Conference LeagueHerzblut statt Vernunft in Almaty: Folas allerletzter Strohhalm im Europapokal

Conference League / Herzblut statt Vernunft in Almaty: Folas allerletzter Strohhalm im Europapokal
Michael Omosanya (r.) und die Escher Fola klammern sich an den letzten Strohhalm Foto: Gerry Schmit

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Die Chancen auf einen Einzug in die Gruppenphase der Conference League sind für die Escher Fola minimal: Nach der 1:4-Niederlage im Stade Josy Barthel bräuchte es am Donnerstagabend (16.00 Uhr MESZ) in Kasachstan schon ein Fußballwunder. Genau deshalb will der Luxemburger Meister sein Play-off-Auswärtsspiel gegen Kairat Almaty mit dem Herzen spielen, statt mit der Vernunft. 

Seit Dienstagmorgen sind die Escher in Kasachstan. Alles in allem eine optimale Reiseplanung – um sich an den letztmöglichen Strohhalm klammern zu können. „Der Klub hat richtig gehandelt, als sich der Vorstand für einen Nachtflug am Montag entschieden hat. Jeder hatte eine komplette Sitzreihe zur Verfügung. Die Reise war zwar nicht mit einer Nacht in einem Bett zu vergleichen, aber trotzdem konnte jeder zur Ruhe kommen“, ging Fola-Trainer Sébastien Grandjean am Mittwoch kurz auf den siebeneinhalbstündigen Flug in den Osten ein. 

Die ersten Stunden reichten dann bereits, um sich ein Bild von der Stadt zu machen: „Almaty ist dabei, sich zu entwickeln. Wir haben uns von einem Touristenführer während einer kleinen Fahrt durch die Stadt die wichtigsten Dinge erklären lassen. Es ist sehr sauber und wir haben ein traumhaftes Hotel.“ Eine kleine touristische Klammer, die meist zu Auswärtsreisen dazugehört – aber nichts mit dem eigentlichen Ziel zu tun hat. Die Fola will am Donnerstag um 20.00 Uhr Lokalzeit (16.00 Uhr in Luxemburg) eine Aufholjagd starten, mit der wohl die wenigsten rechnen würden. 

Auch Grandjean weiß, dass die Chancen nach dem 1:4-Rückstand gegen die kasachischen Profis relativ gering sind: „Die Vernunft sagt, dass eine Sensation fast unmöglich ist. Das Fußballerherz dagegen gibt nie auf.“ Aus guten Grumd: „Ich habe mir die Bilder vom Hinspiel noch einmal angesehen. Mit Ausnahme der defensiven Situationen, in denen wir uns nicht gut angestellt haben, waren wir die bessere Mannschaft. Wir wollen uns Torchancen herausspielen, denn unsere Spielanlage ist gut.“ 

Love ausschalten

Der Belgier erinnerte dann auch daran, dass es zunächst nicht danach ausgesehen hatte, als würde es die „Doyenne“ überhaupt bis in diese letzte Qualifikationsrunde schaffen: „Vor den Play-offs haben wir uns bereits gesagt: Wir haben nichts zu verlieren. Viele unserer Spieler haben keine Europapokal-Erfahrung und müssen sich beweisen. Wer weiß, was passiert, wenn wir in der Pause 1:0 führen …“

Dafür müssen die Spieler vom Galgenberg diesmal aber einen Mann in den Griff bekommen, der im Stade Josy Barthel groß auftrumpfen konnte: Vagner Love. Dass der bekannte Brasilianer nicht umsonst mit 37 noch gefürchtet ist, „hat mich nicht überrascht. Wir haben ihm einfach zugeschaut. Dabei kann man einem Veteranen nie so Platz und Ball überlassen“, ärgerte sich Grandjean. „Ich will einfach, dass wir aggressiver sind. Das bedeutet nicht, dass man rücksichtslos in die Duelle reingehen soll. Aber wir müssen sie stören und ärgern. Es hat mich enorm gestört, dass wir das letzte Woche nicht getan haben. Wir müssen aggressiver gegen den Spieler in Ballbesitz angehen. Das war der Grund für die Niederlage.“

Doch es gibt weitere Probleme, die diese Aufgabe erschweren werden: Neben Stefano Bensi, der am Mittwoch operiert worden ist, fehlt Bruno Freire gesperrt. Rodrigue Dikaba (krank) und Thomas Hym (Arbeit) sind beide in Luxemburg geblieben. Noch steht nicht fest, ob Jules Diallo eingesetzt werden kann. Denis Ahmetxhekaj hat am Sonntag gegen Déifferdeng 03 einen Schlag abbekommen, während Gilson Delgado trotz einer Sehnenentzündung spielen kann. 

Bei den Hausherren steht für das Rückspiel ein neuer, erfahrener Trainer in der Verantwortung, der auch bereits im Stade Josy Barthel als Zuschauer anwesend war. Ob und wie viele Fans Almaty unterstützen werden, war am Mittwochmorgen aufseiten der Escher noch nicht bekannt: „In den zwei letzten Runden waren keine da. Ehrlich gesagt hoffe ich, dass es auch diesmal so sein wird“, sagte Grandjean. 

Die Kader 

Kairat Almaty:
Tor:
Pokatilov, Ustimenko, Biryukov, Pivkin, Anarberkov
Abwehr: Keiler, Alip, Suyumbayev, K. Hovhannisyan, Bagnack Mouegni, Dugalic, Mikanovic, Ussenov, Ibragimov, Shen, Shirobokov
Mittelfeld: Alykulov, Vorogovskiy, Alves, Kosovic, Ulshin, Baluta, Anet, Kukuyev, Buranchiyev, Rakhimzhanov, Dadayev, Sadybekov
Angriff: Vagner, Kanté, Shushenachev, Paulo, Seidakhmet, Mitrofanov, Meleshenko, Kenzhebek

Fola Esch: 
Tor: Evan da Costa, Emanuel Cabral, Daniel Martins
Abwehr: Sylvio Ouassiero, Lenny ­Almada, Grégory Grisez, Julien Klein, Guillaume Mura, Veldin Muharemovic, Nenad Dragovic, Gilson Delgado
Mittelfeld: Diogo ­Pimentel, Brandon Lima, Lucas ­Correia, Mirza Mustafic, Denis Ahmetxhekaj (?)
Angriff: Gauthier Caron, ­Jules Diallo (?), Rui de Sousa, Idir Boutrif, Rodrigo ­Parreira, Michael Omosanya, Issam El Alami, Bruno Correia
Es fehlen: Hugo Monteiro, Cristiano Pascoal, Tiago Semedo, Stefano Bensi (alle verletzt), Thomas Hym (Arbeit), Bruno Freire (gesperrt), Rodrigue Dikaba (krank)

Neuer Coach

Nachdem Kairat Almaty die Play-offs der Europa League verpasst hatte, wurde der Trainer vor die Tür gesetzt. Am Dienstag wurde ein Nachfolger präsentiert. Es handelt sich um den 69-jährigen Russen Kurban Berdyev, der bereits in den 90ern Trainer in Almaty war. Im Laufe seiner Karriere war er ebenfalls Nationaltrainer Turkmenistans und Vizepräsident bei Rubin Kasan.