„Ich habe keine Parteikarte“ – Nancy Braun über ihren neuen Job als 100,7-Übergangsdirektorin

„Ich habe keine Parteikarte“ – Nancy Braun über ihren neuen Job als 100,7-Übergangsdirektorin

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Nancy Braun wird Präsidentin der Übergangsdirektion des Radiosenders 100,7. Das geht aus einer Mitteilung des Senders hervor. Die ehemalige DP-Generalkoordinatorin übernimmt die Leitung der 100,7-Direktion kommissarisch, bis ein neuer fester Direktor gefunden wird. Im September hatte Brauns Vorgänger Jean-Paul Hoffmann seinen Rücktritt erklärt. Er übernimmt am 15. Dezember die Stelle als Kommunikationschef an der Universität Luxemburg. Ab dann ist Braun bei 100,7 am Zug. „Uns ist wichtig, ab dann ein Back-up für das Team zu haben“, sagt Braun gegenüber dem Tageblatt. „Wir stehen zur Verfügung und helfen, damit das Geschäft weiterlaufen kann, bis ein neuer Direktor gefunden ist.“

Laut Braun fiel die Wahl auf sie, weil sie die Dienstälteste im Verwaltungsrat von 100,7 ist. Gemeinsam mit Michèle Vallenthini – Pressesprecherin des Industrieverbands Fedil – will Braun lediglich sicherstellen, dass das Radio-Geschäft weiter laufen kann. „Es handelt sich um reine Verwaltung – es wird nichts Weltbewegendes passieren“, sagt sie. Die Übergangsphase soll laut Braun so kurz wie möglich gehalten werden. Der neue Direktor soll danach die Möglichkeit bekommen, „das Radio weiterzuentwickeln und weiterzubringen“. Ein Kandidat sei derzeit aber noch nicht in Sicht.

Doppelbelastung Kulturhauptstadt/Radiosender

Erst im September war Braun zur neuen Generaldirektorin des Projektes der Europäischen Kulturhauptstadt Esch 2022 ernannt worden. Die Doppelbelastung hält sie jedoch für unproblematisch. „Kein Projekt wird unter dem anderen leiden“, sagt sie. „Ich muss schauen, wie es mit dem Timing wird – aber ich glaube, dass es funktionieren kann.“

Auch ihre Tätigkeit als Generalkoordinatorin bei der DP stellt für Braun kein Hindernis dar. „Ich fand es immer wichtig zu betonen, dass ich der DP nicht nahestehe“, sagt sie. „Ich habe keine Parteikarte.“ Im Verwaltungsrat sitzt mit Laurent Loschetter bereits ein Vertrauter von Premierminister Xavier Bettel (DP). Die Europäische Rundfunkunion (EBU) kritisierte im Oktober, dass allein die Luxemburger Regierung Verwaltungsratsmitglieder und Finanzierung des Radiosenders bestimmen könne. Das bedeute eine „automatische politische Abhängigkeit“, befürchtete die EBU.

„Ich glaube nicht, dass das bedeutet, dass eine DP da die Hand drauf hat“, entgegnet Nancy Braun. „Ich bin die Person, die eine Funktion nie mit einer parteilichen Verpflichtung verbunden hat.“

Braun war bereits beigeordnete Generaldirektorin während des Kulturjahres 2007. Danach wurde sie Präsidentin des Aufsichtsrats der „Carré Rotondes asbl.“. Nachdem sie in der Anwaltskammer als „Directrice administrative et financière“ tätig war, übernahm sie die Generalkoordination bei der DP. Braun war bereits vorher Mitglied des Verwaltungsrats von Radio 100,7 und nicht zuletzt auch der sogenannten Ad-hoc-Gruppe, die bei der Vorbereitung von Esch als Europäische Kulturhauptstadt 2022 beratend fungieren soll.

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