Abgesagter FackelzugHier sind die zehn Menschen, die Amnesty in Luxemburg an diesem Freitag nicht öffentlich zeigen darf 

Abgesagter Fackelzug / Hier sind die zehn Menschen, die Amnesty in Luxemburg an diesem Freitag nicht öffentlich zeigen darf 
Amnesty wollte im Rahmen seines „Fakelzuch“ auch auf das Schicksal von zehn Menschen der Aktion „Write for Rights“ aufmerksam machen Fotos: Amnesty International

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Amnesty International musste in Luxemburg seinen traditionellen Fackelzug zum Internationalen Tag der Menschenrechte am Freitag absagen. Aus Sicherheitsgründen. Auf sozialen Medien hatten Impfgegner dazu aufgerufen, den Umzug zu unterwandern und zu vereinnahmen. Mit dem Fackelzug wollte Amnesty auch Aufmerksamkeit auf zehn Menschen lenken, die unter Menschenrechtsverletzungen leiden. Wir stellen sie hier vor.  

Zhang Zhan
Zhang Zhan Foto: Amnesty International

Zhan wollte die Wahrheit herausfinden

Im Februar 2020 reiste Zhang Zhan nach Wuhan, weil sie unbedingt wissen wollte, was dort wirklich passiert. Jetzt ist ihr Leben in Gefahr. Die chinesische Bürgerjournalistin ist in Haft und in einen eingeschränkten Hungerstreik aus Protest gegen ihre Inhaftierung getreten. Sie wiegt weniger als 40 kg und schwebt in akuter Lebensgefahr. Für diese Berichterstattung aus Wuhan ist sie zu vier Jahren Haft verurteilt worden. „Wir sollten die Wahrheit herausfinden – um jeden Preis“, so Zhang Zhan.

Panusaya Sithijirawattanakul, genannt Rung
Panusaya Sithijirawattanakul, genannt Rung Foto: Amnesty International

Panusaya droht lebenslängliche Haft

Panusaya Sithijirawattanakul, genannt Rung, ist die Stimme der Studentenproteste in Thailand. Nachdem sie öffent­lich soziale Verbesserungen sowie politische Reformen gefordert hat, droht ihr lebenslängliche Haft. Im März 2021 ist sie von der thailändischen Polizei festge­nommen worden. Sie kam für 60 Tage in Haft und infizierte sich dort mit dem Coronavirus. Am 30. April kam sie auf freien Fuß. Doch die Behörden haben Dutzende Anklagen gegen Rung erhoben – ihr droht eine lebenslängliche Haft.

Wendy Galarza
Wendy Galarza  Foto: Amnesty International

Wendy setzt sich für Frauen ein

In Mexiko werden Frauen oft nur deshalb diskriminiert, angegriffen und getötet, weil sie Frauen sind. Weil Wendy Galarza diese Gewalt anprangerte, hat sie selbst beinahe ihr Leben verloren. Am 9. November 2020 beteiligte sich Wendy an einer Demon­stration, die feministische Gruppen in Cancún organisiert hatten. Die Polizei schlug mit Schlag­stöcken auf Wendy und ihren Begleiter ein. Später stellte Wendy fest, dass sie Schusswunden am Bein und im Unterleib hatte. Zwei Tage später erstattete sie Strafanzeige gegen die Polizei. Diejenigen, die für Wendys Schussverletzungen verantwortlich sind, wurden bisher nicht vor Gericht gestellt.

Ciham Ali
Ciham Ali Foto: Amnesty International

Ciham ist seit neun Jahren verschwunden

Ciham Ali ist 15 Jahre alt, als sie im Dezember 2012 bei einem Fluchtversuch an der Grenze zum Sudan von den eritreischen Behörden festgenommen wird. Seitdem hat sie niemand mehr gesehen oder gesprochen. Nicht einmal ihre Familie weiß, wie es ihr geht und ob sie noch lebt. Ciham war ein Fan von Lady Gaga und Green Day. Ihr großer Traum: Modedesignerin werden. Doch während andere Jugend­liche in ihrem Alter zur Schule gingen, ließen die eritreischen Behörden Ciham verschwinden. Vermutlich handelte es sich um eine Vergeltungsaktion, die sich gegen ihren Vater richtete.

Bernardo Caal Xol
Bernardo Caal Xol  Foto: Amnesty International

Gewerkschafter Bernardo hilft Indigenen

Der Cahabón, einer der längsten Flüsse Guatemalas, liegt im Gebiet der indigenen Gemeinschaft der Q’eqchi’ und gilt ihnen als heilig. Als die Regierung einem Unternehmen die Erlaubnis erteilte, den Fluss aufzustauen und zwei Wasser­kraftwerke zu bauen, begannen Bernardo Caal Xol und die Q’eqchi’, Widerstand zu leisten. Bernardo Caal Xol ist Lehrer, Gewerkschafter und Menschenrechtsverteidiger und wurde wegen seines Einsatzes und auf Grundlage konstruierter Anklagen zu mehr als sieben Jahren Haft verurteilt.

Mohamed al-Baqer
Mohamed al-Baqer  Foto: Amnesty International

Anwalt Mohamed ist selbst in Haft

Mohamed al-Baqer ist Anwalt. Er vertritt Menschen, die in Ägypten besonders stark benachteiligt werden oder zu Unrecht im Gefängnis sitzen. Wegen seiner Arbeit als Menschenrechtsanwalt halten die Behörden ihn willkürlich und ohne Verfahren unter Haftbedingungen fest, die gegen das absolute Verbot von Folter oder anderer grausamer, unmenschlicher und erniedrigender Behandlung verstoßen. „Zum ersten Mal bin ich in der Rolle des Opfers statt in der des Menschenrechtsverteidigers, der die Opfer unterstützt …“, sagt Mohamed al-Baqer.

Mikita Zalatarou
Mikita Zalatarou Foto: Amnesty International

Mikita wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt

Mikita Zalatarou hört gern Rap und spielt das Computerspiel „Minecraft“. Nach Angaben seines Vaters begann alles, als Mikita, damals noch 16-jährig, am 10. August 2020 auf dem zentra­len Platz der belarussischen Stadt Homel auf einen Freund wartete. Ganz in der Nähe protestierten Menschen weit­gehend friedlich gegen das offizielle Ergebnis der Präsident­schaftswahl. Als die Polizei anrückte, rannten die Menschen davon – auch Mikita. Am nächsten Tag nahm die Polizei Mikita fest und miss­handelte ihn während des Verhörs. Im Februar 2021 verurteilte ein Gericht Mikita wegen „Massenaufruhr“ und „Verwendung illegaler Sprengsätze“ zu fünf Jahren Jugendhaft.

Imoleayo Michael
Imoleayo Michael Foto: Amnesty International

Imoleayo hat sich gegen Polizeigewalt aufgelehnt

Imoleayo Michael war dabei, als junge Menschen im Oktober 2020 in Abuja gegen Gewalt, Erpressung und Tötungen durch eine Spezialeinheit der Polizei demonstrierten. In der Nacht des 13. November stürmten 20 bewaffnete Männer das Haus von Imoleayo und brachten ihn in die Zentrale des Geheimdienstes und hielten ihn dort 41 Tage lang in einer unterirdischen Zelle fest, wo er die ganze Zeit lang in Handschellen an einen Stahlschrank angekettet war. Im Dezember 2020 wurde Imoleayo freigelassen. Doch die Behörden haben konstruierte Anklagen gegen ihn erhoben. Ihm drohen drei Jahre Haft.

Anna und Vera von Sphere
Anna und Vera von Sphere Foto: Amnesty International

Sphere kämpft für LGBTI-Rechte

Die Organisation Sphere setzt sich für die Rechte von Frauen sowie von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LGBTI) ein. Wegen dieser Arbeit ist die Organisation Opfer von fast 30 Angriffen geworden. Die Polizei ermittelt jedoch nur in drei Fällen – bisher ohne Ergebnis. Laut Anna und Vera leben die Unterstützer von Sphere in permanenter Angst, weil die Polizei nichts gegen die ständigen Angriffe unternimmt.

Janna Jihad
Janna Jihad Foto: Amnesty International

Janna klagt Gewalt an

Als Janna Jihad sieben Jahre alt ist, tötet die israelische Armee ihren Onkel. Mittlerweile 15 Jahre alt, berichtet Janna mit journalistischen Mitteln über ihren Alltag im Westjordanland, das von Israel besetzt ist. Wegen dieser Arbeit wird Janna schikaniert und erhält Todesdrohungen. Unter den Palästinenserinnen und Palästinensern, die festgenommen und vor Militärgerichte gestellt werden, sind regelmäßig Kinder und Jugendliche. „Ich möchte in meinem Heimatland Freiheit erleben und nicht mehr systematischem Rassismus ausgesetzt sein“, sagt Janna.

Alle weiteren Informationen zu der Aktion „Write for Rights“ finden sich auf amnesty.lu