„Halt! Douane“

„Halt! Douane“

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1842, vor 175 Jahren, trat das Großherzogtum Luxemburg dem Deutschen Zollverein bei. 1918, vor fast 100 Jahren, endete nach dem Ersten Weltkrieg die Wirtschaftsunion zwischen den beiden Nachbarländern.

Das Luxemburger Nationalarchiv nimmt diese zwei Jubiläen zum Anlass, um das Dreivierteljahrhundert, in dem sich Luxemburg vom ärmlichen und rückständigen Agrarstaat zu einer wohlhabenden Industrienation entwickelt hat, neu aufzuarbeiten. Die Ausstellung „Halt! Douane – Lëtzebuerg am Däitschen Zollveräin, 1842-1918“ zeigt vom 14. Dezember 2017 bis zum 25. Mai 2018 mehr als 200 Zeitdokumente, Abbildungen und Objekte, überwiegend aus den Beständen des Nationalarchivs, aber auch aus anderen öffentlichen und privaten Archiven sowie aus luxemburgischen und ausländischen Museen, die sich an dem Projekt beteiligt haben.

Eine neue Ausstellungskonzeption des Nationalarchivs lässt dieses Kulturerbe in einem anderen Licht erscheinen und ermöglicht ein besseres Verständnis der wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen zeitgenössischen Geschichte des Landes. Die Ausstellung – in französischer und deutscher Sprache – wird am 13. Dezember um 18 Uhr in Anwesenheit von Guy Arendt, Staatssekretär für Kultur, eröffnet.

Im kollektiven Bewusstsein der Luxemburger ist der Deutsche Zollverein gleichbedeutend mit dem rasanten materiellen Aufstieg, den das Großherzogtum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebt hat.

Lehren für den Brexit aus Luxemburgs Geschichte?

Tatsächlich erzählt die Ausstellung einerseits die Erfolgsgeschichte eines kleinen, abgeschotteten Landes, das sich allmählich dem grenzübergreifenden Austausch geöffnet hat und somit die Grundlage für die Internationalität seines heutigen Handels schuf. Sie versucht aber auch, die Schattenseiten und Risiken aufzuzeigen, denen Luxemburg in dieser Union begegnet ist, insbesondere in den Jahren des Ersten Weltkrieges, als das wirtschaftliche Zusammengehen mit Deutschland zur Existenzbedrohung heranwuchs.
Aufmerksame Forscher

Viele Luxemburger wollten zu Beginn der 1840er-Jahre nicht, dass ihr Land dem Zollverein beitritt. Doch Jahre später möchte die Bevölkerung um keinen Preis mehr auf jenes Bündnis verzichten, das die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Luxemburgs – besonders im goldenen Industriezeitalter um die Jahrhundertwende – ermöglicht hat.
Ein weiteres zentrales Thema der Ausstellung ist das Spannungsfeld zwischen dem Wunsch der Luxemburger, ihre nationale Autonomie innerhalb dieses Gewinn bringenden Wirtschafts- und Zollsystems zu bewahren, und der latenten Sorge, ihre Identität durch den zu großen Einfluss des mächtigen deutschen Nachbarn zu verlieren.

Die Ausstellung hat zum Ziel, die Aufmerksamkeit der Forscher auf die sehr zahl- und abwechslungsreiche Quellenlage zu diesem noch wenig erforschten Thema zu lenken; gleichzeitig möchte sie – im Hinblick auf den Brexit oder die vermehrte Kritik an der europäischen Gemeinschaft – das Bewusstsein der Öffentlichkeit schärfen für aktuelle Fragen wie: Was ist eine Zollunion? Was sind ihre Vor- und Nachteile?