Happy Birthday – Die Luxemburgerin Florence Hilbert im Klub der 100er

Happy Birthday – Die Luxemburgerin Florence Hilbert im Klub der 100er

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Der Erste Weltkrieg war gerade mal einen Monat vorbei, da erblickte sie an einem 11. Dezember 1918 in Mamer das Licht der Welt. Am Dienstag nun feierte Florence Hilbert ihren 100. Geburtstag – und spätestens beim viergängigen Festessen wurde ein „Geheimnis“ ihres langen Lebens gelüftet.

Ein Geheimnis freilich, das man seinen Kindern gegenüber besser verschweigen sollte, denn Florence Hilbert hat eine ausgeprägte Abneigung gegenüber Gemüse und meidet zeit ihres Lebens die ach so gesunden Blätter, Knollen, Stängel oder Wurzeln …

Internationale Studien haben nachgewiesen, dass Langlebigkeit durchaus eine Sache der genetischen Veranlagung ist. Wichtiger als die Gene ist jedoch der Lebensstil. Und da kommt es in erster Linie auf Folgendes an: Eine gesunde Ernährung (!), regelmäßige Bewegung, moderater Alkoholkonsum und soziale Eingebundenheit. In der japanischen Präfektur Okinawa, das weltweit zu den Regionen mit der höchsten Lebenserwartung zählt, sind die meisten Greise Frauen. Was damit zusammenhängt, dass Frauen weniger trinken und rauchen als Männer, die in der Regel auch risikofreudiger sind und oft gefährlichere Berufe haben.

Frauen sind in der Luxemburger Ü100-Mannschaft in der Überzahl

In Luxemburg sind die Frauen bei den Über-100-Jährigen ebenfalls deutlich in der Überzahl: Zum 1. Januar 2018 lebten im Großherzogtum laut Statec insgesamt 76 über 100 Jahre alte Menschen, wovon lediglich elf Männer waren. Auch der älteste Luxemburger ist eine Luxemburgerin. Am 4. März feierte Germaine Kauffmann aus Schifflingen ihren 110. Geburtstag.

Zum erlesenen Klub der 100-Jährigen gehört Florence Hilbert seit dem vergangenen Dienstag. Am 11. Dezember 1918 wurde sie als Tochter von August Hilbert und Léonie Freymann in Mamer geboren. Vater August hatte im Ort ein Eisenwarengeschäft, Mutter Léonie entstammte der Familie des „déckste Bauer vu Mamer“. Die Geschäfte liefen gut und die Hilberts waren mit die Ersten im Land, die ein Auto besaßen. Schnell wurde deutlich, dass die kleine Florence kein Kind wie jedes andere war. Denn sie hat das, was man gemeinhin einen Sturkopf nennt und kämpfte so stets für ihre Sache.

Geschäftsfrau zu fast jeder Tageszeit

Ihren Mann lernte sie in Rodange kennen, als sie zu Besuch bei ihren Tanten war. „Wunderschön war der“, erinnert sich Florence Hilbert. Die Hochzeit mit dem schönen Willy Roos fand mitten im Zweiten Weltkrieg statt. Sohn Gustav, genannt Ody, kam 1944, Tochter Mariette 1952 auf die Welt. Doch die Ehe sollte nicht allzu lange halten, sodass Florence Hilbert 1958 mit den beiden Kindern in die Hauptstadt zog.

Dort eröffnete sie in der Grand-rue das Geschäft „Le Garçon“. Obwohl sie stets viel arbeitete und zu fast jeder Tageszeit in ihrem Geschäft anzutreffen war, genoss sie das Leben in vollen Zügen und war ein oft und gern gesehener Gast bei den Fastnachtsbällen.

Die Blicke der Männer zog sie jedenfalls stets auf sich, denn Florence Hilbert war und ist eine elegante Frau, die auf ihr Äußeres achtet. Auch mit 100 noch, wovon sich die Geburtstagsgäste am Dienstag im HPPA von Mamer überzeugen konnten. Bei ihren Ausflügen in die Belle Etoile darf der Besuch bei Damart, ihrem erklärten Lieblingsgeschäft, nicht fehlen. Neben der Mode spielt die Musik eine wichtige Rolle in Florence Hilberts Leben. Rudolf Schock, Zarah Leander, Tino Rossi, Katharina Valente und Peter Alexander heißen ihre Lieblingssänger, auch Musicals hört sie sich gerne an. Noch bis vor einigen Jahren sang sie im Chor.

An ihrem Ehrentag am Dienstag genoss Florence Hilbert den Trubel um ihre Person jedenfalls sichtlich. Immerhin ist sie der „Häuptling“ einer immer größer werdenden Familie. Erst im Juli wurde sie zum fünften Mal Urgroßoma. Ebenso viele Enkel hat sie. Als einer von ihnen sie am Dienstag umarmt und küsst, schließt Florence Hilbert die Augen. Man kann es ihr ansehen: Es sind genau diese Momente, die das Leben auch mit 100 Jahren so lebenswert machen.

1918 im Zeitraffer

8. Januar
Der US-amerikanische Präsident Wilson verkündet sein 14-Punkte-Programm zur Beendigung des Ersten Weltkriegs.

3. März
Friedensvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Russland.

7. März
Die Firma Panasonic wird in Japan gegründet.

24. März
Die Franzosen werfen 71 Bomben auf den hauptstädtischen Bahnhof ab.

28. März
Fliegerbomben werden auf Hollerich abgeworfen.

22. Mai
Ausbruch der Spanischen Grippe. Ihr werden weltweit bis zu 50 Millionen Opfer zugeschrieben.

8. Juli
Clausen wird von den Briten schwer bombardiert.

17. Juli
In Jekaterinburg wird die Zarenfamilie ermordet.

27. September
Der hauptstädtische Bahnhof wird erneut durch Bombardements schwer getroffen.

10. November
Arbeiter- und Bauernräte in Luxemburg und Esch rufen die Revolution aus und fordern die Republik.

11. November
Das Deutsche Reich und die Westmächte unterzeichnen das Waffenstillstands- abkommen.

20. November
US-Truppen marschieren in Luxemburg ein.

Auch sie sind 1918 geboren

  • Nicolae Ceausescu, Diktator der Sozialistischen Republik Rumänien (26.1.)
  • William Holden, amerikanischer Schauspieler (17.4.)
  • Ingmar Bergman, schwedischer Regisseur (14.7.)
  • Nelson Mandela, Präsident von Südafrika (18.7.)
  • Leonard Bernstein, amerikanischer Komponist (25.8.)
  • Rita Hayworth, amerikanische Schauspielerin (17.10.)
  • John Ernest Dolibois, in Bonneweg geborener, späterer US-Botschafter in Luxemburg (4.12.)
  • Max Merkel, österreichischer Fußballtrainer (7.12.)
  • Alexander Solschenizyn, russischer Schriftsteller (11.12.)
  • Helmut Schmidt, deutscher Bundeskanzler (23.12.)
  • Anwar as-Sadat, Staatspräsident von Ägypten (25.12.)