Hopfen und Malz fast verloren – Ein geschichtlicher Rückblick auf die Brauerei Diekirch

Hopfen und Malz fast verloren – Ein geschichtlicher Rückblick auf die Brauerei Diekirch

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Dass sich die Einwohner Diekirchs (und nicht nur sie) im Januar 2010 mit einer groß angelegten Protestaktion gegen eine definitive Schließung „ihrer“ Brauerei wehrten, kommt nicht von ungefähr. Das Diekircher Bier trägt nicht umsonst den Namen des einstigen Kantonalhauptortes, war das Unternehmen doch über Jahrhunderte mit Diekirch verwurzelt. Heute wird die neue, kleinere Brauanlage offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Wir blättern in den Archiven. 

Von Roger Infalt

Wir müssen zurück ins Jahr 1724, um an den Grundstein der Diekircher Brauerei zu gelangen. Damals eröffnete der Landwirt Frantz Drüssel-Knell die Mälzerei gleichen Namens in Diekirch. Zwölf Jahre später wurde Jacques Drüssel-Braun die Genehmigung erteilt, entlang der Diekircher Esplanade eine Brauerei zu errichten. Nach 17 Jahren schwerster Arbeit gab er die Zügel in die Hände seiner Söhne Jacques und Jean-Pierre, die 1855 die Genehmigung für das Anlegen von unterirdischen Eiskellern im Stadtviertel Bamerthal, unweit der Brauerei, erhielten.

Diese baute in den Folgejahren ihre Kundschaft unaufhaltsam aus, doch in der Familie Drüssel meldeten plötzlich die Erben der verstorbenen Eheleute Drüssel-Braun Ansprüche an, was zu einem jahrelangen Streit vor Gericht führte. Das hatte u.a. zur Folge, dass die Brauerei am 22. Oktober 1860 versteigert wurde. Sie trug anschließend den Namen „Brasserie Marguerite Drüssel-Glesener“.

Gebrautes Malz und ausgepresste Hefe

1862 übernahmen Jean-Pierre Drüssel und Jean-Pierre Glesener die Geschicke. In der Zeitschrift Der Wächter der Sauer vom 1. Februar 1866 findet man folgende Anzeige: „Mittwochs und samstags – Gebrautes Malz – hottenweise à 0,75 Centimes; Beständig ausgepresste Hefe à 0,60 Centimes per Pfund zu haben bei Guill. Glesener, Bierbrauer in Diekirch.“

Auf www.industrie.lu ist dann unter dem Datum des 10. April 1869 Folgendes zu lesen: „Johann Peter Glesener, Bierbrauer, Gründungsaktionär der Zuckerfabrik ‚Fortschritt‘ in Diekirch. Der Zweck der Gesellschaft ist die Fabrikation von Zucker aus Runkelrüben. Das Grundkapital zur Herstellung und Betriebseinrichtung der Anlage wird auf die Summe von sechs hundert tausend Franken festgesetzt und durch drei hundert Stück Aktien, jede zu 2.000 Franken aufgebracht; auch können halbe Aktien von 1.000 Franken verabreicht werden. Jeder Aktionär kann alljährlich für jede Aktie eine Fläche von einem Hektar mit Runkelrüben anbauen oder anbauen lassen und den Ertrag an die Fabrik abliefern.“ Diese Zuckerfabrik sollte später Bestandteil der Diekircher Brauerei werden.

Aktienbrauerei Diekirch und weitere Namensänderungen

Am 26. Juni 1871 wird die Brauerei Drüssel-Glesener aufgekauft und anschließend unter dem Namen Aktienbrauerei Diekirch geführt. Zwölf Jahre später entstehen ein neues Sudhaus und eine neue Mälzerei in Bamerthal. Die 1880 gegründete „Union industrielle des deux Luxembourg“ mit Sitz in Brüssel übernimmt 1881 die Installationen der Aktienbrauerei Diekirch. Drei Jahre später erwirbt die Gesellschaft eine Wasserquelle in Diekirch, die den Wasserbedarf für das Bierbrauen teilweise abdeckt.

Dann geht alles Schlag auf Schlag. Am 31. August 1885 wird die „Société royale grand-ducale de la Brasserie de Diekirch – Emile Speller et compagnie“ gegründet. Nur neun Monate später wird diese Gesellschaft aber schon wieder in Paris aufgelöst. Es folgt die „Société anonyme française de la Brasserie de Diekirch“. Der Sitz dieser Gesellschaft ist nach wie vor in Paris. Doch auch sie sollte nur drei Jahre Bestand haben. Sie meldet 1889 Konkurs an, ebenso wie die „Union industrielle des deux Luxembourg“.

1893 erste Brauereiübernahme

Ein Jahr später wird die „Brasserei de Diekirch, Société anonyme hollandaise“ gegründet. Die Hauptaktionäre sind Louis Godchaux, Michel Cahen und Robert Pornitz aus Brüssel. 1983 ersteht die Gesellschaft zudem die Brauerei Steichen aus Fels und 1905 wird die Trommelmälzerei Constant Drüssel in der avenue de la Gare 55 in Diekirch ersteigert.

Wir machen einen Sprung ins Jahr 1930, als nach den Plänen der Frankfurter Architekten Karrer&Liepe und des luxemburgischen Unternehmers Jacques Schrader die neue Brauerei neben dem Diekircher Bahnhof gebaut wird. 1959 wird die Banque internationale à Luxembourg (BIL) Hauptaktionär.

Größte Flaschenabfüllanlage im Benelux-Raum

In dem Jahr beteiligt man sich auch an der Gründung der Gesellschaft Canada Dry Luxembourg. 1962 setzt die Brauerei Diekirch zum ersten Mal über 126.000 Hektoliter Bier ab, acht Jahre später sind es bereits 190.000 Hektoliter. Dazu kommen 1.250 Hektoliter Apfelsaft „Jupur“. 1970 wird die größte Flaschenfüllanlage im gesamten Benelux-Raum in Betrieb genommen – eine Investition von 26 Millionen Luxemburger Franken. Die Anlage konnte pro Stunde 46.000 Flaschen zu je 0,33 Liter einfüllen.

2000 wechselt der Name der Gesellschaft mit der Gründung der Brasserie de Luxembourg Mousel-Diekirch ein weiteres Mal. Ein Jahr später wird die Produktion der Mousel-Biere nach Diekirch verlagert. Das Kapital der Gesellschaft, die zu dem Zeitpunkt 148 Mitarbeiter zählt, liegt bei 5 Millionen Euro.

Große Protestaktion am 11. Januar 2010

In der Zwischenzeit passierte etwas, von dem lange gesprochen wurde, was jedoch die meisten damals weit von sich drückten. Die internationale Brauereigesellschaft Interbrew hatte die Brasserie de Luxembourg aufgekauft. Durch die Fusion der Interbrew und der Companhia de Bebidas das Américas (AmBev) entsteht 2004 InBev. Vier Jahre später übernimmt InBev das Unternehmen Anheuser-Busch. Die Gesellschaft heißt ab dann ABInBev.

Nachdem ABInBev 2009 stolz einen Gewinn über 5 Millionen Euro in Luxemburg verkündet hat, kommt nur wenige Monate später die Hiobsbotschaft von der geplanten Schließung der Diekircher Brauerei. Damals hieß es, die Produktion der Diekirch-Biere werde nach Jupille bei Lüttich oder nach Louvain verlegt.

Das war am 7. Januar 2010. Diese niederschmetternde Nachricht ruft viele Bürger auf den Plan. Am 11. Januar 2010 wird eine groß angelegte Protestaktion in den Straßen der Distriktshauptstadt organisiert. Unter den Demonstranten befinden sich auch viele Gewerkschaftler und Politiker.

Bofferding will Diekircher

Die Brauerei Bofferding aus Bascharage meldet einige Tage später Interesse an einer Übernahme der Diekircher Brauerei an. Im März gleichen Jahres lässt folgende Nachricht aufhorchen: Die erst 2009 gegründete Investorengruppe Saphir Capital Partners will das Fabrikgelände übernehmen. Die Brautätigkeit in Diekirch könne somit fortgeführt werden. Eine zentrale Rolle im Kampf um den Erhalt des Brauereistandortes hat dabei von Beginn an der Diekircher Bürgermeister und damalige Abgeordnete Claude Haagen (LSAP) gespielt. Auch die Regierung nimmt sich des Themas an. Mehrere Gebäude auf dem weitläufigen Brauereigelände werden unter Denkmalschutz gestellt, darunter der markante Turm und die ehemalige Zuckerfabrik.

Im Juni 2010 erwirbt die oben erwähnte Investorengruppe, mit Unterstützung weiterer Finanzgeber aus Luxemburg, das Brauereigelände. Die Gruppe stellt dem Gemeinderat im September 2011 ein Projekt vor, das den Bau von Wohnungen und Gewerbeflächen auf dem 2,58 Hektar großen Gelände vorsieht. Auch vom Neubau einer Brauerei auf einer Fläche von 60 Ar ist zu diesem Zeitpunkt die Rede.

„Keine Baugenehmigung ohne neue Brauerei“

Damit ist die Gefahr einer möglichen Schließung des Standorts jedoch noch nicht gebannt. Hinter den Kulissen wird weiterhin heftig gerungen. Im März 2012 betont Claude Haagen, er werde keine Baugenehmigung ohne das Errichten einer neuen Brauerei erteilen. Im Mai 2012 wird schließlich von den Antragstellern ein Teilbebauungsplan (PAP) eingereicht, der im April 2013 seine Zustimmung erhält. Im März 2014 gründet Saphir Capital Partners gemeinsam mit Matexi Luxemburg das Joint-Venture-Unternehmen Coogee s.à r.l., das zur Aufgabe hat, das Bauprojekt voranzutreiben.

Es soll jedoch noch einige Zeit ins Land ziehen, bis die Brasserie de Luxembourg Mousel-Diekirch im Oktober 2015 ankündigt, rund 25 Millionen Euro in den Neubau der Brauereianlage am Standort investieren zu wollen. Am 9. Juni 2016 wird schließlich die entsprechende Baugenehmigung erteilt. Die Betriebsgrundstücke, die von Saphir Capital Partners (60%), CM (Claude Mack) Participations sowie der Familie Schneider gekauft wurden, werden an die Brasserie de Luxembourg Mousel-Diekirch zurückgeleast. Und so kam es, dass auf dem Areal neben dem Diekircher Bahnhof eine Brauerei kleineren Ausmaßes errichtet wurde, die heute offiziell in Betrieb genommen wird. Auf dem Rest des Geländes sollen rund 200 Wohnungen sowie Büroräume entstehen.

Nomi
17. März 2019 - 13.17

Villes lei't um Wasser ! 100% Quellenwasser wei' Bofferding awer nemmen wann et net ze drechen ass. Dann huelen se och SEBES (Oberflaechenwasser ) dobai ! Oder zu Dikrich ass nemmen Sebeswasser !

De Beierräntzelchen un d´Brauerei
16. März 2019 - 11.45

Den Diekericher as gud wann e gud gezapt as, wat awer selen de Fall as. Den Bofferdeng get zwar net besser gezapt (ausser am Reenert), schmacht awer och nach endermossen spretzeg wann e schlecht gezapt get

Nomi
15. März 2019 - 17.26

Un d'Redaktio'un : Et wir schei'n vun deenen aalen letzeburger Betrieber eng Photogalerie ze publizei'eren !