Homophobie: Fernand Kartheiser und das schwule Känguru Django

Homophobie: Fernand Kartheiser und das schwule Känguru Django

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Django ist schwul. Das stört den ADR-Abgeordneten Fernand Kartheiser. Mit einer parlamentarischen Anfrage hat der Politiker ungewollt eine Solidaritätswelle mit der LGBTI-Community in Luxemburg ausgelöst. 

Panther Lucky und Tiger Pascha sollten mit ihrem Dompteur eigentlich in einem bekannten Zirkus auftreten, als sie plötzlich von einer Gruppe Seehunden ausgelacht werden. Der Dompteur, der sich wegen der Aufregung vor dem Auftritt hysterisch benimmt und auch noch Parfüm benutzt, wird von den Tieren als schwul bezeichnet. Lucky und Pascha wollen nicht mehr mit ihrem Dompteur zusammenarbeiten und verkriechen sich in eine Bar, die einem Känguru namens Django gehört.

Hier fühlen sie sich wohl. Django ist muskelbepackt und riecht nach Schweiß – richtig männlich eben. Was weder Lucky noch Pascha wissen: Ihr Dompteur ist gar nicht schwul. Django dagegen schon. „Ein Känguru wie du“ spielt mit Vorurteilen und soll zeigen, dass nichts ist, wie es scheint. Das Buch des deutschen Schriftstellers Ulrich Hub ist eigentlich schon drei Jahre alt. Nun hat es in Form eines Theaterstückes in Luxemburg für reichlich Aufsehen gesorgt.

„Heterosexuelle, natürliche Familien“

Vor zwei Wochen hat der ADR-Abgeordnete Fernand Kartheiser eine parlamentarische Anfrage gestellt. „Besorgte Eltern“ hätten ihn wissen lassen, dass sich Kinder eines sechsten Schuljahres das Stück ansehen mussten. „Ist es im Unterrichtsplan vorgesehen, dass Kinder ein Theaterstück über Homosexualität sehen müssen?“, will er wissen. Und: „Ist es auch vorgesehen, dass Kindern Theaterstücke über heterosexuelle, traditionelle und natürliche Familien gezeigt werden, in denen dieses Lebensmodell positiv dargestellt wird?“ Kartheiser unterstellt damit homosexuellen Familien, „unnatürlich“ zu sein.

Die parlamentarische Anfrage wurde vor einer Woche gestellt. Die ADR selbst teilte die Anfrage wenig später in den sozialen Medien und fragte, ob es wirklich notwendig sei, dass Kinder in dem Alter mit Homosexualität konfrontiert werden. Mittlerweile hat die Anfrage eine Solidaritätswelle in Luxemburg ausgelöst. In den sozialen Medien sind viele Nutzer schockiert über den Ton des Abgeordneten. „Was bin ich froh, dass ich, im Gegensatz zu Herrn Kartheiser, in einer aufgeklärten Welt lebe“, schreibt beispielsweise ein Nutzer.

„Der verstaubte Fernand Kartheiser“

Am Freitag hat Bildungsminister Claude Meisch (DP) Kartheisers Anfrage beantwortet. Er verweist auf Artikel 1 der Menschenrechtserklärung: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Es sei die Aufgabe der Schule, den Kindern die Menschenrechte zu vermitteln. Das Projekt „Ein Känguru wie du“ würde dies ermöglichen, weil die Geschichte „Vorurteile, Klischees, Intoleranz und Ausgrenzung“ bekämpfe.

Mittlerweile hat auch das Kasemattentheater, in dem das Stück aufgeführt wurde, reagiert. Das Theater sei stolz auf seine fortschrittliche Tradition der Offenheit, Toleranz und Menschlichkeit. „Kultur und vor allem Theater sind da, damit das Publikum die Möglichkeit hat, unsere Gesellschaft aus verschiedenen Perspektiven zu sehen.“ Das sei etwas, was der „verstaubte Fernand Kartheiser mit seiner homophoben parlamentarischen Anfrage wohl leider nie verstehen wird“.

Keine Reaktion von Fernand Kartheiser

Die LGBTI-Vereinigung „Rosa Lëtzebuerg“ schrieb in einer Pressemitteilung, dass „Homophobie, Transphobie sowie Aussagen und parlamentarische Anfragen wie diese“ keinen Platz in unserer Gesellschaft haben dürften. Es sei eine langjährige Forderung von ihnen gewesen, dass LGBTI in der Schule stärker thematisiert werden solle. Dies garantiere eine bestmögliche Aufklärung, nur so könne Diskriminierung verhindert werden.

Als Reaktion auf die Anfrage hat der Grafikdesigner Cliff Ross ein Symbol für Facebook-Profilfotos erstellt. Darauf ist ein springendes Känguru mit der Regenbogenflagge zu sehen. Ein Template, das an diesem Wochenende von zahlreichen Menschen auf Facebook genutzt wurde. Auch viele Politiker haben reagiert. Sei es, indem sie die Antwort von Bildungsminister Claude Meisch geteilt oder eigene Solidaritätsbekundungen geschrieben haben. Fernand Kartheiser hat seinerseits bisher nicht auf die Homophobie-Vorwürfe reagiert.

Consti F.
12. Dezember 2018 - 20.46

"Homophobie gehört übrigens unter Strafe gestellt." Was wäre "KTG" als Strafe genehm? Klappsmühle, Knast oder doch lieber gleich ins (Linke)Umerziehungslager? ;-)

Grober J-P.
11. Dezember 2018 - 13.55

Vor allem drei Faktoren beeinflussen die Entstehung von Homophobie: rigide Geschlechternormen, eine fundamentalistische Religiosität und Unkenntnis. (Ulrich Klocke).

KTG
10. Dezember 2018 - 22.21

Da es sich um eine parlamentarische Frage handelt, musste diese beantwortet werden. Auch ein Artikel lässt sich vertreten. Auch eine gewisse andere Tageszeitung widmet regelmäßig den tendenziösen Anfragen zur Fuchsjagd mehr Platz als eigentlich notwendig. Davon abgesehen bin ich völlig einverstanden, diese rechtstümmelnde Truppe sollte möglichst wenig Platz erhalten.

KTG
10. Dezember 2018 - 22.17

Was genau meint "GuyT" mit "ist auf jeden Fall eine Frage die sich ganz normal Eltern natürlich stellen."? Fehlt da ein "e" bei "normal"? Wenn ja, wieso hat "GuyT" kein Problem damit, sich mit Kartheiser zu asoziieren? Wieso taucht "GuyT" regelmäßig unter Tageblatt-Artikeln auf und drückt rechte Talking-Points durch? (So wie einen angeblichen "Experten", der Menschenrechte relativiert hat, wie in der Kommentarspalte zu einem nebenstehenden Artikel geschehen)

KTG
10. Dezember 2018 - 22.14

In diesem Kontext sei daran erinnert, dass Kartheiser bei der CSV-"Reform" des Abtreibungsrechts unter der Juncker-Regierung auf eine katholische Extremistengruppe aus Belgien zurückgreifen musste, da er in Luxemburg niemand finden konnte, der weiße Kindersärge herumtransportieren wollte.

Theisei
10. Dezember 2018 - 21.20

Dieses Theaterstück ist wohl sehr wichtig damit wir in Zukunft keine neuen Kartheiser bekommen!

Vert solitaire
10. Dezember 2018 - 18.48

Sin "Homophobie" an Mangel un Verständnis fir Homosexualitéit dann datselwescht?

roger wohlfart
10. Dezember 2018 - 18.34

Kann oder soll man diesen Herrn Kartheiser überhaupt ernst nehmen ? Das Beste wäre wohl gewesen, seiner Anfrage keine Bedeutung beizumessen und totzuschweigen. Wer sich aber lächerlich benimmt, braucht sich nicht zu wundern, wenn man sich lustig über ihn macht. Der ARD Abgeordnete, ex Offizier, ex Diplomat, hat allerdings durch dieses Eigentor die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Und darauf scheint es ihm ja auch anzukommen. Die Presse und wir Kommentatoren sind voll auf diesen Schwachsinn hereingefallen, der nicht einmal eine Lokalneuigkeit unter der Rubrik " chats écrasés " wert ist.

GuyT
10. Dezember 2018 - 16.54

Eine solch niveaulose Fotomontage zur Illustration tut der Ernsthaftigkeit der Debatte keine Gefallen. Zur Offenheit und Toleranz gehört auch, dass man andere, auch konservative Weltbilder respektiert, so wie das von den anderen quasi hysterisch einfordert. Ab welchen Alter dieses kluge Theaterstück passt, ist auf jeden Fall eine Frage die sich ganz normal Eltern natürlich stellen.

J.C.KEMP
10. Dezember 2018 - 16.04

Es gibt diesen Spruch, dass schwulenfeindliche Menschen oft ein Verdrängungsproblem haben.

Muller Guy
10. Dezember 2018 - 12.02

Wann een Politiker hei am Land senger Partei méi schued wéi notzt dann as dat dout secher den Här Kartheiser. Wat geht an deenen Leit hieren Käpp vir sech fir sou eng Persoun iwerhaapt ze wielen?

Fernande Chartreux
10. Dezember 2018 - 9.35

Hat der Offizier Kartheiser unerwünschte Erfahrungen in seiner Jugend erlebt, dass er so geworden ist? Oder sind es wirre Gedanken in seinem Kopf?

Herman
10. Dezember 2018 - 9.05

Wenn een sos keng Opmierksamkeet kritt mengen verschidde Leit dat sie dat op en anere Wee mussen maachen. Stümperhaft a fir mech kee Spur vun Intelligenz.

Jang
10. Dezember 2018 - 8.50

ADR und AFD macht nicht viel Unterschied

Epikur
10. Dezember 2018 - 8.26

Luxemburg hat genug Probleme wie Mobilität und Wohnungsmangel. Dagegen tun solche Demagogen nichts, sondern hetzen nur gegen Minderheiten. Mit solchen Äusserungen setzen sie sich selbst schachmatt, denn sie offenbaren ihr krankes Weltbild. Auch die katholische Kirche, die Herr Kartheiser verteidigen will, leidet nur durch solche Ewiggestrigen. Sie wird mit diesen rückständigen Abgeordneten identifiziert, und die normaldenkenden Menschen wollen immer weniger mit ihr zu tun haben.

Josée T.
10. Dezember 2018 - 6.59

Wenigstens wissen jetzt alle "normalen" Familienmamis und -papis, dass sie mit solchen dämlichen Problemen eine Ansprechperson in der von Kartheiser haben. Der ist doch immer hoch erfreut, wenn er im Mittelpunkt stehen darf, egal wie blöde seine Aussagen sind.

KTG
10. Dezember 2018 - 6.23

Der wird wohl auch nicht reagieren, seine Wähler hat er ja bereits angesprochen, der Rest interessiert ihn nicht. Homophobie gehört übrigens unter Strafe gestellt.

Jacques Zeyen
9. Dezember 2018 - 22.07

Warum hat man immer das ungute Gefühl,dass wenn ein ADR-Mann den Mund aufmacht,nur brauner Mist zu Ohren kommt. Sind das wirklich Parteien die wir brauchen? "Sexualkunde nur von den Eltern."war doch auch ein Programmpunkt. Warum nicht" von den Eltern und vom Pfarrer?" Ich meine wenn man schon Kleinkinder zur Beichte zwingt um "unkeusche Gedanken" als Sünde zu brandmarken,muss man sich fragen,wie krank ein Hirn sein kann so etwas zu tun. Wussten sie mit 9 Jahren was unkeusche Gedanken sind? Da konnte man doch froh sein,dass einem der Kaplan mit Rat und Tat zur Seite stand. Eine tolle Mutation welche die ADR durchgemacht hat von der "Renten-Partei" zur homophoben Moralinstanz.

roger wohlfart
9. Dezember 2018 - 19.07

Einfach lächerlich, dieser Kartheiser. Der soll sich mal fragen, weshalb er so schwulenfeindlich ist.