzten sieben Ausgaben. Es ist ein Experiment, auf das ich mich sehr freue, mit all den Wünschen und Eindrücken der Bewohner im Gepäck.

Kommende „Urban Talks“

Auch am kommenden Wochenende sind alle Interessierten dazu eingeladen, sich bei der „Aérodrom-Schoul“ ab 9.00 Uhr mit den Künstlern David Soner (LU) und Carla Marques (LU) oder ab 14.00 Uhr auf dem Parkplatz Ecke rue d’Audun und boulevard Kennedy mit dem Künstler Steve Gerges (LU) auszutauschen und Teil eines modernen urbanen Eschs zu werden.

Den Taxéierten
12. Februar 2020 - 7.31

Muss een seng Iddien a Virschléi dann do och op englesch virbréngen....?

Zuzi
11. Februar 2020 - 15.08

Wenn die Leute die das interessiert schon alle im Bus sitzen, wieso hält er dann?