Statec Handel, Homeoffice und Hochzeiten: So spiegelt sich Luxemburgs Corona-Jahr in Zahlen wider 

Statec  / Handel, Homeoffice und Hochzeiten: So spiegelt sich Luxemburgs Corona-Jahr in Zahlen wider 
DIe Luxemburger Wirtschaft geht besser aus der Krise hervor als die in anderen EU-Ländern Foto: Tageblatt/Chrisitan Muller

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

In seiner neuen Broschüre bietet das Statistikamt Statec einen ungewöhnlichen Rückblick auf Luxemburgs Corona-Jahre 2020/2021. Restriktionen und Einschnitte in das Privatleben haben sich tief in das Gedächtnis der Bevölkerung eingebrannt. Doch relativ schnell kann man feststellen, dass die Prognosen sich bei weitem nicht so arg bewahrheitet haben wie befürchtet.

Luxemburg in Zahlen – 2021. So heißt die in der vergangenen Woche erschienene Broschüre, in der Statec das Jahr 2021 in Ziffern wiedergibt. Doch das Heft ist mehr als nur ein Rückblick. Denn in der trockenen Auflistung, die die Luxemburger Statistikbehörde jedes Jahr seit 1967 veröffentlicht, spiegeln sich dieses Mal auch die Auswirkungen der Pandemie wider.

Die Broschüre beginnt aber mit den Basics: 634.700 Menschen leben Stand 1. Januar 2021 in Luxemburg. Luxemburg-Stadt bleibt mit 124.500 Bewohnern die Gemeinde mit der größten Einwohnerzahl – gefolgt von Esch mit 36.200 und Differdingen mit 27.900 Einwohnern. Die Bevölkerung wächst damit um 8.600 Menschen gegenüber dem Vorjahr. Der Ausländeranteil schrumpft leicht. 2021 lag er bei 47,2 Prozent. Zum Vergleich: Der Spitzenwert wurde 2018 mit 47,9 Prozent erreicht. Lebendgeburten gab es 6.459 im Jahr 2020. Ob das ein Corona-Babyboom ist, erklärt Statec nicht. Aber: Das ist die größte Zahl an Geburten, die das Statistikamt seit 1950 in Luxemburg festgestellt hat. 

Einen Knick hinterließ die Pandemie allerdings: Zwar haben trotz Restriktionen 1.803 Paare geheiratet – das sind jedoch 340 weniger, als das Statistikinstitut im Jahr zuvor verzeichnet hat. Ein Minus von 16 Prozent.

 Quelle: Gouvernement

Traurig sind die Folgen von Covid-19 hinsichtlich der Todesrate. 2019 starben 4.318 Menschen, 2020 waren es 4.609. In 509 Fällen gilt Covid-19 als Todesursache. Für 2021 liegen nur vorläufige Zahlen vor.

Auch auf dem Arbeitsmarkt machte sich die Epidemie bemerkbar – wenn auch weniger deutlich als befürchtet. Im Vergleich zu 2019 stieg die Arbeitslosenquote 2020 nur leicht: von 5,3 auf 6,3 Prozent. Die Zahl  der insgesamt in Luxemburg Erwerbstätigen wuchs sogar: von 465.000 auf 474.300 Die Gesamtwertschöpfung schrumpfte gerade einmal um 0,7 Prozent. 

Woran liegt es jedoch, dass Luxemburgs Wirtschaft nicht stärker abgestürzt ist? Auf Tageblatt-Nachfrage erklärte Bastien Larue von Statec, dass das Land gegenüber den Auswirkungen von Covid-19 tatsächlich mehr Resistenz bewies als andere EU-Länder. Luxemburg besitze viele aktive Dienstleistungsbereiche, in denen man auf Arbeit auf Distanz umdisponieren konnte.

So konnte laut Larue auch eines der wichtigsten Standbeine Luxemburgs – der Finanzsektor – dank Telearbeit noch größtenteils normal weiterfunktionieren. Viele andere Branchen hätten mehr gelitten – doch  sie hätten zu geringes wirtschaftliches Gewicht, um sich stärker auf die Lage Luxemburgs auszuwirken. Laut Larue trägt die Industrie nur sechs oder sieben Prozent der wirtschaftlichen Aktivitäten. Zum Vergleich: In Deutschland seien es 20 Prozent. Auch der Flugverkehr konnte seine Verluste beim Passagierverkehr teilweise durch den Frachttransport abfedern.

Die Auswirkung von Stillstand und Lockdowns spürt jedoch nicht nur Luxemburg. Laut Statec ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in jedem Mitgliedsland der Europäischen Union ins Minus gestürzt. In Luxemburg schrumpfte das BIP im Jahr 2020 um 1,3 Prozent – nach einem Wachstum von 2,3 Prozent im Jahr zuvor. Zum Vergleich: Deutschlands Wirtschaft verkleinerte sich im ersten Corona-Jahr um 4,8 Prozent (2020), Frankreichs Ökonomie um ganze 7,9 Prozent.

Tourismus im Sinkflug

Der Passagierflugverkehr wurde von der Pandemie hart getroffen – am Findel nahmen 2.969 Menschen weniger den Flieger. Dafür verzeichnete Statec im Corona-Jahr jedoch einen deutlich höheren Frachtverkehr am Flughafen – nämlich 905.356 Tonnen, 51.445 Tonnen mehr als im Jahr davor. Freizeitreisen waren auch 2020 möglich. Laut Statec konnten im Corona-Jahr immerhin 70 Prozent der Luxemburger in Urlaub fahren. Im Jahr davor waren es nur 12,7 Prozent mehr. 26,7 Prozent der Reisenden nahmen für die Urlaubsreise den Flieger – das sind deutlich weniger als im Jahr davor, in dem 40,7 Prozent ins Flugzeug stiegen. Umgekehrt boomte die Reise mit dem privaten Fahrzeug – 65 Prozent fuhren 2020 mit dem eigenen Wagen in die Ferien, 2019 waren es 48,9 Prozent.

Im Tourismussektor mussten nicht nur die Fluggesellschaften große Einbußen hinnehmen. 2019 vermeldete Statec 1.165.000 Gästeankünfte in Luxemburg. 2020 schrumpfte diese Zahl auf 656.000. Das ist der Schließung des Horeca-Sektors über mehrere Monate geschuldet. 

Laut Larue schlug die Pandemie in diesem Sektor besonders heftig zu. Die Zahlen seien für den Hotelbetrieb jedoch noch schlechter als für den Restaurantbetrieb. Restaurants erfuhren 2020 durch Einschränkungen und Schließungen einen 30-prozentigen Umsatzrückgang. Hotels und Gaststätten erlitten jedoch einen Umsatzrückgang von 50 Prozent. Geschäftsreisen wurden 2020 stark beschränkt und durch Video-Plattformen ersetzt. Dennoch repräsentiere der Tourismussektor keinen sehr großen Teil der Wirtschaft und  wirke sich deshalb nicht stark auf die Gesamtbilanz aus.

 Quelle: Gouvernement

So arg die Situation für den Hotel- und Gaststättensektor auch war, gibt es auch einen Lichtblick: Für die Umwelt ist nämlich positiv zu vermelden, dass es 2020 weniger Luftverschmutzung gab, obschon mehr Kraftfahrzeuge – insgesamt 520.322 – registriert waren. Dennoch fuhren deutlich weniger Autos auf den Straßen. Verwunderlich ist dies nicht, immerhin haben 2020 Homeoffice und Telearbeit die Arbeitswelt regiert, wie in der von Statec bereitgestellten Grafik gezeigt wird. Ein weiterer Faktor waren nächtliche Ausgangssperren. In der Konsequenz war 2020 das Jahr mit der niedrigsten Unfallrate im Vergleich zu 2000, 2010 und 2019 – mit insgesamt 771 Verkehrsunfällen mit Personenschaden.

 Quelle: Gouvernement