Info-TagHandwerk, das Menschen bewegt: CFL stellt Ausbildungsjobs vor

Info-Tag / Handwerk, das Menschen bewegt: CFL stellt Ausbildungsjobs vor
Es gab einiges an Technik zu entdecken Foto: André Feller

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Mit fast 5.000 Mitarbeitern ist die Luxemburger Eisenbahngesellschaft CFL einer der größten Arbeitgeber des Landes. Um den Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden, sucht die Gesellschaft für das Jahr 2023 mehr als 500 neue Mitarbeiter – und lud dafür am Samstag zu einem Informationstag in die Werkstätten an der route de Thionville ein.

Tagtäglich setzen Lokführer Züge in Bewegung und transportieren Passagiere von A nach B. Doch ohne Mechatroniker, Kältetechniker, Elektrotechniker oder Elektriker wäre das alles gar nicht möglich. Umso mehr sucht die CFL händeringend nach Nachwuchs, der sich für diese Berufszweige interessiert und damit den Fuhrpark zu warten und zu reparieren weiß.

Das Interesse an den Ausbildungsplätzen in einem Job, der Menschen bewegt, war am Samstag recht groß. Über 200 Jugendliche hatten sich zuvor über die digitalen Medien eingeschrieben. Tiago, 16 Jahre alt, ist einer von ihnen. Der Jugendliche ist derzeit im Sportlycée in der 5. Klasse des allgemeinen Sekundärunterrichts eingeschrieben. Er interessiere sich für das Handwerk des Elektrikers bei der CFL, vor allem die Arbeit in einem Team würde ihn ansprechen, so Tiago. Ob sich der 16-Jährige nun bei der CFL melden möchte, stehe noch nicht fest, so seine Mutter. Man wolle noch andere Schulen besuchen, die ebenfalls handwerkliche Berufe anbieten, unterstreicht sie. Praktische Erfahrungen im Bereich der Elektrik konnte Tiago bisher leider nicht sammeln, denn im Sportlycée bestehe diese Möglichkeit nicht, wie uns Tiago verrät. Zu Hause habe er auch nie die Gelegenheit gehabt, sich mit Elektrik zu beschäftigen.

„Hors du commun“

In den Werkstätten selbst stellten die Werkstättenleiter und Handwerker ihre Berufe vor. In den Hallen konnten sich die Jugendlichen einen ersten Überblick verschaffen, was sich hinter den Begriffen wie Elektrotechniker oder Kältetechniker verbirgt.

Wuchtiger, als man meint: Drehgestell eines Zuges
Wuchtiger, als man meint: Drehgestell eines Zuges Foto: André Feller

Unter den Interessenten haben sich auch einige junge Damen nach einer möglichen Ausbildung umgesehen, so etwa Charlotte, 15 Jahre, aus dem französischen Aumetz. Sie absolviere derzeit ein Praktikum bei der Luxair, sie begeistere sich vor allem für die Mechanik. Eine Ausbildung als Kfz-Mechanikerin sei ihr aber zu langweilig, verrät uns Charlotte. Ich möchte einen Beruf ergreifen, der Menschen bewegt, die Mechanik an Zügen sei wesentlich interessanter, halt „hors du commun“, so die junge Frau, die ein T-Shirt der European Space Agency, kurz ESA, trägt. Auch die Raumfahrt würde sie begeistern, so Charlotte weiter. Ihre Vorliebe für handwerkliche Berufe scheinen ihr offenbar in die Wiege gelegt worden zu sein, denn ihr Vater ist ebenfalls Handwerker. Er arbeite als Heizungstechniker, er schraube zu Hause aber an allem herum, was ihm
unter die Finger kommt. Seine Tochter Charlotte packe dann immer mit an. „Für mich ist es halt ein Erfolgserlebnis, wenn wieder ein Werkteil nach der Reparatur funktioniert“, präzisiert Charlotte.

Ausbilder stehen häufig vor einem erheblichen Problem. Michel Kohl, einer der Ausbilder am CFL-Campus, zeigt sich enttäuscht über die mangelnden handwerklichen Kenntnisse vieler Jugendlicher heutzutage. Theoretisches Wissen sei wohl vorhanden, und auch eine Voraussetzung, idealerweise eine 5e G, für den Einstieg in die Ausbildungsberufe. Aber, so Kohl, viele der Schüler würden erhebliche Defizite in der handwerklichen Praxis aufweisen. In der Schule werde dieses Wissen kaum noch vermittelt, im Elternhaus auch nicht. Ein weiteres Problem bei einer Vielzahl Jugendlicher sei die Informationsflut der sozialen Medien, diese würde die Fähigkeit, sich auf ein bestimmtes Thema zu konzentrieren, erheblich vermindern, so Michel Kohl. Diese Umstände würden den Ausbildern das Leben nicht erleichtern; in den drei Ausbildungsjahren müsse man auch die fehlenden Grundkenntnisse in der Praxis vermitteln.

Vielfältige Laufbahnen

Zukunftssicher sind die Berufe bei der CFL auf jeden Fall. Denn in den Werkstätten wird der gesamte Fuhrpark des Personenverkehrs gewartet und repariert. Das Arbeitsfeld der einzelnen Berufszweige ist weit gefächert und bietet dem Mechatroniker, Elektrotechniker oder Techniker für die Klima- und Heizungssysteme Aufstiegschancen innerhalb des Unternehmens. So umfasst etwa das Berufsfeld des Elektrikers nicht nur Wartungen am elektrischen System der Züge, sondern auch die Elektrik innerhalb von Gebäuden, die Planung, Montage und Wartung neuer Anlagen, Fotovoltaik, bis hin zur Wartung von Radio- und Fernsehantennen mitsamt Verstärker. Auch Mechatroniker und Spezialisten für Kältetechnik lernen teilweise das Handwerk des Elektrikers, denn auch Klimaanlagen sind strombetrieben und werden über komplexe vernetzte Mess- und Regeltechnik gesteuert.

Elektriker werden überall gebraucht
Elektriker werden überall gebraucht Foto: André Feller

Der Einstieg in die neue Laufbahn beginnt mit dem Verfassen eines Motivationsschreibens. Nach Annahme der Kandidatur, denn diese muss die CFL-Leitung überzeugen, müssen die Kandidaten noch Einstellungsgespräche, Eignungstests und arbeitsmedizinische Untersuchungen bestehen. Mit dem Abschluss eines Lehrvertrags beginnt dann die über drei Jahre laufende Berufsausbildung. Züge und Bahntechnik werden für die Berufseinsteiger bald keine Geheimnisse mehr bergen.

Im theoretischen Unterricht lernen die Azubis allgemeine Grundlagen, in der Praxis geht es um die Details im jeweiligen Fachgebiet, etwa der Mechatronik oder Kältetechnik. Auch wenn die Grundlagen die gleichen bleiben, so gilt es in der Praxis alle Züge, seien es diesel- oder elektrisch betriebene, neuer oder älterer Baujahre kennenzulernen. Einen wertvollen ersten Vorgeschmack auf das Berufsleben bietet die Vergütung, die jedem Lehrling während der Ausbildung zusteht.