ForumHeute die Arbeitswelt von morgen denken: Wo in Luxemburg nachgebessert werden sollte

Forum / Heute die Arbeitswelt von morgen denken: Wo in Luxemburg nachgebessert werden sollte
  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Mit den zahlreichen Krisen der jüngeren Vergangenheit – die Covid-19-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, um nur diese zu nennen – ist nicht nur im privaten Bereich manches Bild, manche Grundüberzeugung ins Wanken geraten. Auch die Arbeitswelt ist betroffen.

Klimawandel, digitale Transformation und neue Technologien wie beispielsweise die sogenannte künstliche Intelligenz verursachen tiefgreifende Veränderungen. Niemand kann heute voraussagen, wie die Arbeitswelt von morgen und übermorgen aussehen wird. Es ist Sache der Politik, sich zu informieren, sich mögliche Szenarien aufzeigen zu lassen und die Diskussion darüber zu führen, welche Entwicklungen gefördert und welche vermieden werden sollen.

Grundvoraussetzung einer solchen vorausschauenden Politik sind ein funktionierender Sozialdialog und die Modernisierung des Arbeitsrechtes. Luxemburg hat es bisher immer wieder geschafft, im Konsens nötige und benötigte Strukturreformen umzusetzen.

Klimawandel, Dekarbonisierung der Wirtschaft, Wohlstandsverlust, partizipatives Politikverständnis, starker gesellschaftlicher Zusammenhalt, Kontrolle internationaler Unternehmen (vor allem im Technologiebereich), Wandel des Wohlfahrtsstaates, Festigung europäischer und internationaler Strukturen … all dies sind Themen, die in der Gesellschaft diskutiert und für die Antworten gefunden werden müssen, wenn wir auch in Zukunft in einem Staat leben wollen, der für alle gesellschaftlichen Schichten lebenswert ist.

Work-Life-Balance in Luxemburg

Stichwort Modernisierung des Arbeitsrechtes: Die sogenannte zeitweilige Heimarbeit – besser bekannt als Homeoffice oder Télétravail – ist zwar nicht unbedingt ein Kind der Pandemie, ihr ist es aber zu verdanken, dass das „Arbeiten von zu Hause aus“ salonfähig geworden ist. Und weil sich diese von vielen Arbeitnehmern aus Gründen der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie liebgewonnene neue Art des Arbeitens weiterhin steigender Beliebtheit erfreut, bedarf es der Auseinandersetzung damit auf gesetzgeberischer Ebene.

Hierbei geht es um die Rechte, aber auch um die Pflichten der in einem Arbeitsverhältnis befindlichen Partner. Auch wenn auf Freiwilligkeit gesetzt werden soll, muss der Staat den Rahmen festlegen, um etwaige Auswüchse zu verhindern. Und um diesen Rahmen zu schaffen, müssen auch Antworten auf grundsätzliche Fragen rund um das Arbeiten im 21. Jahrhundert gefunden werden: Wie steht es mit der Arbeitszeit? Ist hier eine Flexibilisierung angebracht? Inwiefern ist angesichts der demografischen Entwicklung in Luxemburg eine gesetzlich verordnete allgemeine Reduzierung der Arbeitszeit angebracht?

Übergeordnetes Thema dieser auch in Luxemburg zu führenden Diskussion ist die viel beschworene Work-Life-Balance, also das Gleichgewicht von Beruf und Privatleben. Andere Länder sind in diesem Bereich weiter, zum Beispiel Großbritannien: Jenseits des Ärmelkanals probten kürzlich 61 Unternehmen im Rahmen einer Studie die Vier-Tage-Woche. Das Ergebnis fiel positiv aus: 56 Unternehmen gaben an, die Vier-Tage-Woche beibehalten zu wollen.

Ob das britische Modell eine Option für Luxemburg, wenn auch nur für bestimmte Wirtschaftsbereiche, sein könnte, sei einmal dahingestellt. Nichtsdestotrotz ist der Staat angesichts der Entwicklungen in der Arbeitswelt mehr denn je gefordert: In einer sich immer weiter diversifizierenden Gesellschaft muss er den gesetzlichen Rahmen für differenziertere Arbeitsmodelle schaffen. Aufgabe der Sozialpartner ist es dann, die einzelnen Arbeitszeitmodelle auszuarbeiten.

Bessere Unterstützung für Betriebe

Ein starkes Arbeitsrecht ist Grundvoraussetzung für sozialen Frieden. Vor allem wird der Einsatz der künstlichen Intelligenz die Arbeitswelt künftig vor große Herausforderungen stellen. Nicht nur die Arbeitnehmer sind davon betroffen, auch die Arbeitgeber: Sie müssen sich rechtzeitig damit befassen, wie sie ihren Betrieb für die Zukunft aufstellen wollen.

Eine vor diesem Hintergrund in Luxemburg nicht in ausreichendem Maße angewandte Möglichkeit ist die Weiterbildung. Dieses Instrument wird zwar vonseiten des Staates finanziell unterstützt, jedoch nur halbherzig. Wie sonst ist es zu erklären, dass das Bildungsministerium seit Jahren weder die versprochene Reform auf den Instanzenweg bringt noch eine Strategie zur Unterstützung beziehungsweise Beratung von Unternehmen und/oder Arbeitnehmern vorlegt? Die gängige liberale Auffassung, jeder sei seines eigenen Glückes Schmied, ist hier fehl am Platz.

Es geht um das Überleben unserer Betriebe in einem sich immer weiter verschärfenden internationalen und europäischen Konkurrenzumfeld samt Wettbewerb unter Arbeitnehmern. Sinnvoll wäre hier eine engere institutionelle Zusammenarbeit von Arbeits- und Bildungsministerium. Es stellt sich auch die Frage, warum beide Ministerien Institute oder Abteilungen haben, die den Arbeitsmarkt beobachten und analysieren, und inwiefern die jeweiligen Erkenntnisse zusammengeführt werden.

Handlungsbedarf besteht auch auf dem Gebiet der Umsetzung der nationalen Akkreditierung von Weiterbildungen. Ein entsprechendes Regelwerk käme sowohl den Arbeitnehmern als auch den Arbeitgebern zugute. Es würde beispielsweise einem Arbeitnehmer ermöglichen, sich über Weiterbildung für andere Aufgaben zu qualifizieren. Ein solches Regelwerk hätte auch Auswirkungen auf den Handlungsspielraum der Gewerkschaften bei Tarifverhandlungen. Vor diesem Hintergrund scheint es nicht gerade sinnvoll, die Weiterbildung, die sehr eng mit den Betrieben verbunden ist, unter der Verantwortung des Bildungsministeriums zu belassen.

Marc Spautz ist CSV-Politiker, Abgeordneter, Schöffe, ehemaliger Gewerkschaftssekretär und ausgebildeter Automechaniker 
Marc Spautz ist CSV-Politiker, Abgeordneter, Schöffe, ehemaliger Gewerkschaftssekretär und ausgebildeter Automechaniker  Foto: Marc Spautz
Die allerletzte Generation
10. Mai 2023 - 16.34

"..an morgen denken". Viel, viel weniger arbeiten! Viel mehr Geld verdienen! Viel weniger Lohnsteuer bezahlen! Pensionskasse umsonst! Krankenkasse umsonst! Öfter Feriengeld erhalten! Die ganze scheiss Arbeit abschaffen!

Julius
9. Mai 2023 - 10.46

Nur weiter so mit diesem albernen konzeptlosen Gelaaber, seit langem derselbe politischer Leierkasten, es geschieht sowieso dreimal nix.